Mit der Aktion #KINDERstören macht Komikerin Carolin Kebekus am Sonntagabend in der ARD auf die Lage der Kinder in Deutschland und deren Rechte aufmerksam – und kapert dafür das TV-Programm. Wie kommt das im Netz an?
Kinderrechte statt „Tatort“ – das bekamen die TV-Zuschauer am Sonntagabend zur Prime-Time um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen. Dabei schien nach der 20-Uhr-Tagesschau zunächst alles normal zu sein. Der Tatort-Vorspann ging los, die bekannte Titelmusik ertönte – nur das Augenpaar im Fadenkreuz war irgendwie anders. Und auch in den davonlaufenden Füßen, die die Zuschauer aus dem Tatort-Vorspann kennen, steckten dieses Mal Schuhe mit leuchtender Sohle.
Was dann kam, war nicht der „normale“ Krimi im Ersten, sondern eine 15-minütige Sondersendung. Mit der wollte die ARD unter dem Motto #KINDERstören auf Bedürfnisse, Rechte und Probleme von Kindern aufmerksam machen. Moderiert wurde die Sondersendung von Komikerin Carolin Kebekus, die für die Aktion ihre Babypause unterbrach.
Kinder traten als Moderatoren von „Morgenmagazin“, „Sportschau“, „Tagesschau“ und Gefragt – gejagt“ sowie als „Tatort“-Ermittler auf und sprachen über Themen wie die Forderung nach der Aufnahme von Kinderrechten ins Grundgesetzt, Cybermobbing, Gewalt gegen Kinder, Kinderarmut und mangelnde Betreuungs- und Sportangebote.
Was sagt das Netz zur Sondersendung #KINDERstören?
„Tatort“-Fans und generell jeder, der um 20.15 Uhr vor dem TV saß und eine Wiederholung des Krimis aus Münster (Titel: „Ein Freund, ein guter Freund“) mit den Ermittlern Frank Thiel (Axel Prahl (64)) und Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers (60)) erwartet hatte, dürfte von der Sondersendung überrascht gewesen sein.
Der Großteil der Zuschauer empfand die Unterbrechung auf Grund des Themas allerdings als äußerst positiv – und vor allem wichtig.
„Kinder brauchen unsere besondere Fürsorge, denn sie sind unsere Zukunft. Wir müssen sie schützen und dafür sorgen, dass sie sich gesehen, gehört und geliebt fühlen“, sagte Komikerin Kebekus beispielsweise im Beitrag. Deswegen auch die Forderung: Kinderrechte gehören ins Grundgesetz – im Netz fand das viel Zustimmung.
Auch Politikerinnen und Politiker haben sich zur Sondersendung, die eine Initiative des WDR ist, geäußert. Die Grünen Bundestagsfraktionschefin Katharina Dröge etwa schrieb auf X (ehemals Twitter):
Linkenpolitiker Bodo Ramelow, Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, fand die Aktion von Kebekus ebenfalls gut:
Genau wie Hendrik Wüst (CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen:
Neben dem Hauptprogramm im Ersten wurden auch verschiedene Social-Media-Kanäle der ARD wie die der „Sportschau“ und des „Tatorts“ nach Angaben des Senders von Kindern „gestört“.
Unter dem Beitrag des „Tatorts“ und der „Carolin Kebekus Show“ etwa finden sich ebenfalls viele unterstützende Kommentare. So schreibt zum Beispiel das Deutsche Kinderhilfswerk: „Tolle Aktion. Kinder haben Rechte und für diese müssen wir einstehen. #MitKinderrechtenInDieZukunft“ und auch andere Nutzer kommentieren etwa „Mega… erstklassig!!! Kinder an die Macht“ oder „Mega! Wollte Tatort gucken und dachte mein TV spinnt….endlich bekommen Kinder mal eine Stimme! Gerne mehr davon!!“
Was Kinderrechte sind – und warum sie so wichtig sind, dazu findet man eine Erklärung auf dem Instagram-Kanal der „Caroline Kebekus Show“. Dort kommt Sebastian Sedlmayr von Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, zu Wort.
Rund 25 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leben nach Angaben der ARD in Armut. Hierzulande würden rund 430.000 Kita-Plätze fehlen. „Klar, einfache Lösung gibt es nicht. Aber die Politik kann sich nicht einmal auf die Kindergrundsicherung einigen. Wo ist bitte die landesweite Empörung, wo sind die Großdemos für Kinderrechte?“, fragte Kebekus in der Sondersendung.
Die Aktion #KINDERstören mache nicht nur auf diese Missstände aufmerksam, sondern vielmehr auf eine umfangreiche Sammlung von ARD-Dokumentationen- und Reportagen zu diesen Themen, die in der Mediathek gebündelt wurden, so die ARD.
Kritik an Aktion – und Gegenwind
Nicht alle fanden die Aktion, die einige vielleicht an die ProSieben-Show „Joko & Klaas gegen ProSieben“ erinnert, gut. Kritisiert wurde zum Beispiel, dass Kinder während der Corona-Pandemie viel zurückstecken mussten, schließlich waren etwa Schulen lange geschlossen. Laut Studien hatte das unter anderem zu Lernverlusten bei den Schülerinnen und Schülern geführt. Einige Nutzer fragen deswegen in diesem Zusammenhang, wo damals die Aufmerksamkeit für die Rechte von Kindern und Jugendlichen war.
Andere wiederum wollen sich von Komikerin Kebekus nichts sagen lassen. Kommentare wie „Ich habe selbst zwei Kinder. Ich brauche diese Belehrung der Gutmenschen nicht“, sind ebenfalls zu lesen. Viele Nutzerinnen und Nutzer allerdings stellen sich den Kritikern entgegen – entweder so:
Oder so:
Der „Tatort“ verschob sich durch die Sendung auf 20.30 Uhr. Außerdem: Wer am Sonntagabend nicht vor dem TV-Bildschirm saß, kann die Sondersendung in der ARD-Mediathek nachschauen: Kinder übernehmen das Programm – Carolin Kebekus lässt #KINDERstören