Unter Trainer Jürgen Sundermann (li.) wurde Hansi Müller zum Star des VfB Stuttgart. Foto: Baumann/Baumann

Jürgen Sundermann, der vielleicht legendärste Trainer des VfB Stuttgart, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Diejenigen, die ihn als Coach erlebten, erinnern sich.

Dreimal war er Trainer des VfB Stuttgart, kein anderer war in der Fußball-Bundesliga in Summe länger Chefcoach der Weiß-Roten als Jürgen Sundermann. Nun ist der Mann, der einst eine Euphorie um den VfB entfachte und daher „Wundermann“ genannt wurde, im Alter von 82 Jahren gestorben.

Zahlreiche Spieler, vor allem auch Talente aus dem Süden Deutschlands, hat Jürgen Sundermann beim VfB betreut und groß gemacht. Einige von ihnen erinnern äußern sich nun zum Tod ihres früheren Trainers.

Hermann Ohlicher (spielte zwischen 1976 und 1982 in fünf Spielzeiten unter Sundermann): „Er war der größte Motivator, den ich als Sportler kennengelernt habe, und dazu ein unglaublich dynamischer Trainer. Der VfB hat Jürgen Sundermann sehr, sehr viel zu verdanken. Als der VfB sich nichts mehr leisten konnte, hat er den Verein, die Mannschaft und auch mich persönlich aus einem tiefen Tal herausgeführt und den Aufstieg geschafft. Er war eminent wichtig für den VfB, seine Leistungen verdienen höchste Anerkennung.“

Hansi Müller (spielte zwischen 1976 und 1982 in fünf Spielzeiten unter Sundermann): „Für mich als junger Spieler mit 18, 19 Jahren war Jürgen Sundermann ein absoluter Glücksfall als Trainer. Er war ein sehr guter Fachmann, ein hervorragender Motivator und ein noch besserer Psychologe. Wenn du Kummer mit der Freundin hattest, er hat dich aufgefangen. Karlheinz Förster und ich sind unter ihm zu Nationalspielern geworden, wir haben wirklich Glück gehabt, solch einen Trainer zu haben. Sein Tod ist ein großer Verlust für den VfB.“

„Er konnte zu Höchstleistungen pushen“

Werner Gass (spielte in der Saison 1976/1977 unter Sundermann): „Sportlich ist mir natürlich der Aufstieg 1977 unter Jürgen Sundermann am besten in Erinnerung. Ich habe selten einen Trainer erlebt, der eine solche Begeisterung fürs Training entfachte. Wenn es auf 15 Uhr angesetzt war, standen wir schon um 14.30 Uhr auf dem Platz, so sehr freuten wir uns auf die Einheit. Bei seinen Ansprachen stand er unter Strom, er konnte mit seiner Art die Menschen motivieren, regelrecht zu Höchstleistungen puschen. Aus dem Trainingslager vor unserer Aufstiegssaison ist mir sein Satz in Erinnerung: Wer nicht an den Aufstieg glaubt, kann sofort den Raum verlassen.“

Helmut Dietterle (spielte zwischen 1976 und 1979 drei Spielzeiten unter Sundermann): „Ich bin schockiert von der Nachricht. Jürgen Sundermann hat mir die Chance gegeben, nach meiner aktiven Karriere Co-Trainer unter ihm zu werden. Er war für mich ein absolutes Vorbild, ein leidenschaftlicher Fußballer durch und durch, der vom Ruhrpottler zu einem echten VfBler geworden ist. Er war immer total fokussiert, voller Emotionen stets mit dem Herzen dabei, stand als erster auf dem Trainingsplatz und ging als letzter runter.“

Dieter Hoeneß (spielte zwischen 1976 und 1979 drei Spielzeiten unter Sundermann): „Ich habe ihn in jeder Hinsicht in bester Erinnerung, nicht nur weil ich ihm persönlich viel zu verdanken habe – er hat mich damals unglaublich gefördert. Jürgen Sundermann war ein wahnsinnig engagierter Trainer, er hat seinen Job durch und durch gelebt. Seine Mannschaftsbesprechungen sind unvergessen: Er stand im Trikot vor uns, hat mehr geschwitzt als wir später im Spiel. Er konnte uns wunderbar mitnehmen, war der ideale Trainer für unser junges Team der Himmelsstürmer. Das hat perfekt gepasst, auch zum VfB. Der Verein hat Jürgen Sundermann nach dem Abstieg 1975 die Wiederauferstehung zu verdanken.“