Seit Anfang August ist der Recyclinghof auf dem Nagolder Eisberg geschlossen. Foto: Fritsch

Eine Entscheidung über die Zukunft des Recyclinghofes auf dem Nagolder Eisberg wird frühestens zum Jahresende fallen. Das teilt die AWG auf Nachfrage mit.

Der Recyclinghof auf dem Eisberg in Nagold ist seit 6. August geschlossen. Ob, wann und in welcher Form der Betrieb der Einrichtung fortgeführt wird, scheint derzeit offen zu sein. Anfang September hatte Christian Gmeiner, Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG), auf Anfrage hin mitgeteilt, dass dies intern erörtert werde.

 

Nach dem Stand dieser Erörterung gefragt, erklärt Gmeiner nun: „Die Abwägung findet derzeit unter Einbeziehung unserer Gremien – Aufsichtsrat und Umweltausschuss beziehungsweise Kreistag – statt. Dieser Prozess ist im Gange und wird aber nach unserer Einschätzung bis mindestens Jahresende andauern.“

Geschlossen wurde der Recyclinghof Anfang August mit der Erklärung, dass ein akuter Personalmangel bestehe. Nachfragen zeigten, dass sich die AWG von den Mitarbeitern getrennt hatte, nachdem Nachforschungen finanzielle Unregelmäßigkeiten ergeben hätten. Treffen diese Vorwürfe zu, hatten Mitarbeiter durch abweichende Mengenangaben Geld abgezweigt.

Allgemein merkt Gmeiner auf die Anfrage der Redaktion an, „dass die Schließung eines Hofes naturgemäß bei unserer Kundschaft, die diesen Hof schwerpunktmäßig angefahren hat, zu Änderungen führt, die aus Sicht der Kundschaft zunächst unerwünscht sind und welche hinterfragt werden.“

Komfort versus Gebührenbelastung

Es sei aber Aufgabe, das Dienstleistungsangebot auch im Hinblick auf dessen Gebührenwirksamkeit für alle – also nicht nur diejenigen, die in Nagold angeliefert haben – zu hinterfragen. Im Kern gehe es um eine Abwägung des gegebenenfalls eingeschränkten Komforts einiger mit einer gebührendämpfenden Wirkung für alle Gebührenzahler im Landkreis Calw.

Man habe einige Rückmeldungen aus dem Kundenkreis, die aber weniger als Kritik zu verstehen gewesen seien, sondern vielmehr als Nachfrage zu Alternativen und zu Dauer der Schließung. „Natürlich gab es aber eher vereinzelt auch Kritik, die sich auf Mehraufwendungen der Kundschaft aus verlängerten Wegen oder sonstigen geänderten Abläufen bei der Kundschaft bezieht“, sagt Gmeiner.

Reaktionen von Lesern

Auf die vorausgegangene Berichterstattung hatten sich auch Leser an die Redaktion gewandt – in diesen Fällen mit deutlicher Kritik. Zu diesen gehörte Peter Löffler aus Wildberg, der die Vorgänge als „ungeheuerlich“ bezeichnete. Wie bei Post, Sparkassen und anderen werde man auf den langsamen Rückzug vorbereitet. Er habe früher Fahrten nach Nagold mit anderen Dingen kombinieren können, nun müsse er gesondert Strecken nach Walddorf oder Oberhaugstett in Kauf nehmen.

Aus Nagold hatten sich Nutzer in sozialen Netzwerken auf die Berichterstattung hin mehrheitlich auf die Umstände der Schließung fokussiert. In Gesprächen der Redaktion mit Gartenbesitzern wurde die Schließung zwar bedauert, aber angesichts der Alternative Walddorf nicht als schwerwiegend bewertet.

Alternativen zu Nagold

„Kunden aus dem Bereich Wildberg haben auf den Eisberg eine Entfernung von 16 Kilometern beziehungsweise 17 Minuten Fahrt. Nach Walddorf beträgt die Entfernung 17 Kilometer beziehungsweise 19 Minuten, was wir für durchaus zumutbar halten“, erklärt Gmeiner zu den Entfernungen.

Eine weitere Möglichkeit bestehe zur Anlieferung auf dem Recyclinghof Oberhaugstett. Da betrage die Fahrtdauer sogar nur elf Minuten in elf Kilometern Entfernung.

Sind andere Höfe stärker belastet?

Auf die Frage, ob es nun andernorts eine Mehrbelastung gebe, speziell im Herbst, sagt Gmeiner: „Ein nicht aufzulösender Sachverhalt beim Betrieb der Höfe ist die Tatsache, dass gerade Grüngut in Zeiten der Vegetationsphase beziehungsweise des Rückschnitts immer und überall (auch andere Landkreise) ein Thema ist. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Anlieferung am Freitagnachmittag und am späteren Samstagvormittag. Zu diesen Zeiten ist je nach Witterung immer Stoßbetrieb mit Wartezeiten. Hier geraten die Anlagen von ihren Platzverhältnissen und ihren Kapazitäten an ihre Grenzen, die auch mit mehr Personal nicht zu vermeiden sind.“

Warteschlange vor dem Recyclinghof in Walddorf. Foto: Hofmann

Deshalb versuche man durch gegenüber anderen Landkreisen mit mehr Öffnungstagen und Öffnungszeiten gegenzusteuern. Am Mittwoch kündigte die AWG so an, den Hof in Walddorf ab dem 18. Oktober zunächst testweise bis zum Jahresende samstags bis 16 Uhr zu öffnen.

„Natürlich muss erwartet werden, dass die Schließung des Hofes Nagold zu einer höheren Anlieferungszahl auf den nächstgelegenen Höfen führt. Aufgrund der saisonalen und witterungsbedingten Einflüsse lässt sich der diesbezügliche Umfang nur langfristig ermitteln. Mit Ausnahme der erwähnten Stoßzeiten sollte dies aber für die Kundschaft weniger spürbar sein.“

Gewerbliche Kunden, sofern sie denn nennenswert mehr Abfälle als private Haushaltungen hätten, verfügten in der Regel über ein Abfallerfassungssystem in Form größerer Behälter, die auf dem Betriebsgelände stehen und bei entsprechendem Füllstand durch gewerbliche Unternehmen abgeholt würden, sagt Gmeiner.

Das sagt Nagolds OB

Nagolds Oberbürgermeister Jürgen Großmann äußerte sich auf Anfrage zurückhaltend in Sachen Recyclinghof. Klar sei, dass man die Einrichtung in Nagold schätze und sie gerne genutzt werde. Als Stadt wolle man aber jetzt nicht auf den laufenden Prozess einwirken. AWG und Umweltausschuss sollten das Thema sachlich erörtern können.