Freuen sich aufs Kirchweihfest, bei dem auch die Kirchenschätze zu sehen sein werden: Klaus Peter Dannecker (links) hält eine Jesus-Figur mit zwei Bauchnäbeln in Händen, Andreas Koch den "Wettersegen", der aus der ehemaligen Kirche in Kernhausen stammt und beim Umpflügen Mitte des 19. Jahrhunderts gefunden wurde. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Kirchengemeinde St. Afra Ratshausen feiert am 7. Juli "200 Jahre Kirchweih" mit großem Programm

Die katholische Kirche St. Afra in Ratshausen ist in den Jahren 1816 bis 1818 erbaut worden. Die Kirche wurde am 1. Juli 1819 durch den Augsburger Weihbischof Johann Baptist von Keller geweiht. Das Jubiläum "200 Jahre Kirchweih" wird an diesem Sonntag, 7. Juli, groß gefeiert.

Ratshausen. Die Idee dafür, so der zweite Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Andreas Koch, stamme von Klaus Peter Dannecker, der an der Uni Trier einen Lehrstuhl für Liturgie inne hat und in der Kirchengemeinde ehrenamtlich als Seelsorger mitwirkt.

Eigentlich werde das Kirchweihfest stets im Oktober gefeiert. Angesichts des Jubiläums sei der Gedanke entstanden, dieses am eigentlichen Weihetag zu feiern. Die Kirchengemeinde, so Koch, werde daran festhalten und die Kirchweih künftig Anfang Juli begehen.

Ratshausen ist seit 1788 eine eigenständige Pfarrei, vorher war es eine Kaplanei von Schömberg. Die ehemalige Kirche stand in Kernhausen, außerhalb der jetzigen Gemeinde, und war baufällig. Weil der Weg dorthin zu weit war, wurde der Neubau der St.-Afra-Kirche am jetzigen Standort beschlossen. Pfarrer in Ratshausen war damals Dominikus Killinger, der am 13. Februar 1827 starb. Die Baulast für die Kirche und das Pfarrhaus, so Dannecker, befinde sich immer noch beim Land. Grund: Ratshausen gehörte früher zu den Vorderösterreichischen Gebieten.

Die Kirche bietet einige Besonderheiten. So stammen die Seitenaltäre, der Hochaltar, die Orgel und die Kanzel sowie der Beichtstuhl aus dem Franziskanerkloster Margrethausen, das 1803 aufgelöst wurde. Während die Seitenaltäre, der Maria- und der Franziskanteraltar, weitgehend erhalten geblieben seien, ist der Hochaltar laut Dannecker umgestaltet worden. An der linken Seitenwand des Kirchenschiffs hängt ein Gemälde des ehemaligen Hochaltars, das eine Weihnachtsszene zeigt. Auch die Ausgestaltung der Decke des Kirchenschiffs ist einmalig: Zu sehen ist ein Sternenhimmel des Weilener Kirchenmalers August Blepp.

Beim Kirchweihfest werden auch sakrale Gegenstände wie der "Wettersegen" aus der ehemaligen Kirche, der Mitte des 19. Jahrhunderts beim Umpflügen entdeckt worden war und einen Splitter vom Kreuz Jesu enthalten soll, sowie die Jesus-Figur mit zwei Bauchnäbeln, die ihn als Gott und Menschen symboliseren, zu sehen sein. Diese Figur ist nachweislich seit 1920 in der Ratshausener Kirche. Dazu werden Messgewänder ausgestellt.

Das Programm für das Kirchweih-Jubiläum ist umfassend und bietet Angebote für Jung und Alt. Dabei hat man laut Koch bewusst darauf verzichtet, das Fest in der Plettenberghalle zu begehen: "Wir wollen in und rund um die Kirche feiern."

Beginn ist um zehn Uhr mit der heiligen Messe, bei der alle Pfarrer der Seelsorgeeinheit Oberes Schlichemtal anwesend sind. Investierter Pfarrer für Ratshausen ist Johannes Holdt, residierender Pfarrer ist Shibu Pushpam. Der Liederkranz gestaltet den Gottesdienst mit. Koch freut sich vor allem auch darüber, dass der ehemalige indische Pfarrer Thomas Vadakoot anwesend sein wird, der auch beim 50-jährigen Priesterjubiläum von Palmbühlpfarrer Josef Schäfer am 14. Juli dabei sein wird.

Nach der Messe wird es einen Stehempfang an der Kirche geben. Für Unterhaltung sorgt das Ensemble Alphornklang und Schwobablech. Die Kirchengemeinde lädt dann zum Mittagessen in die Pfarrscheuer ein, wo es am Nachmittag auch Kaffee und Kuchen geben wird. Ab 11.45 und 14.30 Uhr kann der Glockenturm besichtigt werden, um 12.30 Uhr startet ein Kinderrallye am Stand der Ministranten. Um 14 Uhr wird Dannecker die Kirchenaltäre erläutern, und ab 15 Uhr können die weiteren Kunstwerke in der Kirche, wie die Decke und die Heiligenbilder, unter Führung von Andreas Koch besichtigt werden. Ab 15.30 Uhr können die Sakristei und der Kirchenschatz bewundert werden, um 16 Uhr schließlich ist eine Orgelführung geplant. Mit einer Orgelmeditation um 16.45 Uhr und einem Vespergebet in der Kirche um 17 Uhr klingt das Kirchweihfest aus.

Dieses soll aber nicht nur Gelegenheit zur Rückschau bieten, sondern auch einen Blick in die Zukunft – etwa hinsichtlich der Wahl des Kirchengemeinderats im kommenden Jahr. So werden in der Kirche Stellwände aufgebaut, die Auskunft über die bisherigen Pfarrer in Ratshausen geben, auch alte Bilder aus der Kirchengemeinde werden ausgestellt. Zudem stellt sich der Kirchengemeinderat und seine Arbeit dar. Koch schwebt in diesem Zusammenhang eine Art "Zukunftswerkstatt" vor unter dem Motto: "Wie sieht die Kirche in einigen Jahren aus?"

Im Rahmen des Jubiläumsjahrs wird zudem an einer Festschrift gearbeitet, die zu Weihnachten erscheinen soll.