Der Ostflügel der Realschule (links im Bild) wurde am Freitag offiziell eingeweiht. Dabei wurde auch bekannt: Das Projekt war sogar Gegenstand eines Rechtsstreits mit dem Land. Foto: Info

Zwei Jahre Bauzeit, 10,3 Millionen Euro Kosten: Die Teilsanierung der Realschule Calw war ein Mega-Projekt – und Anlass für eine Klage gegen das Land. Eine Seite hatte am Ende Pech.

Die Stadt Calw hatte am Freitag Grund zu feiern. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit durfte der Ostflügel der Realschule offiziell eingeweiht werden.

 

In Betrieb ist das Gebäude bereits seit Schuljahresbeginn. Und ganz günstig war es auch nicht: Rund 10, 3 Millionen Euro kostete die grundlegende Sanierung. Doch nicht nur das.

Es habe auch „viele graue Haare gekostet, dieses Projekt umzusetzen“, erklärte Calws Oberbürgermeister Florian Kling im Rahmen des Festaktes am Freitagvormittag. Was wiederum mit den rein finanziellen Kosten zu tun hatte. Und mit den Zuschüssen seitens des Landes Baden-Württemberg.

Trotz Corona Investition in Realschule beschlossen

Denn mitten in der Hochphase der Corona-Pandemie – „das war ’ne richtig harte Zeit“, so Kling – hatte der Calwer Gemeinderat begonnen, sich mit diesem Projekt auseinanderzusetzen. Und trotz der schwierigen Lage keine Haushaltssperre beschlossen, sondern gesagt: „Wir investieren.“

Ein Machbarkeitsstudie bezifferte die Höhe der Investitionen dabei im Sommer 2021 auf etwa 8,4 Millionen Euro.

Anfang des Jahres 2023 sah das jedoch anders aus. Rund 10,3 Millionen Euro standen da für das Projekt unterm Strich. Eine Kostensteigerung von 22,5 Prozent – was allerdings sogar noch unter dem Durchschnitt für diesen Zeitraum lag. Neben marktbedingten Faktoren spielten jedoch auch zusätzliche notwendige Maßnahmen eine Rolle. Etwa dass auch Teile des Gebäudes F mit saniert werden sollten.

Und es gab noch eine schlechtere Nachricht in jener Sitzung des Bauausschusses im Februar 2023: dass die bewilligten Fördermittel nicht so hoch ausfallen wie geplant.

Darauf kam nun auch Oberbürgermeister Kling in seiner Rede zur Einweihung zu sprechen. Dann eigentlich sei es seinerzeit Standard gewesen, dass das Land 33 Prozent der förderfähigen Kosten zuschieße. Calw bekam für die Realschule jedoch nur 15 Prozent. Und „verlor“ entsprechend etwa 1,6 Millionen Euro.

Ursache des Ganzen seien die durch Corona und den Ukraine-Krieg massiv gestiegenen Baukosten gewesen – bei gleich bleibenden Förderbedingungen.

Oberbürgermeister Florian Kling sprach bei der Einweihung der Realschule auch über die Klage gegen das Land Baden-Württemberg. Foto: Thomas Fritsch

Die Stadt verklagte daher sogar das Land Baden-Württemberg, berichtete Kling. Andere Städte verklagten sich in dieser Zeit gegenseitig. Eine Folge davon war ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg im Jahr 2022, das für umliegende Kommunen eine Pflicht sah, sich an Schulbaukosten zu beteiligen – sofern Kinder aus der eigenen Kommune die betroffene Schule besuchen.

Beispielsweise die Stadt Neubulach hatte 2023 einen Teil der Baukosten der Altensteiger Friedrich-Boysen-Realschule übernommen.

Einfach Pech – oder zu früh mit der Sanierung angefangen

Die Stadt Calw verlor ihre Klage gegen das Land unterdessen, erzählte Kling. Doch sie habe damit ein Zeichen gesetzt.

Rund ein Jahr später wurde die Förderung wieder angehoben. Calw hatte so gesehen einfach Pech – oder, wie Kling halb im Scherz meinte, eben zu früh mit der Sanierung angefangen.