Beim Rathaussturm ließen es die Rangendinger Narren am Freitagvormittag ordentlich krachen: Mit viel Humor entrissen sie dem märchenhaft kostümierten Gemeindeteam die Amtsgewalt. Doch zuvor hatte Bürgermeister Manfred Haug auch einige humorvolle Spitzen parat.
Dass Regen hartgesottenen Fasnetsveteranen nichts anhaben kann, zeigte sich bereits Punkt elf vor dem Sitz der Gemeindeverwaltung: Trotz eines kleineren Schauers ließ es die Hauburgband krachen und scheppern, während Strohbär und Jäg bewiesen, dass sie das Zeug zum echten Tanztalent haben.
Gut gelaunt zeigten sich dann auch die Chefs der Narren, als sie auf der Rathaustreppe ihre Reden schwangen und wissen ließen, wie sie die aktuelle politische Lage sehen: „Die größten Narren sitzen doch wohl in Berlin“, kommentierte Zunftmeister Hansi Schilling die aktuelle Bundestagswahl. André Schneider, Vorsitzender der Mönchsgrabenhexen, freute sich wiederum, dass – trotz vieler Auflagen durch die Wahl – soweit alles super funktioniert und die Narrenzunft ein tolles Fasnets-Wochenende präsentiert habe: Schließlich „gibt es für die Mönchis dieses Jahr kaum eine Pause – in dieser 25er-mega-Fasnetssause“.
Alemannen-Zunft wird nach Auflösung vermisst
Schilling fand es schade, dass Zunft und Hexen nun alleine das Rathaus stürmen müssen: „Traurig aber wahr – die Alemannen haben uns verlassen in ihrem verflixten siebten Jahr.“ Auf das Rathaus selbst ging der Hexenchef ein und richtete direkt eine Frage an Bürgermeister Manfred Haug: „Im Flecke läuft’s – die Firma Erbe beendet das bauliche Großprojekt – doch wann beendest du deine Rathaus-Kloster-Großbaustelle?“. Getreu dem Motto „never change a running gag“ sprach Schneider sich beim Thema Bauprojekte wieder für eine Mönchgraben-Einkehrhütte direkt in der Ortsmitte aus.
Auch Zunftmeister Schilling sah einiges im Argen in der Gemeinde: Mit Sorge blicke er auf die kommende Sommerzeit – wenn es im Schwimmbad und Stausee kein Wasser mehr gebe. Er hofft, dass dafür bis zum Kreismusikfest der „nagelneue Zirkus-Festplatz“ fertig wird: Schließlich gebe es 100 Jahre Musikverein zu feiern.
3000 Euro soll es erst in 270 Jahren geben
Der Bürgermeister, der sich mit dem restlichen Rathausteam als Zwerg samt Rauschebart verkleidet hatte, hieß die Narren im „Zwergenland“ willkommen – und zeigte sich deutlich arbeitsscheuer als die fleißigen, Zipfelmützen tragenden Vorbilder aus „Schneewittchen“: „Vieles zu tun gibt es rund um Rathaus und Klosterkirche – gerne geben wir nachher den Schlüssel ab, die Arbeit lassen wir liegen, sollen sich doch die Narren auch mal den Rücken verbiegen“. Auch ging er darauf ein ein, dass sich der Zunftmeister zum Jubiläum von Tanzgarde und Strohbären beschwert habe, dass die Narren in Boll 3000 Euro von der Stadt Hechingen bekommen hätten, während es in Rangendingen nur Spesen gebe: „In Rangendingen machen wir keine Schulden, für ein Geschenk über 3000 Euro könnt ihr euch noch 270 Jahre lang gedulden“.
Zudem ließ Haug wissen, dass die Vereine sich beschweren würden, dass es in der Halle oft zu kalt sei – dabei habe man bei der Narrenzunft und dem Musikverein regelmäßig Temperaturen wie im Tropenwald.
Der Oberste der Rathaus-Zwergencrew zeigte sich danach aber versöhnlich, gratulierte der „Humbug-Band“ für 40 Jahre beste Unterhaltung und erklärte, dass er gerne seinen Schlüssel abgebe. Mit dreifachem „Narri-Narro“, „Jägi-Jägo“, „Mönchsgraben-Hexen“, „Hauburg-Band“ und „Appolonia-Hexen“ übernahmen die Narrenchefs dann den gebackenen Schlüssel und das Rathaus: „Jetzt heißt es Narren an die Macht, wir besetzen eure Großbaustelle – bis zum Aschermittwoch regieren wir im Flecke“, verkündete Schilling feierlich.