Der Rosenfelder Gemeinderat hat nach ausführlicher Diskussion beschlossen, das Verwaltungsgebäude denkmalgerecht sanieren zu lassen.
Erst waren es nur Putzbrocken, die aus dem Fachwerkgiebel des Rathauses gefallen sind. Nun steht, fest, dass dessen Holzfachwerk entsprechend den Denkmalschutzvorschriften aufwändig und teuer instandgesetzt werden muss – und soll.
Nach rund zwei Jahren Verzögerung wurde im November 2024 ein Gutachten über den Zustand des Sichtfachwerks erstellt. Der Ingenieur und Zimmermann Daniel Dieringer aus Rangendingen legte dem Gemeinderat in der Sitzung am Donnerstag dar, was sein Büro herausgefunden hat.
Dabei wurde die Substanz des Holztragwerks erfasst und eine Grafik erstellt, die die Schäden farbkodiert darstellt, eine sogenannte „Schadenskartierung“. 95 Stellen sind auf dieser Skizze markiert. Dabei weist Grün auf oberflächliche Schäden hin, Gelb auf Holzbalken, die ausgebessert werden müssen.
Rot gekennzeichnetes Fachwerk ist nicht mehr zu retten und muss laut Dieringer mit „Prothesen“ ersetzt werden: Manche Balken seien faktisch nicht mehr vorhanden und konnten mit der bloßen Hand zerdrückt werden. Wenn eine Stütze oder Strebe nicht mehr trage, verlagerten sich Lasten im Gebäude; das sei vermutlich die Ursache des herausfallenden Putzes gewesen.
Er wies auch auf viele braun hervorgehobene Stellen hin: Dort wurde bei früheren Sanierungen nach der Freilegung der zuvor verputzten Holzbalken nach 1974 das Sichtfachwerk oberflächlich abgefeilt und optisch mit aufgenagelten Dielen beziehungsweise Bohlen ausgebessert.
„Im schlimmsten Fall ist dahinter ein Loch.“
„Was wir nicht wissen: Was ist hinter den Dielen?“, sagte der Fachmann. „Im schlimmsten Fall ist dahinter ein Loch.“
An anderen Stellen wurde das Tragwerk ersetzt - auch dort ist nicht ersichtlich, wie es dahinter aussieht. Zudem gibt es einige Stellen, an denen Regenwasser in die Gebäudekonstruktion eindringen kann.
Bei einem Ortstermin mit Denkmalamt wurde beraten, welche Schäden gerichtet werden müssen. Teilweise müssen gemauerte Stellen abgebaut werden, um das geschädigte Holz ersetzen zu können. Dieringer schätzt, dass auch hinter der Hälfte der nachträglich angebrachten Dielen saniert werden muss.
„Es steht außer Frage, dass man etwas tun muss.“
„Es steht außer Frage, dass man etwas tun muss“, hielt Gemeinderat Michael Halter fest. Doch stellte sich ihm die Frage nach der Dringlichkeit: „Wie groß ist der Handlungsdruck? Akut, weil man eigentlich nicht mehr rein darf, oder haben wir vier Jahre Zeit zu überlegen, wie wir das gut machen? Anders gefragt: Muss der Bürgermeister ab morgen in ein anderes Büro?“
Dieringer antwortete, die Schäden hätten sich in den geschätzt 50 Jahren entwickelt. „Ich denke nicht, dass das Rathaus einsturzgefährdet ist.“ Ziel einer Sanierung sei aber, jene Standfestigkeit wiederherzustellen, die das Gebäude besaß, als es neu gebaut war.
Bürgermeister Thomas Miller ergänzte im Lauf der Diskussion, dass man bei der Untersuchung die Standfestigkeit des Gebäudes auch die Holzkonstruktion und die Statik prüfen musste: „Das Fachwerk hat immer etwas mit der Statik zu tun.“
Einstimmige Entscheidung
Letztlich bestand unter den gewählten Bürgervertretern Einigkeit, die notwendige Sanierung nicht aufzuschieben, sondern in diesem Jahr anzugehen. Knapp 715 000 Euro sollen nach ihrem einstimmig gefällten Beschluss im städtischen Haushalt bereitgestellt werden
Zwar ist damit zu rechnen, dass es bei diesem geschätzten Betrag nicht bleiben wird. „Aber man muss was machen, es wird nicht besser“, hielt der Bürgermeister fest.
Gemeinderätin Heike Pieper fragte nach der Finanzierung: Müsse man Schulden aufnehmen oder andere Vorhaben verschieben?
Das, sagte Miller, sei Teil der laufenden Vorbereitungen des Entwurf für den städtischen Haushaltsplan. Dieser soll voraussichtlich in der Aprilsitzung des Gemeinderats diskutiert werden.
Was sagen die Gemeinderäte?
Klaus May
fürchtete, dass man immer wieder in das alte Gebäude investieren muss.
Michael Halter
knüpfte daran an und regte an zu prüfen, ob es technische Möglichkeiten gibt, das „Aushängeschild der Stadt“ mit zeitgemäßen technischen Lösungen zu richten, die verhindern, dass das Fachwerk in absehbarer Zeit infolge der Witterungseinflüsse wieder teuer saniert werden muss.
Heike Pieper
hakte nach, was genau man sanieren wolle? Ausgangspunkt der Untersuchung sei 2021 heruntergefallener Putz gewesen, doch jetzt stehe man im Grunde vor eine Komplettsanierung der Holzkonstruktion. Aus ihrer Sicht besagt das Gutachten nichts über die Stabilität des Rathauses: „Es sagt niemand, dass das Gebäude demnächst zusammenbricht.“ Sie regte an, ein zusätzliches Gutachten über die Statik in Auftrag zu geben.
Jürgen Dreher
wollte wissen, ob es Fördergeld für die Sanierung gebe. „Das kann es geben“, antwortete Thomas Miller
– allerdings nur für den denkmalschutzbedingten Mehraufwand dabei. Diesen müsse man prüfen.
Horst Lehmann
erinnerte die anderen Gremiumsmitglieder daran, dass der vorherige Gemeinderat der Verwaltung den Auftrag gegeben habe, den Zustand des Giebels prüfen zu lassen. Das Gutachten und die zu beschließende Sanierung seien also kein Idee aus dem Rathaus gewesen. Er warnte auch vor möglichen Folgeschäden, wenn man jetzt nichts mache. Hinsichtlich der zu erwartenden Kosten sagte Lehmann, hellsehen könnten die Fachleute aber nicht. „Möglicherweise kommen noch mehr Sachen dazu, möglicherweise wird es viel teuer.“ Wenn man etwas machen wolle, müsse man es jetzt angehen und dafür Geld ausgeben: „Ich bin sicher, es wird nicht günstiger, wenn wir es verschieben.“
Ähnlich sah das Daniel Jäschke.
Er wies auf die Fotos in der Sitzungsvorlage hin: Darauf sehe man deutliche Schäden, zum Beispiel Stellen, an denen bereits der Verputz fehlt.
Sandra Schwarz
warnte, man müsse etwas machen, denn man könne ja nicht den Gehweg am Rathaus absperren, weil möglicherweise weiterer Putz herabfallen könnte. Diese Gefahr besteht aber, bestätigten Rathauschef und Ingenieur auf ihre Nachfrage.