Die geplanten Änderungen des Bundesgesundheitsministers Karl Lauterbach sollen das Angebot auf dem Land und die Versorgung sicher stellen. Zudem soll es einfacher sein, Zweigstellen aufzumachen. Bei Apothekern stößen die Reformpläne auf Gegenwehr.
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant mit der Apothekenreform, die Versorgung der Bürger sicherzustellen und mehr Apotheken aufs Land zu bringen. „Die geplanten Apotheken-Light werden das Problem nicht lösen“, sagt die Apothekerin Sarah Pfister. Es werde dadurch für Apotheken kein zusätzlicher Anreiz geschaffen aufs Land zu gehen. Vielmehr werde es für große Player einfacher, kleine Zweigstellen aufzubauen. Denn anders als bisher müsste in den geplanten Zweigstellen kein Apotheker sondern nur eine Pharmazeutisch-technische Assistentin (PTA) vor Ort sein. Ein Apotheker könne dann bei Bedarf von der Hauptapotheke per Video zugeschaltet werden, so die Idee. Diese kleinen Zweigstellen – auch Apotheken-Light genannt – auf dem Land zu eröffnen, bleibe aber wirtschaftlich unattraktiv und mit hohem Aufwand verbunden.
Ärzte müssen aufs Land gebracht werden
„Wenn keine Ärzte auf dem Land sind, ist es auch für Apotheken unattraktiv dort hinzugehen“, erklärt Pfister beim Besuch der Bundestagsabgeordneten Chantal Kopf (Grüne) in der Fontane Apotheke in Freiburg. Außerdem sei durch die Reformpläne nicht sichergestellt, dass die Zweigstellen da aufmachen, wo sie auch gebraucht würden, so Pfister. Dort müsste man auf jeden Fall noch mal nachbessern. Diesen Hinweis nimmt die Abgeordnete Kopf mit nach Berlin.
Zudem sei auch der Fachkräftemangel ein großes Thema. So gebe es einen Mangel an PTA und Apotheken könnten beim Gehalt nicht mit Pharmaunternehmen oder großen Kliniken wie der Uniklinik mithalten, so Pfister. Auch könne man nicht voraussetzen, dass alle PTA die Anforderungen erfüllen, die kleinen Zweigstellen mit sich bringen würden. „Ein Apotheker hat fünf Jahre Pharmazie studiert, eine PTA eine dreijährige Ausbildung absolviert“, zeigt Pfister auf. Da könne man nicht den selben Wissensstand voraussetzen. Dieses Wissen sei aber bei der Beratung von Kunden und bei Rückfragen notwendig. Auch der Wegfall der Labore in Zweigstellen sei nicht die Lösung. So habe man lange Anfahrtswege für hergestellte Medikamente, was weiteres Personal und Kosten binde.
Zwar soll die Vergütung pro Rezept von derzeit 8,35 Euro in zwei Schritten auf 9 Euro angehoben werden, parallel soll aber auch die prozentuale Vergütung von derzeit drei Prozent schrittweise auf zwei Prozent fallen. Ein Ausgleich für die gestiegenen Kosten und den gestiegenen bürokratischen Aufwand stelle dies aber nicht dar.
Reform hat auch positive Seiten
Es gebe aber auch positives, das die Reform mit sich bringe. So sollen in diesem Zuge auch die Öffnungszeiten gelockert werden. Statt der Vorgabe, werktags von 8 bis 18.30 Uhr offen zu sein, sollen es künftig sieben Stunden während der ortsüblichen Geschäftszeiten sein. Samstags sollen es statt fest von 8 bis 14 Uhr künftig eine entsprechende Spanne von vier Stunden geben.
Auch das Impfangebot sollen Apotheken ausweiten können. „Wir bieten aktuell noch Corona-Impfungen an, werden das aber mangels Nachfrage bald einstellen. Grippeschutzimpfungen werden wir auch weiterhin anbieten“, erklärt Pfister. Diese werden gut nachgefragt. Generell könne sie sich auch weitere Impfungen in ihrer Apotheke vorstellen, vorausgesetzt, dass sie damit den Arztpraxen keine Konkurrenz mache und es vom Aufwand her zu leisten sei.