Auf der Oberfläche der Venus herrschen bis zu 500 Grad Celsius. Dennoch zieht es Raumfahrt-Nationen wie die USA, Russland und nun auch Indien zum Nachbarplaneten der Erde. Wohl auch, weil Forscher über mögliches Leben auf der Venus spekulieren.
Rund einen Monat nach Indiens erfolgreicher Mondlandung plant das südasiatische Land eine Mission zur Venus. Das Studium dieses Planeten könne möglicherweise wichtige Einblicke in die Zukunft der Erde geben, erklärt der Chef der indischen Weltraumbehörde Isro, Sreedhara Panicker Somanath. Die Raumsonde solle in den kommenden Jahren starten. Es gehe darum, die Oberfläche und Atmosphäre der Venus zu analysieren.
Da eine dichte Wolkendecke den Planeten einhüllt, kann man ihn nicht mit Teleskopen erforschen, sondern ist auf die Messdaten von Raumsonden angewiesen.
Indien drückt bei der Raumfahrt aufs Tempo
Ende August war die indische Sonde „Chandrayaan-3“ erfolgreich auf dem Mond gelandet. Nur der Sowjetunion, den USA und China war zuvor eine sanfte Landung auf dem Erdtrabanten gelungen.
Seit Anfang September ist auch eine indische Sonde zur Erforschung der Sonne auf dem Weg zu ihrer Einsatzposition. Es soll laut Isro rund vier Monate dauern, bis sie eine Umlaufbahn um die Sonne erreicht. Dann sollen die äußersten Schichten der Sonne erforscht werden. Indien hatte bereits vor Jahren eine Raumsonde in die Umlaufbahn des Planeten Mars geschickt.
Leben auf der Venus könnte möglich sein
Die Venus ist ähnlich groß wie die Erde, allerdings in eine dichte Wolkendecke gehüllt. Durch einen starken Treibhauseffekt herrschen auf ihrer Oberfläche mehrere hundert Grad Celsius. Die Bedingungen galten deshalb bislang als wenig förderlich für die Existenz von Leben.
Doch ein britisches Forscherteam berichtete im September 2020 in der Fachzeitschrift „Nature Astronomy“, in der Wolkendecke der Venus Spuren von Monophosphangas entdeckt zu haben. Die Verbindung aus einem Phosphor- und drei Wasserstoffatomen entsteht auf der Erde vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden.
Der Nachweis in der Venus-Atmosphäre ist den Forschern zufolge allerdings noch kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf unserem Nachbarplaneten. Der Fund weise zunächst nur auf unbekannte geologische oder chemische Prozesse hin und beweise nicht, dass auf der Venus Leben existiert. Allerdings könne dies möglich sein, schreibt das Forscherteam um Jane Greaves von der britischen Universität Cardiff.
Bilder vom planetarischem Glutofen Venus
Erdähnlich, extrem heiß und unwirtlich
Die Venus zählt zu den vier erdähnlichen Planeten. Wie die Erde, der Mars und der Merkur ist sie ein Gesteinsplanet. Sie ist 38 Millionen Kilometer von unserem Planeten entfernt. Auf ihrer Umlaufbahn kommt sie der Erdbahn mit diesem minimalen Abstand am nächsten. Mit einem Durchmesser von 12 100 Kilometern hat sie eine ähnliche Größe wie unser blaue Planet.
Die Temperaturen auf der Venus erreichen bis zu 500 Grad Celsius. Der Luftdruck am Boden ist mit 92 Bar mehr als 90-mal so hoch wie auf der Erde. Die Atmosphäre besteht zu 96 Prozent aus Kohlendioxid. In den oberen Atmosphärenschichten, rund 50 bis 60 Kilometer über der Oberfläche, könnten allerings vergleichsweise moderate Temperaturen Leben erlauben, was zu Spekulationen über schwebende Mikroorganismen geführt hat.
Nasa will Venus-Exploration vorantreiben
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa sieht in der Entdeckung von Monophosphangas auf der Venus den bisher größten Fortschritt in der Suche nach möglichem außerirdischen Leben. Der Fund dieses Gases, das mit lebenden Organismen in Verbindung gebracht wird, sei die „bislang bedeutendste Entwicklung bei der Suche nach Belegen für Leben außerhalb der Erde“, heißt es seitens der Nasa.
Die Nasa verweist zudem darauf, dass sie vor mehr ale einem Jahrzehnt mikrobische Lebensformen rund 12 000 Kilometer über der Erde in der oberen Atmosphäre entdeckt hatte. Nun aber sei es an der Zeit, bei der Suche nach außerirdischem Leben „den Vorrang auf die Venus zu legen“.
US-Außenposten auf der Venus geplant
Die Venus steht seit schon langem im Fokus der Nasa. Seit den 1960er Jahren wurden einige Raumsonden zum inneren Nachbarplaneten der Erde im Sonnensystem gestartet. Den sowjetischen Venera- und Vega- sowie die amerikanischen Mariner-, Magellan- und Messenger-Sonden gelangen teilweise auch Landungen. Allerdings gaben die Kameras und Messinstrumente schon nach weniger als zwei Stunden ihren Dienst auf.
2018 hatte die Nasa angekündigt, dass sie einen Flug zur Venus plant. Die Missionen „DaVinci+“ und „Veritas“ sollen zwischen 2028 und 2030 von der Erde in Richtung Venus aufbrechen. Während „DaVinci+“ die Atmosphäre des Himmelskörpers untersuchen soll, plant „Veritas“ dessen Kartieren.
Auf der Venus soll zudem im Rahmen des Projekts „High Altitude Venus Operational Concept“ (Havoc) ein Außenposten errichtet werden. Der Plan ist Teil des amerikanischen Discovery-Weltraumprogramms. Er sieht vor, ein riesiges Luftschiff als mobile Station zu nutzen, von dem aus Astronauten die Venus erforschen können.
Auch Arabische Emirate und Russland wollen zur Venus
Parallel zu ihrer laufenden Mars-Mission haben sich auch die Vereinigten Arabischen Emirate die Erforschung der Venus und eines Asteroidengürtels vorgenommen. Eine neue Raumfahrt-Mission soll Venus sowie sieben Asteroiden im Sonnensystem erkunden. Das Land strebt dabei an, mit einer Sonde auf einem Asteroiden zu landen. Der Start ist für 2028 geplant.
Der Asteroidengürtel liegt zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter. Für die 3,6 Milliarden Kilometer lange und über fünf Jahre dauernde Reise soll die Sonde zunächst die Venus und Erde umrunden und dann zum Asteroidengürtel fliegen.
Auch Russland hat seine eigene Mission zur weiteren Erforschung des Nachbarplaneten noch nicht abgeschrieben. Offen ist indes, wann eine russische Sonde zur Venus aufbrechen könnte. Eine Mission könnte es in den Jahren 2027 bis 2029 starten, heißt es in Moskau.