Die Kombination aus dem Kernmodul „Tianhe“ der chinesischen Raumstation und der Langer-Marsch-5B-Y2-Rakete steht im Startbereich der Wenchang Spacecraft Launch Site in der südchinesischen Provinz Hainan. Die Kombination wird dann wie geplant verschiedene Funktionstests vor dem Start und gemeinsame Tests durchlaufen, so die China Manned Space Agency (CMSA). Foto: Guo Wenbin/XinHua/dpa

Während das Ende der internationalen Raumstation ISS naht, baut die junge Raumfahrtnation China ihren eigenen Außenposten im All. Der Plan ist ambitioniert. Elf Raumflüge sind in kurzer Zeit geplant.

Peking - Mit dem Bau einer eigenen Raumstation beginnt China das bisher größte Vorhaben seines ehrgeizigen Weltraumprogramms. Am Raumfahrtbahnhof Wenchuan auf der Insel Hainan in Südchina steht seit dem Wochenende eine Rakete vom Typ „Langer Marsch 5B“ auf der Startrampe. In seinem Frachtraum steckt das „Tianhe“ (Himmlische Harmonie) genannte Kernmodul für die Raumstation, die „um 2022“ fertiggestellt sein soll. US-Experten rechnen mit dem Start am Donnerstag (29. April), doch ist der Termin noch unbestätigt. Zwei weitere Flüge sollen in den kommenden Wochen dicht nacheinander folgen.

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Wenn die veraltete internationale Raumstation ISS in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellen wird, wäre China danach die einzige Nation, die einen Außenposten im All betreibt. „Tianhe“ ist 16,6 Meter lang mit einen Durchmesser von 4,2 Metern. Das Kernmodul sorgt für Strom und Antrieb, bietet Unterkünfte für drei Astronauten, die bis zu sechs Monate an Bord bleiben können. Zwei weitere Teile für wissenschaftliche Experimente werden t-förmig angebaut.

Transport-Raumschiff „Tianzhou 2“ soll im Mai starten

Mit rund 90 Tonnen wird Chinas Raumstation, die nach der Fertigstellung „Tiangong“ (Himmelspalast) heißen soll, deutlich kleiner als die 240 Tonnen schwere ISS. Zwar wurde die ISS schon als zu groß kritisiert, doch bietet Größe auch Sicherheit in Notfällen, wie Ewald schildert. Er war 1997 an Bord der russischen Station Mir und hat später federführend die Flüge europäischer Kollegen zur ISS vom Boden aus unterstützt.

Kurz nach dem Start des chinesischen Kernmoduls könnte im Mai das Transport-Raumschiff „Tianzhou 2“ mit Treibstoff und Versorgungsgütern folgen. Auch bereiten sich drei Astronauten vor, an Bord von „Shenzhou 12“ möglicherweise im Juni zu „Tianhe“ zu fliegen. Die Bauphase erfordert einen gedrängten Flugplan: Insgesamt sind elf Flüge geplant – drei Flüge mit Modulen, vier Frachtmissionen und vier bemannte Raumflüge, wie das chinesische Raumfahrtprogramm mitteilte.

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Während Russland und die USA diskutieren, was mit der ISS geschehen soll, denken beide an eigene, neue Außenposten im All. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos hätte gerne 2030 eine eigene Station in einer Erdumlaufbahn, während die US-Raumfahrtbehörde Nasa den Mond im Blick hat.

Die „Gateway“ (Tor) genannte US-Station soll den Erdtrabanten umrunden und Unterstützung für eine „langfristige Rückkehr von Menschen auf die Oberfläche des Mondes“ sowie eine Basis für die Erkundung des tieferen Weltraums bieten. Frühestens 2024 könnten erste Komponenten ins All gebracht werden, heißt es von der Nasa.