Heute heißt die Einrichtung noch „Realschule Neuried“ – dies soll sich aber ändern Foto: Archiv

Dass die Bildungseinrichtung in Ichenheim keinen eigenen Namen trägt, darüber beklagen sich seit Jahren die Schüler. Der Wunsch der Jugendlichen könnte sich bald erfüllen.

Seit Jahrzehnten beschäftigt der Name der Realschule – oder eben der nicht mehr vorhandene Name – die Gemeinde. So hieß die Bildungseinrichtung bis 1997 „Erwin-Baur-Schule“, bis der Name entzogen wurde (siehe Info). Von da mussten die Jugendlichen auf die Frage, welche Schule sie besuchten, mit „Realschule Neuried“ antworten – und das ist ihnen seither ein Dorn im Auge. Denn, wie es in der jüngsten Ratssitzung von Jugendgemeinderätin Laura Jockers erklärt wurde, sei dies alles, nur nicht identitätsstiftend und würde lediglich die Schulart und der Schulort beschreiben.

 

In die Sitzung am Mittwochabend war Jockers mit weiteren Vertretern des Jugendgemeinderats sowie Verbindungslehrer Michael Gross in die Gemeinderatssitzung gekommen, um dort einen dritten Anlauf in Sachen Namensgebung für die Schule zu nehmen. Zwei Versuche in den Jahren 2007 sowie 2020 die Namensgebung wieder aufzunehmen, scheiterten.

„Das Thema wird nicht leiser. Der Wunsch ist nach wie vor da“, betonte Gross. So habe sich 2024 die SMV an den Jugendgemeinderat gewandt und dieser wiederum habe erneut Gespräche mit Bürgermeister Tobias Uhrich und den Ortsvorstehern aufgenommen.

Nicht alle Gemeinderäte unterstützen das Vorhaben der Schüler

Die Vertreter des Jugendgemeinderats trugen die Gründe, warum es wichtig sei, einen eigenen Namen für die Schule zu erhalten, vor: Schüler könnten sich mit einem Schulnamen besser identifizieren und es würde den Gemeinschaftssinn durch bessere Erinnerung an die Schulzeit steigern. Außerdem könne ein Schulname ausdrücken, für welche Werte, Leitlinien und Ziele die Einrichtung stehe und er könne positive Assoziationen hervorrufen, die motivieren. „Die Namensgebung als Prozess stärkt den Gedanken, dass Schüler mitgestalten und mitbestimmen können. Dies wiederum stärkt den Demokratiegedanken von Seiten des Schulträgers“, sagte Gross.

Letzteres Argument überzeugte den Großteil des Gemeinderats. „Ich finde es klasse, dass sich junge Menschen einbringen, für das, was ihnen wichtig ist. Das ist gelebte Demokratie an der Basis“, sagte Michaela Karl (UL). Dieses Lob unterstrichen auch die Fraktionskolleginnen Bettina Dürr und Franziska Hog. Dass die Schüler so „beharrlich dran bleiben“, müsse unterstützt werden fand Uta Adam (FW). Sie wünsche sich nur, dass der künftige Name zeitlos wird und man die Region darin finde. Und genau das war für Friedhelm Tscherter (SPD) das entscheidende Kriterium, weshalb er nicht für eine Veränderung des Namens stimmte: „Realschule Neuried – man weiß, was es ist und wo es ist. Mit einem Namen einer Persönlichkeit beispielsweise geht das verloren.“

Die kommenden Wochen wird die Namenssuche beworben

Bei zwei Gegenstimmen hat sich der Gemeinderat für den Prozess zur Findung eines Schulnamens für die Realschule Neuried ausgesprochen. So wird nun in den kommenden Wochen die Namenssuche beworben – unter anderem über Social Media und in der Schule selbst. Dann wird es eine erste Vorauswahl durch die SMV, den Jugendgemeinderat und Vertreter der Gemeinde geben. Eine Jury, bestehend aus Ortsvorstehern, Gemeinderat, Jugendgemeinderat, Bürgermeister, Schulleitung, Kirchenvertreter, Schülersprecher und Verbindungslehrer werden sich dann auf einen Namen einigen und diesen der Schulkonferenz vorstellen. Letztlich wird der Gemeinderat dann den neuen Namen beschließen.

Erwin-Baur-Schule

Bis in das Jahr 1997 trug die Einrichtung den Namen „Erwin-Baur-Schule“, bis der Name entzogen wurde. Grund war eine nachgeschichtliche Überprüfung mit der namentragenden Persönlichkeit. Erwin Baur ist ein im Jahr 1875 in Ichenheim geborenen Arzt, Botaniker, Züchtungsforscher und „Rassenhygeniker“. Wegen seiner Nähe zu den Nationalsozialisten wurde der Schulname für untragbar angesehen. Seither wird die Einrichtung „Realschule Neuried“ genannt.