Das ZDF steht in der Kritik wegen der Liveübertragung der Reanimation von Christian Eriksen. Foto: dpa/Wolfgang Rattay

Der Deutsche Journalisten-Verband kritisiert das ZDF dafür, „dass bei der Live-Übertragung im Fernsehen lange Zeit die Reanimation des Fußballers gezeigt wurde.“

Berlin - Die Berichterstattung über das EM-Spiel zwischen Dänemark und Finnland hat Kontroversen ausgelöst. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verlangte vom ZDF Aufklärung darüber, dass die Reanimation des dänischen Fußballspielers Christian Eriksen am Samstagnachmittag live übertragen wurde. ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann wies auf twitter die Kritik zurück, nicht angemessen berichtet zu haben.

Beim EM-Spiel Dänemark gegen Finnland war Eriksen auf dem Platz zusammengebrochen und musste notärztlich versorgt werden. Um den Spieler vor der Fernsehübertragung zu schützen, bildete seine Mannschaft einen Kreis um ihn.

ZDF weist Vorwürfe zurück

Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall nannte es am Samstagabend „unerträglich, dass bei der Live-Übertragung im Fernsehen lange Zeit die Reanimation des Fußballers gezeigt wurde. Das ist unverantwortlich und widerspricht der journalistischen Ethik“. Journalismus dürfe nicht derart voyeuristisch sein. „Das ZDF ist in der Pflicht, diese eklatante Fehlentscheidung aufzuarbeiten.“

ZDF-Sportchef Fuhrmann erklärte, der Sender sei mit dem tragischen Zwischenfall verantwortungsvoll umgegangen. Bela Rethy habe einfühlsam aus dem Stadion reportiert, die Kollegen im Studio hätten die richtigen Worte gefunden, erklärte er. Er könne auch keine Kritik an der internationalen Regie der Uefa üben. Als sich das Ausmaß der schweren Verletzung abgezeichnet habe, habe es keine Nah-Einstellungen oder andere unpassende Bilder gegeben.

Kritik auch an genereller Fortsetzung des Spiels

Unterdessen haben die früheren Fußball-Weltmeister Christoph Kramer und Per Mertesacker die generelle Fortsetzung des EM-Spiels zwischen Dänemark und Finnland nach dem Zusammenbruch von Christian Eriksen kritisiert. „Da liegt der Fehler meiner Meinung nach bei der UEFA, die sagen muss: Wir haben eine weitere Sicht dazu, da wird heute nicht mehr gespielt. Ich weiß nicht, wer da eine andere Meinung haben kann“, sagte Kramer am späten Samstagabend im ZDF.

Das Spiel wurde nach mehr als anderthalb Stunden Unterbrechung wieder angepfiffen. Die Entscheidung, das Spiel noch am Samstagabend fortzusetzen, fällten nach übereinstimmenden Aussagen beide Mannschaften.

„Die Frage ist, kann einer von denen in diesem Moment einen klaren Gedanken fassen“, sagte Kramer dazu. „Da sage ich einfach: Nein. Da ging es heute nicht um Fußball. Dann finde ich: Emotionen erstmal sacken lassen, eine Nacht drüber schlafen, dann kann man es immer noch spielen.“

In einem ersten Interview nach der Partie sagte Dänemarks Trainer Kasper Hjulmand einer Übersetzung im ZDF zufolge sichtlich ergriffen: „Wir hatten einen der unseren, der am Boden lag und um sein Leben kämpfte. Das bedeutet, dass Fußball völlig sinnlos wird. Wir sind froh, dass es ihm gut geht.“ Dazu sagte Mertesacker: „Wenn man das Interview im Nachgang hört, dann fragt man sich, warum die noch gespielt haben. Das ist meine Frage. Ich kann es nicht begreifen.“