Die Polizei war mit insgesamt 285 Ermittlern im Einsatz – darunter auch Kräfte des SEK (Symbolfoto). Foto: © Sven Grundmann - stock.adobe.com

Mehrere Kilogramm Cannabis, zehn Haftbefehle, Waffen, Bargeld, Autos: Der Polizei ist vor wenigen Tagen ein harter Schlag gegen einen mutmaßlichen Drogenring gelungen. Die Spur führte auch in den Kreis Calw – nach Bad Liebenzell.

Bad Liebenzell/Kreis Böblingen - Mehrere Monate hatten die Stuttgarter Staatsanwaltschaft und die Kriminalpolizei des Polizeipräsidiums Ludwigsburg ermittelt, am 23. November schlugen sie zu: Insgesamt 285 Polizisten durchsuchten in einer großangelegten Aktion insgesamt 22 Objekte, größtenteils Wohnungen, und verhafteten neun Verdächtige. Das teilten die Behörden am Mittwoch in dieser Woche mit.

Die Aktion richtete sich gegen eine Gruppe von Rauschgifthändlern um zwei 33 Jahre alte Deutsche aus dem Landkreis Böblingen. Beteiligt waren Einsatzkräfte der Polizeipräsidien Ludwigsburg und Ravensburg sowie des Polizeipräsidiums Einsatz – darunter auch Kräfte des Spezialeinsatzkommandos (SEK).

Drogen, Waffen, Geld, Autos

Und die Ermittler wurden fündig: Neben kleineren Mengen an Betäubungsmitteln, Schlag- und Schreckschusswaffen, größeren Summen Bargeld, Datenträgern und Mobiltelefonen fand die Polizei bei einem der Beschuldigten zudem etwa drei Kilogramm Cannabis. Der 36-Jährige, gegen den zunächst kein Haftbefehl vorgelegen hatte, wurde ebenfalls vorläufig festgenommen und vom Haftrichter in Untersuchungshaft geschickt. Darüber hinaus beschlagnahmten die Ermittler auch fünf hochwertige Fahrzeuge, unter anderem einen Audi und zwei BMW.

Außer den beiden 33-jährigen Tatverdächtigen werden 15 weitere Verdächtige beschuldigt, mit großen Mengen Cannabis und Kokain gehandelt zu haben.

Zwei Verdächtige noch auf der Flucht

Insgesamt rückte die Polizei bereits mit zehn Haftbefehlen aus; acht Männer im Alter zwischen 22 und 33 Jahren wurden aufgrund dessen festgenommen, darunter einer der beiden 33-jährigen vermeintlichen Organisatoren. Hinzu kam die Festnahme des 36-Jährigen, bei dem die erwähnten drei Kilogramm Cannabis gefunden wurden.

Der zweite 33-jährige vermeintliche Organisator sowie ein weiterer deutscher 36-jähriger Tatverdächtiger befinden sich nach Angaben der Behörden von Mittwoch noch auf der Flucht.

Während der größte Teil der großangelegten Durchsuchungen im Landkreis Böblingen verortet war, kam es vereinzelt auch in Stuttgart, im Landkreis Ludwigsburg, im Bodenseekreis und nicht zuletzt im Landkreis Calw zu Einsätzen.

Mindestens fünf Jahre Freiheitsstrafe

Wie Aniello Ambrosio, Erster Staatsanwalt und Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart, auf Anfrage unserer Redaktion erklärte, sei dabei die Wohnung eines Beschuldigten in Bad Liebenzell durchsucht worden. Der Verdächtige aus dem Kreis Calw befinde sich in Untersuchungshaft. Ihm werde bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zur Last gelegt. Ein Tatbestand, der mit einer Freiheitsstrafe von mindestens fünf Jahren bestraft wird.

Weitere Angaben machte der Staatsanwalt "mit Blick auf die laufenden Ermittlungen" nicht.

Die Durchsuchungsaktion war indes nicht der erste Erfolg der Ermittler. Bereits Mitte Oktober war ein Schlag gegen den organisierten Drogenhandel gelungen, als in einer in Weil der Stadt als Versteck und Lager genutzten Garage sieben Kilogramm Cannabis gefunden wurden, die der Gruppe um die beiden 33-Jährigen zuzurechnen sind.

Kurier ebenfalls bereits in Haft

Anfang November nahm die Polizei zudem einen mutmaßlichen Drogenkurier im Landkreis Böblingen fest. Im Kofferraum seines Fahrzeugs entdeckten die Beamten weitere rund fünf Kilogramm Cannabis. Der Kurier befindet sich ebenfalls in Haft.

Bei den im Rahmen der jüngsten Razzien Festgenommenen handelt es sich um fünf deutsche Staatsangehörige, einen Deutsch-Russen, einen serbischen und einen marokkanischen Staatsangehörigen sowie einen Tatverdächtigen aus Pakistan. Die Ermittlungen und die Auswertung der beschlagnahmten elektronischen Beweismittel dauern an.

"Unsere engagierten Ermittlerinnen und Ermittler haben über mehrere Monate hinweg intensiv und beharrlich daran gearbeitet, die bandenmäßigen Strukturen aufzubrechen", freut sich die Leitende Kriminaldirektorin Silke Kübler, die Leiterin der Kriminalpolizeidirektion Böblingen.