Bislang ist die Sache bei den Aktiven klar: erst gibt’s die Gelbe, für Wiederholungstäter die Gelb-Rote Karte. Ab der kommenden Saison könnte die Zeitstrafe als Sanktionsmöglichkeit in den Ligen unterhalb der Oberliga zum Einsatz kommen. Foto: Dedert (Symbolfoto)

Wird im südbadischen Amateurfußball bald die Zeitstrafe eingeführt? Erste Überlegungen dazu gibt es. Unsere Redaktion hat einen Schiedsrichter und Trainer befragt, was sie von der Idee halten. Die Ansichten gehen dabei durchaus auseinander.

Auf dem Fußballplatz kann es auch mal heiß her gehen. Geht es zu weit, muss der Schiedsrichter eingreifen – mit Ermahnungen, Gelben und Roten Karten. Derzeit scheint zudem nicht ausgeschlossen, dass im Amateurfußball bis hoch zur Verbandsliga auch wieder eine Zeitstrafe eingeführt wird.

Die Idee

Schon früher hatten Unparteiische die Möglichkeit, Spieler für zehn Minuten des Feldes zu verweisen. Im Jugendbereich gibt es die Fünf-Minuten-Strafe seit Jahrzehnten, bei den Aktiven wurde sie bereits vor längerer Zeit abgeschafft. Beim Südbadischen Fußballverband (SBFV) laufen derzeit jedoch erste Überlegungen, sie wieder einzuführen – die Möglichkeit ist den Landesverbänden durch den DFB unterhalb der fünften Liga gegeben worden. Die Zeitstrafe wäre dann ein zusätzliches Mittel, um Spieler zu sanktionieren – etwa wenn das Vergehen eines bereits gelb-belasteten Kickers zu gering für einen Platzverweis wäre. Beispiele wären kleinere Unsportlichkeiten, Rudelbildungen, leichte Schubser und ähnliches. Eine genaues Regelwerk gibt es jedoch noch nicht.

Das sagt der Verband

Spruchreif ist noch nichts, heißt es von SBFV-Geschäftsführer Johannes Restle. "Wir sind aktuell dabei ein Meinungsbild in den einzelnen Ausschüssen sowie bei den Vereinen einzuholen", so der Verbandschef auf Nachfrage unserer Redaktion. Je nachdem wie die Reaktionen auf die Idee ausfallen würden, könne dann ein Antrag für den Verbandstag 2023 gestellt werden. Ein Einführung der Zeitstrafe im südbadischen Amateurfußball wäre demnach frühestens zur kommenden Saison möglich.

Das sagt ein Schiedsrichter

Der Offenburger Bezirksschiedsrichterobmann Wilfried Pertschy kann sich noch gut daran erinnern, als die Zeitstrafe im Amateurfußball noch genutzt wurde. "Das Konzept hat sich damals bewährt, im Elsass gibt es das ja immer noch", sagt der Schiedsrichter. Er und viele seiner Kollegen hätten damals bedauert, dass die Zeitstrafe abgeschafft wurde, so Pertschy weiter. Denn die Unparteiischen bekommen so ein weiteres Mittel an die Hand. "Man kann dann mal einen Spieler für zehn Minuten rausschicken, um sich wieder abzukühlen", erklärt Pertschy den Nutzen aus Schiedsrichter-Sicht. Spieler könnten an der Seitenlinie Adrenalin abbauen und auch von außen beruhigt werden. Er als Schiedsrichter wäre daher ein Befürworter der Zeitstrafe im Amateurfußball, so Pertschy.

Das sagen Trainer

Domenico Bologna, Coach beim Verbandsligisten SC Lahr, kann der Idee nicht viel abgewinnen. "Damit verändert man den Fußball", sagt er und glaube, dass man sich mit der Einführung der Zeitstrafe "keinen Gefallen" tun würde. Er stellt sich vor allem die Frage der Umsetzung: "Wer stoppt die Zeit, für was gibt es die Zeitstrafe, wo darf der Spieler dann wieder rein?" All diese offenen Fragen lassen ihn zu dem Schluss kommen: "Ich halte davon nichts."

Deutlich positiver sieht Christian Saban, Trainer beim Landesligisten SV Rust, die Idee. Er kennt die Zeitstrafe noch aus seiner aktiven Zeit als Spieler und musste das ein oder andere mal vom Feld, wie er schmunzelnd erzählt. "Mir würde das gefallen, so kann der Spieler mal zehn Minuten den Kopf freimachen." Denn manchmal sei eine Rote Karte einfach eine zu harte Entscheidung – gerade für solche Fälle würde er die Einführung der Zeitstrafe begrüßen.

Florian Ey vom Bezirksligisten FV Sulz steht der Zeitstrafe eher neutral gegenüber. "Wenn sich das durchsetzen sollte, muss man damit leben. Etwas Neues muss ja nicht unbedingt schlecht sein", sagt er – auch wenn er persönlich noch nicht sofort Feuer und Flamme für die Idee sei. Es gebe aber Fälle, in denen es sinnvoll sein könnte, dass ein Fußballer nicht sofort für das restliche Spiel vom Feld gestellt werden müsse.