Die Reichsbürgerszene ist auch im Zollernalbkreis aktiv. Jetzt wurde eine Wohnung in Burladingen dazu durchsucht, der Inhaber zur Szene befragt. Foto: Gateau

Weil er "den Klabauterbach schleunigst am Galgen" baumeln sehen wollte, bekam ein Burladinger jetzt in den frühen Morgenstunden Besuch von der Polizei. Gegen den Mann wird wegen der "Billigung einer Straftat" ermittelt, Endgeräte wurden beschlagnahmt.

Burladingen/Albstadt - Dies bestätigte die Pressestelle des Polizeipräsidiums Reutlingen auf Anfrage unserer Redaktion. Es sei ein laufendes Verfahren, die Razzia erfolgte, nachdem ein Richter des Amtsgerichtes Hechingen die Beweislage bezüglich des Paragraphen 140 des Strafgesetzbuches geprüft und sie angeordnet hatte.

"Dämliche Fragen zur Reichsbürgerschaft"

Der Mann hatte bereits im Januar seinen unzweideutigen Kommentar im sozialen Netzwerk Telegram gepostet. Dass die Beamten bei der Durchsuchung in den frühen Morgenstunden auch Handy und Computer sicherstellten, hinderte den Beschuldigten nicht daran, gleich wieder im Netz aktiv zu werden. Er schilderte den ganzen Vorfall danach ausführlich. Diesmal auf Twitter. Die "Schergen", so sagt er da, seien gegen 6.20 Uhr gekommen und: "In der kleinen Dreizimmerwohnung ging es turbulent ab". Nicht nur die Wohnung, auch sein Auto und das seiner Frau seien durchsucht worden. Jetzt fehlten ihm Tablet, Handy und der alte PC. "Hab gar nicht realisiert, was der illegale Zugriff soll", klagt der Burladinger und lässt sich über die Stempel auf der richterlichen Durchsuchungsanordnung aus. "Klavierspielen" und "Fotosession" nennt er es, dass er auf der Albstädter Wache Fingerabdrücke abgeben musste und für die Ermittlungsakte fotografiert wurde. "Dämliche Fragen zur Reichsbürgerschaft" seien ihm gestellt worden. "Keinerlei Kommentar". Der ermittelnde Beamte habe ihm zudem dazu befragt, dass er "Prinz Ferdinand zum Geburtstag auf facebook" gratuliert habe.

Reichsbürger in den Schlagzeilen

Tatsächlich sorgte am 10. Juni vor einem Jahr ein Aufmarsch von Reichsbürgern vor der Burg Hohenzollern anlässlich des Geburtstages von Georg Friedrich Prinz von Preußen, dem Chef des Hauses Hohenzollern, bundesweit für Schlagzeilen. Auch hier ermittelt die Polizei gegen den Organisator, der aus Hessen stammt. Vor drei Jahren standen zwei Burladinger vor Gericht, weil sie sich aus osteuropäischen Restbeständen illegal bewaffnen wollten. Einer von ihnen stand wohl ebenfalls der Reichsbürger-Szene nahe.

Es könnte sogar Gefängnis drohen

Dem Burladinger, bei dem jetzt die Durchsuchung stattfand, weil er so kaum verklausuliert den amtierenden Gesundheitsminister am Galgen sehen wollte, könnte sogar Gefängnis blühen.

Das Strafmaß für jene, die eine rechtswidrige Tat öffentlich durch Verbreiten eines Inhaltes billigen, liegt laut Paragraph 140 zwischen einer Geldstrafe und drei Jahren Haft.