Lange ist kein Zug mehr auf den alten Schienen gefahren. Die Reaktivierung muss zügig gehen und wird teurer. Foto: Marschal

Es hat sich bereits abgezeichnet: Die Reaktivierung der Talgangbahn wird teurer. nach aktuellem Planungsstand summieren sich die Gesamtkosten auf 124,6 Millionen Euro.

Albstadt - Dass so ein Mammutprojekt wie die Reaktivierung der Talgangbahn nicht günstig wird, lag auf der Hand. Schließlich standen einmal 56,7 Millionen Euro im Raum – doch das war 2014. Ausgehend vom Preisstand 2016 hat man dann die Kosten auf das Jahr 2022 hochgerechnet und etwa geänderte Anforderungen für Bahnübergänge und technische Sicherungen miteinbezogen und kam dann auf eine korrigierte Summe von 74,1 Millionen Euro.

Nun geht das Jahr 2022 zu Ende und Ordnungsamtsleiterin Michaela Maier hat dem Gemeinderat am Donnerstagabend den Stand der Dinge unterbreitet: Die aktuelle Kostenschätzung, basierend auf dem Preisstand von 2022, fällt dann um einiges höher aus. Mittlerweile werden die Gesamtkosten für die Reaktivierung der Talgangbahn auf 124,6 Millionen Euro geschätzt.

Wer bezahlt das alles?

Die Frage ist nun: Wer bezahlt das alles? Laut Kostenschlüssel entfallen auf die einzelnen Beteiligten im Zweckverband Regional-Stadtbahn Neckar-Alb bestimmte Finanzierungsanteile: Aktuell kann davon ausgegangen werden, dass von den Zweckverbandsmitgliedern – den Landkreisen Tübingen und Reutlingen, den Städten Tübingen und Reutlingen und dem Zollernalbkreis – insgesamt 15,6 übernommen werden müssen. Davon entfielen 12,2 Millionen Euro auf den Zollernalbkreis.

Für die Stadt Albstadt hat die Kostensteigerung allerdings keine Auswirkungen – sie zahlt weiterhin keinen einzigen Euro. Die Planungs- und Baukosten, die originär mit der Reaktivierung der Talgangbahn zusammenhängen, werden vom Kreis bezahlt – so hat es der Kreistag im März beschlossen.

So schnell wie möglich

Allerdings gab Maier zu bedenken, dass es lediglich eine Momentaufnahme ist, die Vorplanungen sind noch nicht gänzlich abgeschlossen; damit wird aber zum Jahresende respektive Anfang 2023 gerechnet.

Die Talgangbahn soll so schnell wie möglich reaktiviert werden, und das noch bevor die Zollernbahn elektrifiziert ist. Wenn alles gut läuft, könnte die Talgangbahn bereits 2030 in Betrieb gehen.

Denn die Elektrifizierung der Zollernbahn ist ein planungsaufwändiges Projekt, das seine Zeit benötigt. Doch in Sachen Talgangbahn bedeutet Zeit tatsächlich Geld. Das Land Baden-Württemberg hat in Aussicht gestellt, die Betriebskosten der ersten 100 Bahnkilometer, die landesweit reaktiviert werden, vollumfänglich zu übernehmen. Da ist klar, dass Albstadt da die Nase vorn haben möchte. Denn die Betriebskosten, die müsste die Stadt Albstadt übernehmen – es sei denn, sie gewinnt das "Windhundrennen", dann würde das Land den Standard bezahlen. Die Mehrkosten für eine engere Taktung müsste Albstadt hingegen selbst aufbringen, ebenso wie die Kosten für Maßnahmen bezüglich der Haltestellen.

Der Antrag auf Aufnahme in das Förderprogramm wurde laut Maier unmittelbar nach dem Gemeinderatsbeschluss im Juli gestellt. Die Antwort des Verkehrsministeriums lasse jedoch noch auf sich warten. Bei Antragstellung sei der Fördertopf noch nicht ausgeschöpft gewesen.