Der Leitfaden des Sauna-Bundes zum Umgang mit dem neuen Selbstbestimmungsgesetz erntete harsche Kritik. Wie äußern sich die Saunabetreiber unserer Region dazu? Wir haben nachgefragt.
Seit November vergangenen Jahres gilt in Deutschland das Selbstbestimmungsgesetz. Diese neue Regelung – die das seit 1980 geltende Transsexuellengesetz ersetzt – soll es trans-, intergeschlechtlichen oder nichtbinären Menschen erleichtern, Name und Geschlecht zu ändern.
Der Deutsche Sauna-Bund veröffentlichte zum Umgang mit dem Gesetz im Bezug auf geschlechtsspezifische Räume Ende Dezember einen Leitfaden. Darin wird insbesondere die Frauensauna thematisiert. Einlass soll demnach vom primären Geschlechtsmerkmal abhängig sein, nicht vom Geschlecht im Ausweis oder Pass.
Queere Aktivisten kritisieren den Sauna-Bund scharf
In dem Leitfaden werden unter anderem Sichtkontrollen und im Zweifel ein Verlangen des Geschlechtsnachweises im Pass empfohlen. Sollte ein „unberechtigter“ Zutritt geschehen sein, empfiehlt der Leitfaden Saunabetreibern von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen – wobei der Gast freiwillig sein primäres Geschlechtsmerkmal nachweisen könne, um Missverständnisse auszuräumen.
Der Leitfaden zog harsche Kritik nach sich, insbesondere vom queeren Verband LSVD+. Dieser warf dem Sauna-Bund vor, eine Debatte anzustacheln, „die nur eine Spaltung zur Folge haben“ könne und stellte Vergleiche zu den kulturkämpferisch genutzten „bathroom bills“ der USA her.
Wie stehen Saunabetreiber der Region zum Leitfaden?
Doch wie halten es die Saunen der Region mit dem Leitfaden? Wird die Empfehlung des Sauna-Bundes ganz oder in Teilen übernommen? Und wie halten es die Betreiber mit der Kritik an dem Leitfaden? Wir haben nachgefragt.
Das Solemar in Bad Dürrheim kann sich noch nicht zum künftigen Umgang mit der neuen Gesetzeslage und dem Leitfaden des Sauna-Bundes äußern. Wie ein Sprecher des Thermalbades unserer Redaktion auf Nachfrage mitteilte, seien interne Gespräche hierzu geplant, allerdings sei noch keine Entscheidung getroffen. Dem Solemar seien allerdings der Leitfaden sowie die Kritik an diesem bekannt.
Im Palais Themal in Bad Wildbad würde es keine Berührungspunkte mit dem Selbstbestimmungsgesetz geben. Das meint Jürgen Schwarz, Geschäftsführer der Bäder- und Kurbetriebsgesellschaft im Staatsbad Wildbad. Im Palais Thermal gäbe es demnach keine geschlechtsspezifischen Saunatage.
In den Duschbereichen würde man sich allerdings an den Empfehlungen des Sauna-Bundes orientieren. Man würde dann „Menschen mit beispielsweise offensichtlich männlichen Geschlechtsmerkmalen in der Frauendusche, bitten, die Duschen zu wechseln.“
Das aquasol schätzt die Handlungsempfehlungen des Sauna-Bundes
Bereits seit über 50 Jahren, erklärt Melanie Schanz von der Bäder-Kommunikation der Energieversorgung Rottweil, sei das aquasol in Rottweil Mitglied im Deutschen Sauna-Bund. „Wir pflegen einen engen Austausch mit den Verbänden und sind daher mit dem aktuellen Leitfaden vertraut und haben uns bereits eingehend damit auseinandergesetzt.“
Das aquasol würde laut Schanz die Handlungsempfehlungen des Deutschen Sauna-Bundes schätzen und diese „als wichtige Grundlage für ein einheitliches Vorgehen in Saunaanlagen in Deutschland betrachten“. Daher hätte man die Mitarbeitenden des aquasol entsprechend sensibilisiert.
„In unserer Eingangshalle muss aber deshalb niemand ’die Hosen runterlassen’. Wir werden beim angesprochenen Thema sensibel vorgehen und sind bestrebt, diskrete Lösungen zu finden“, führt Schanz weiter aus. Erfahrungen aus der Anwendung des Leitfadens würden beim Verband gebündelt und könnten gegebenenfalls zu Anpassungen der Richtlinien führen.
Schanz legte zudem Wert darauf, dass „alle Menschen, unabhängig von Herkunft, sexueller Orientierung oder anderen individuellen Merkmalen“, im aquasol herzlich willkommen seien.
Keine Frauensauna im Badeparadies Schwarzwald
Im Badeparadies Schwarzwald in Titisee-Neustadt wiederum würden, laut Diana Schurt vom dortigen Marketing, „keine geschlechtsspezifischen Räume wie eine Frauensauna“ angeboten.
„Unsere Angebote stehen allen Gästen gleichermaßen offen“, erklärt Schurt, „unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität. Für uns steht ein respektvoller und diskriminierungsfreier Umgang mit allen Gästen an oberster Stelle.“ Auch würde das Badeparadies großen Wert darauf legen, „dass sich alle Gäste unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Herkunft oder Religion willkommen und wohlfühlen.“