Edeltraud und Jürgen Schweizer vor ihrem gemieteten Haus in Rexingen. Seitdem die Lkw wegen der Rauschbart-Vollsperrung umgeleitet werden, leiden sie unter extremen Lärm. Foto: Jürgen Lück

Edeltraud und Jürgen Schweizer aus Stuttgart sind ins scheinbar ruhige Rexingen gezogen. Seit der neuen Rauschbart-Vollsperrung leiden sie täglich unter dem Lärmterror der Lkw. Gäbe es auch eine andere Möglichkeit?

Jürgen Schweizer sitzt gerade am Computer: „Wir planen unsere Reise, wollen in den Süden. Das einzige Ziel: Es muss richtig ruhig sein.“ Seine Frau Gertraud: „Es ist elf Uhr. Bis jetzt sind schon hundert Lkw vorbeigefahren.“ Jürgen öffnet das Fenster: „Das ist ein Lärmschutzfenster. Ich habe die Kanten extra mit Tesa Moll abgeklebt – trotzdem hört man die Lkw.“

 

Die Schweizers. Sie wohnen in dem schönen, holzverkleideten Haus in der Johanniterstraße in Rexingen. Die Rentner waren von drei Jahren von Stuttgart hierher gezogen. Idylle? Von wegen!

Gertraud Schweizer: „Es ist jetzt unsere zweite Vollsperrung für die Hochbrücken-Baustelle in Horb, bei der Rexingen als Umleitung benutzt wird und die wir erleben. Wenn meine Tochter mit ihrem Hund Ella zu Besuch kommt, muss die Haustür zu bleiben. Sonst wird das Tier überfahren. Jedes Mal, wenn ich den gelben Sack rauslege, habe ich Panik auf dem schmalen Fußweg. Wenn sich zwei Sattelschlepper hier in der engen Kurve vor unserem Haus begegnen, weicht einer auf den Fußweg aus. Sogar der Kindergarten geht hier nicht mehr lang zum Spielplatz Richtung Ihlingen – zu gefährlich.“

Jürgen Schweizer zeigt den Abdichtstreifen im Lärmschutzfenster. Trotzdem sind die Sattelschlepper innen zu hören. Foto: Jürgen Lück

Jürgen Schweizer: „Schon morgens um 5 Uhr geht es los. Man hört schon, wie die Lkw von oben kommen und die Motorbremse reinhauen. Eigentlich sind wir aus Stuttgart weggezogen, weil es uns da zu laut war. Wir fühlen uns zwar sehr wohl im Haus und in Rexingen – aber ruhiger als in Stuttgart ist es hier derzeit wegen der Lkw-Umleitung nicht.“

Das Schlafzimmer liegt nach hinten. Durch das Fenster sieht man oben den Wald des Großen Hau. Das Schlafzimmer ist durch die angebaute Scheune mit zwei Wänden von der Ortsdurchfahrt aus Richtung Freudenstadt eigentlich vor Lärm geschützt.

Der Nussbaum leidet unter dem Lkw-Verkehr

Gertraud Schweizer: „Unser Nussbaum steht direkt an der Kurve. Da reißen die vorbeifahrenden Lkw immer wieder Zweige ab. Im Moment haben wir das Gefühl, dass die Lkw auch schneller unterwegs sind als die Pkw.“

Jürgen Schweizer: „Wenn man das beobachtet, kümmern die Schilder mit Tempo 30 die Lkw-Fahrer gar nicht. Teilweise kommen die ganzen Fahrzeuge von oben mit 50 bis 60 km/h runter. Vor dem Gehweg wurden Pflastersteine verlegt. Wenn es dann knapp wird, fahren die Reifen darüber. Und das ist noch lauter.“

Lkw-Stau an der Kapellenkreuzung

Beide stellen sich vor den Scheuneneingang. An den Wänden sind Holzkisten angebracht und mit Ostereiern liebevoll geschmückt. Da kommt schon der nächste Sattelschlepper mit Holz um die Kurve von oben. Jürgen Schweizer: „Gestern waren wir wieder oben an der Kapellenkreuzung. Es fahren jetzt durch die Umleitung für die Vollsperrung so viele Lkw durch Rexingen, dass es dort Rückstau gibt. Teilweise braucht ein Lkw ein bis zwei Minuten, ehe er es schafft, sicher auf die Bundesstraße 28 abzubiegen.“

Jede Menge Lkw durch Rexingen. Warum aber? Fahrt zur Kapellenkreuzung, links Richtung Freudenstadt. Der Check, wie das RP hier die Umleitung macht. Im Gegensatz zur Ortsdurchfahrt in Horb gibt es hier keine zehn Schilder, um zu verhindern, dass die Lkw falsch abbiegen.

Umleitungsschild leitet die Lkw nach Rexingen

Im Gegenteil: Erst kommt ein großes weißes Schild. Aufschrift: „Vollsperrung zwischen Horb und Hohenberg. Umleitung 54 folgen.“ Dahinter ein kleines gelbes Schild, was den Weg geradeaus für die Umleitung Horb-Hohenberg weist. Dahinter – direkt vor der Kreuzung – weist die U 54 rechts Richtung Horb.

Die Kapellenkreuzung auf der B28. Das große weiße Umleitungsschild Foto: Lück

Für Lkws Richtung Rottenburg und Stuttgart gäbe es eine alternative Route. Nicht umsonst hat das RP durch den Bau des doppelten Kreisverkehrs an der Käppeleshofkreuzung dafür gesorgt, dass Sattelschlepper bequem dort unten Richtung Hohenberg und weiter über Eutingen Richtung Stuttgart kommen. Der Nachteil: Dann bekämen Bildechingen und Eutingen alles ab.

Rathaussprecherin Inge Weber hatte bereits am Donnerstag gesagt: „Die Verkehrssituation muss in den nächsten Wochen weiter beobachtet und gegebenenfalls nachgesteuert werden, so die Vereinbarung mit dem RP.“