Viktor Orban hat im Gespräch mit der dpa zu der Regenbogen-Thematik geäußert. Foto: AFP/LASZLO BALOGH

Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat sich ausführlich zur Regenbogen-Debatte rund um das EM-Spiel zwischen Deutschland und Ungarn geäußert. Seine Aussagen im Wortlaut.

Berlin - Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban hat an die deutsche Politik appelliert, das Uefa-Verbot für eine Beleuchtung des Münchner EM-Stadions in Regenbogenfarben zu akzeptieren. Hier der Wortlaut seiner Aussagen im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa am Mittwoch:

„In einer idealen, freien Welt sind Frauen gleichberechtigt mit Männern ohne jegliche Einschränkung. Es gibt keinen Rassismus, keinen Antisemitismus und es existiert keine Homophobie. Pädophilie wird aufs Schärfste verfolgt und bestraft. Den uneingeschränkten Schutz von Minderheiten garantiert, wie überall in Europa, der Staat. Die Gesetze zum Schutz von Minderheiten gehören zu den striktesten in Europa.

Rechte von Homosexuellen garantiert

Da, wo diese Idealvorstellung noch nicht realisiert ist, müssen Männer aktiv kämpfen für die Gleichberechtigung der Frauen, ein Christ muss sich gegen Antisemitismus einsetzen und sich schützend vor seine jüdischen Mitbürger stellen. Ein heterosexueller Mensch muss Homosexuelle vor Ausgrenzung, Angriffen und Benachteiligung schützen.

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Im kommunistischen Ungarn wurden homosexuelle Menschen verfolgt. Heute garantiert der Staat nicht nur die Rechte von Homosexuellen, sondern er schützt sie aktiv. Die Freiheit des Einzelnen ist das höchste Gut. Jeder Mensch muss sich selbst frei für seinen Lebensweg entscheiden dürfen - fraglos. Dieses Postulat ist das Erbe unseres Freiheitskampfes gegen die Diktatur.

Aufgabe der Eltern

Aus unserer Sicht ist die Aufklärung der heranwachsenden Kinder eine Aufgabe, die in jedem Fall ins Elternhaus gehört. Wir schützen diese Aufgabe der Eltern. Dagegen ist der Kampf gegen Pädophilie eine Aufgabe des Staates. Er ist hier in der Pflicht, für den besonderen Schutz der körperlichen Unversehrtheit und seelischen Gesundheit der Kinder zu sorgen. Mit dieser Haltung befinden wir uns in der Mitte des europäischen Wertekanons, in der Mitte einer offenen, toleranten Europäischen Union.

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Ob das Münchner Fußballstadion oder ein anderes europäisches Stadion in Regenbogenfarben leuchtet, ist keine staatliche Entscheidung. Auch in Budapest gehören die Regenbogenfarben selbstverständlich zum Straßenbild. Die Freiheit, die wir uns 1989 erkämpft haben, darf nie wieder beschränkt werden.“