Jeder zweite Akademiker traut der künftigen Bundesregierung einen Kurswechsel zu. Allerdings befürchtet jeder Fünfte einen Jobverlust durch Rechtsruck, wie eine Studie zeigt.
Ein sicherer Arbeitsplatz ist für 89 Prozent und damit die Mehrheit der Beschäftigten wichtig. Jeder Zweite traut der künftigen Bundesregierung sogar zu, dass sie den richtigen Rahmen für den wirtschaftlichen Aufschwung schaffen kann, wie eine repräsentative Arbeitszufriedenheits-Studie zeigt.
Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Personaldienstleisters Avantgarde Experts in Deutschland mehr als 1100 Beschäftigte mit akademischer Ausbildung befragt. Dabei zeigt sich, dass kontroverse Meinungen, eine weltweit angespannte politische Lage und der Erfolg populistischer Parteien auch vor dem Job nicht halt machen. 20 Prozent der Befragten sind durch den weltweiten Rechtsruck verunsichert, was ihre Arbeitsplatzsicherheit angeht. 40 Prozent forderten zugleich, dass sich Firmenchefs in Deutschland viel sichtbarer und aktiver zu Parteien und Politikern positionieren sollten.
Allerdings gibt es je nach Branche Unterschiede. Mehr als 90 Prozent der Befragten aus der Energiebranche befürworten eine klare Haltung, in der IT-Branche sind es dagegen nur 45 Prozent, in der Mobilitätsbranche wiederum 53 Prozent. Auf die Frage, wie sich das Verhältnis zum eigenen Chef oder der Chefin ändern würde, wenn dieser oder diese öffentlich eine politische oder kontroverse Meinung vertritt, die man selbst nicht teilt, antworteten 39 Prozent der Befragten, dass sie in dem Fall das Gespräch suchen würden.
Mehrheit will Job nicht wechseln
Laut Umfrage ist die Jobzufriedenheit in Deutschland hoch. Mehr als 80 Prozent der Befragten sind eher bis sehr zufrieden mit ihren aktuellen Arbeitsbedingungen. In der IT-Branche ist die Zufriedenheit gesunken (von 92 auf 86 Prozent). Spitzenreiter ist die Energiebranche mit 95 Prozent, Schlusslicht ist die Mobilitätsbranche mit 77 Prozent Zufriedenheitswert. Darin spiegelt sich, dass die Krise in der Auto- und Zulieferindustrie auf die Stimmung der Beschäftigten drückt.
61 Prozent der Befragten planen keinen Jobwechsel in den nächsten sechs Monaten. „In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit sind Arbeitnehmende grundsätzlich weniger wechselwilliger“, sagt Philipp Riedel. Doch nach wie vor seien Arbeitgeber gefragt, durch attraktive Rahmenbedingungen zu überzeugen. Klar sei, „wer jetzt die besten Köpfe bindet und gewinnt, hat beim nächsten wirtschaftlichen Aufschwung einen klaren Wettbewerbsvorteil“, so Riedel.
Dienst nach Vorschrift trifft auf Unterforderung
Die drei Top-Faktoren für Arbeitszufriedenheit sind laut Umfrage das Gehalt (51 Prozent), flexible Arbeitszeiten (33 Prozent) und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun (27 Prozent). Ein weiteres Ergebnis der Studie: Überstunden und die Extrameile, um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln, sind Fehlanzeige. Die Befragten sind überzeugt, dass mehr als die Hälfte der direkten Kollegen und Kolleginnen nicht alles im Job geben. Laut Befragten macht ein Großteil überwiegend oder ausschließlich Dienst nach Vorschrift (insgesamt 47 Prozent). Zudem seien nur 42 Prozent mit ihrer aktuellen Aufgabe ausgelastet.
Die Umfrage, die am 6. Mai veröffentlicht wurde, bezieht sich auf März 2025, wobei es um unterschiedliche Aspekte von Jobzufriedenheit und Arbeitswelt ging.