Bei Thielmann Ucon arbeiten knapp 190 Menschen. Für die Beschäftigten soll zukünftig ein Haustarifvertrag gelten. Foto: Lübke (Archiv)

Der Hausacher Metallverarbeiter Thielmann Ucon hat seine Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband Südwestmetall gekündigt. Das Unternehmen will einen eigenen Haustarifvertrag verhandeln. Betriebsrat und IG Metall kritisieren die Pläne.

Hausach - Durch den Ausstieg aus dem Arbeitgeberverband Südwestmetall gelten zukünftige Tarifentwicklungen – derzeit laufen die Verhandlungen zwischen IG Metall und der Arbeitgeberseite – nicht mehr für die Beschäftigten bei Thielmann Ucon. Die IG Metall ist mit der Forderung von acht Prozent mehr Lohn in die Verhandlungen gegangen.

Über die Kündigung von Thielmann Ucon sei die Belegschaft "empört", teilt die IG Metall Offenburg mit. "So geht man nicht mit seinen Beschäftigten um", stellt André Hilbig, Betriebsratsvorsitzender, fest. Die Beschäftigten hätten sich in der Vergangenheit immer für eine gemeinsame Lösung eingesetzt.

Die Belegschaft habe sich gegen den Verbandsaustritt ausgesprochen und angekündigt, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass dieser rückgängig gemacht wird. Dazu werden die nächsten Schritte auf einer IG-Metall-Mitgliederversammlung abgestimmt.

"Der Austritt aus dem Arbeitgeberverband ist in der aktuellen wirtschaftlichen Situation die falsche Entscheidung. Stattdessen bietet gerade der Tarifvertrag zukunftssichernde Lösungen, die nur durch konstruktive Gespräche erreicht werden können. Gemeinsam mit unseren Vertrauensleuten und Betriebsräten werden wir die Kollegen dabei unterstützen", so Nevin Akar, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Offenburg. "Wir wollen die Tarifbindung bei Thielmann Ucon."

Igor Ferlan, Geschäftsführer von Thielmann Ucon spricht im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten nicht davon, den Austritt rückgängig zu machen, sondern erklärt die Hintergründe der Entscheidung. "Uns geht es um die Bindung an den zukünftigen Entgeltarif, der derzeit verhandelt wird. Diese Bindung durch die Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband Südwestmetall wollen wir nicht. Wir setzten darauf, mit unserem Betriebsrat einen eigenen Haustarifvertrag zu verhandeln."

Unternehmen leidet unter hohen Energiekosten

Alle weiteren Punkte des zukünftigen Mantel-Tarifpakets wie Regelungen zum Urlaubsgeld, Arbeitszeiten oder Weihnachtsgeld sollen dann auch in den Haustarif bei Thielmann Ucon übernommen werden – lediglich die Entgelt-Vereinbarung nicht. "Nur durch den Austritt beim Arbeitgeberverband Südwestmetall haben wir überhaupt die Chance auf einen eigenen Tarifvertrag. Sonst wären wir an den Flächentarif gebunden. Uns geht es dabei überhaupt nicht darum, unseren Beschäftigten etwas wegzunehmen. Wir wollen einfach mit unserem Betriebsrat über einen Anzug reden, der besser zu unser Situation passt", betont Ferlan.

Diese Situation seit bei Thielmann Ucon aufgrund der hohen Energiekosten derzeit angespannt. "Wir erwarten knapp 1,5 Millionen Euro höhere Energieausgaben im kommenden Jahr. Das ist bei rund 30 Millionen Euro Umsatz schon eklatant", so Ferlan. Das Unternehmen sei ein Großkunde beim Stromverbrauch, der bei rund 1,6 Gigawatt im Jahr liege. "Die Energiekosten laufen uns davon", hält Ferlan fest.

Der Geschäftsführer erwartet, dass die IG Metall sich mit ihrer Forderung von acht Prozent mehr Gehalt nicht durchsetzen wird. "Da wird im Vertrag sicherlich ein kleinerer Wert drinstehen. Aber bei einer Lohnsumme von zehn Millionen Euro im Jahr sind auch weniger Prozente für uns sehr viel." Der Flächentarifvertrag sei für Thielmann Ucon als mittelständisches Unternehmen nicht zu schultern. "So etwas kann man beispielsweise bei Mercedes machen."

Zu der Reaktion der IG Metall Offenburg, die nach der Ankündigung der Kündigung eine Unterschriften-Aktion gegen das Vorhaben gestartet hat, meint der Geschäftsführer: "Da wird dann schnell ein Schreckgespenst an die Wand gemalt."

"Wir haben keinen Zeitdruck", sagt Igor Ferlan, Geschäftsführer von Thielmann Ucon. Bis zum Abschluss eines neues Vertrags zwischen IG Metall und Arbeitgebern würden die alten Tarife, auch bezüglich des Entgelts, weiter gelten. Für den Haustarifvertrag will die Geschäftsführung bis Ende Oktober mit dem Betriebsrat die Verhandlungen beginnen. "Es wäre wünschenswert, wenn wir bis zum Ende des Jahres dann eine Lösung gefunden haben", so Ferlan.