Dem Beschuldigten droht nach Angriffen mit einem Hammer die dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie. Foto: Niklas Graeber/dpa

Nach einem Spiel bei der Fußball-EM in Hamburg bedroht ein Mann Menschen auf der Reeperbahn mit einem Hammer und einem Brandsatz. Polizisten schießen auf ihn. Vor Gericht gesteht er zwei Taten.

Hamburg/Buchholz - Ein dramatischer Zwischenfall an der Reeperbahn während der Fußball-EM wird jetzt am Landgericht Hamburg aufgearbeitet. Der Beschuldigte aus dem niedersächsischen Buchholz in der Nordheide soll am 16. Juni am Rande eines Fanmarsches nach dem Spiel Niederlande gegen Polen mit einem Schieferhammer und einem Molotowcocktail auf einen Polizisten und einen Passanten losgegangen sein. Die Beamten stoppten den 39-Jährigen mit zwei Schüssen in die Beine, bevor er den Brandsatz zünden konnte.

 

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 39-jährige Deutsche psychisch krank und schuldunfähig ist. In dem sogenannten Sicherungsverfahren geht es um seine mögliche Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik. Bislang ist er nur vorläufig eingewiesen.

Angriff auf Mann in öffentlicher Toilette

In dem Prozess wird noch ein zweiter Vorfall verhandelt, den der Beschuldigte wie die erste Tat in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung einräumte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft schmierte der 39-Jährige am 19. Januar 2024 ein Hakenkreuz, seinen Namen und einen judenfeindlichen Spruch an die Tür einer Herrentoilette in Buchholz. Als ein anderer Mann die Toilette betrat, kam es zum Streit. Der Beschuldigte beschimpfte ihn als "Hurensohn" und "Scheiß-Ausländer", schlug ihm ins Gesicht und trat auf seinen Kopf ein, als er zu Boden ging. 

Dem Angegriffenen gelang es, in eine Toilettenkabine zu flüchten und sich einzuschließen. Der 39-Jährige schlug von außen mit einem Schieferhammer gegen die Tür und warf einen brennenden Feuerwerkskörper in die Kabine, der die Jacke des Mannes beschädigte. Der Angegriffene rief währenddessen die Polizei. 

Den Beamten war der 39-Jährige bereits bekannt. Zweimal hatten sie ihn an jenem Morgen schon ermahnt, unter anderem weil er laut auf der Straße geschrien hatte, wie einer der Polizisten als Zeuge berichtete. Sie nahmen den 39-Jährigen fest. 

Angeklagter vorbestraft

Im laufenden Prozess wird dem Buchholzer versuchter Totschlag in zwei Fällen, Verstoß gegen das Waffengesetz, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Bedrohung und das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen vorgeworfen. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin ist der Beschuldigte wegen einer anderen Tat vorbestraft. Das Gericht hat sechs weitere Verhandlungstermine angesetzt, das Urteil könnte am 19. Dezember verkündet werden.