Kurz vor dem Einsatz: Die Polizisten stehen vor dem Lotzer-Haus im Mühlgässle. Horbs Bürgermeister Ralph Zimmermann (FDP,links) hatte die Zwangsräumung durchgesetzt. Foto: Jürgen Lück

Mehrere Dutzend Polizisten in Horb sind im Einsatz. Sie unterstützen das Rathaus bei der Zwangsräumung des Lotzer-Hauses. Besitzer Mayk Herzog rettet seine Katze.

6 Uhr morgens in Horb. Das Lotzer-Haus direkt in der Kernstadt ist mit Bauzäunen abgedeckt. Gerade wird der letzte vors Mühlgässle gestellt. Dahinter stehen gut 30 Polizisten in einer Reihe – das Rathaus räumt das Lotzer-Haus.

 

Um 6.02 Uhr kommt Besitzer Mayk Herzog ums Eck und fotografiert die ganze Szenerie. Ihm wirft das Rathaus Horb unter anderem vor, durch mangelhaften Brandschutz Leib und Leben seiner Mieter zu gefährden. Herzog bestreitet das. Sein Einspruch wurde erst wenige Stunden vor der Zwangsräumung vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg zurückgewiesen. Kurze Zeit danach räumten die ersten Mieter ihre Wohnungen mitten in der Nacht.

Besitzer Herzog: „Was ein großer Bahnhof für mich“

Mayk Herzog trägt seinen Kater aus dem Lotzer-Haus, links telefoniert eine Mieterin, die gerade ihr Auto beladen hat. Foto: Jürgen Lück

Herzog scherzt: „Was ein großer Bahnhof für Mayk.“ Dann geht er ins Lotzer-Haus und kommt mit seinem Kater wieder raus. Er lässt sein Haustier unter dem Denkmal auf den Boden – das Tier flüchtet wieder ins Haus. Der Besitzer geht wieder rein.

Um 6.11 Uhr hat er seinen Kater wieder sicher im Griff. Auch eine Rathaus-Mitarbeiterin hat einen Katzen-Korb dabei, doch Herzog verzichtet.

Der erste Mieter verlässt das Lotzer-Haus

Ein Mieter verlässt unter den Augen der Polizei das Lotzer-Haus mit seinen Habseligkeiten in der Hand. Foto: Jürgen Lück

6.14 Uhr. Der erste Mieter verlässt mit einer Tasche in der Hand das Lotzer-Haus. Rathaussprecherin Inge Weber: „Es ist jedem Mieter freigestellt, dahin zu gehen, wo er möchte.“

6.18 Uhr. Unter der Anweisung von Horbs Polizeichef und Einsatzleiter Enzo Cicero machen sich Polizei und die Rathausmitarbeiter bereit, ins Lotzer-Haus zu gehen. Polizeisprecher Benjamin Koch: „Wir haben mehrere Dutzend Beamte im Einsatz. Vom Polizeirevier Horb, vom Präsidium und der Bereitschaftspolizei. Wir leisten hier Amtshilfe.“

Mieter offenbar aus dem Bett geworfen

6.18 Uhr. Rathaus-Mitarbeiter und die Polizei gehen ins Lotzer-Haus, um die Mieter zum Verlassen zu bewegen. Foto: Jürgen Lück

6.35 Uhr. Ein weiterer Mieter verlässt das Haus. Er ist barfuß. Inzwischen sind quer über das Mühlgässle in Höhe der ehemaligen Haifisch-Bar Umzugskartons aufgebaut. Ein Rathaus-Mitarbeiter schleppt die ersten leeren Kartons ins Haus.

Ein Polizist sagt: „Einer will nicht freiwillig raus. Da müssen wir aufmachen und das überprüfen.“

Um 6.45 Uhr wird die erste volle Kiste wieder vom Rathaus-Mitarbeiter aus dem Lotzer-Haus geschleppt. Andere Mieter stehen vor dem Haus. Auch auf der Neckarstraße steht ein Nutzfahrzeug. Auf dem werden fleißig Sachen aus dem Haus ausgeladen.

Herzog lässt sich vom Radioreporter interviewen

6.47 Uhr. Der SWR-Radioreporter hat Mayk Herzog entdeckt. Er holt ihn dahin, wo es ruhig ist und interviewt ihn auf der Neckarstraße. Der Lotzer-Haus-Besitzer hatte angekündigt, dass er weiter für sein Recht kämpfen will.

Augenscheinlich verläuft die erste Stunde der Zwangsräumung friedlich. Das Rathaus Horb hat im Laufe des Tages eine Pressekonferenz angekündigt.

Gegen 9 Uhr sagt Stadtsprecherin Inge Weber: „Es ist alles ruhig verlaufen und ging schneller als gedacht.“ Alle Bewohner sollen das Haus verlassen haben, auch Mayk Herzog.

Um 10 Uhr erste Reaktion von Mayk Herzog

Mayk Herzog (li. im Spiegel) fotografiert den Waschraum in der Flüchtlingsunterkunft. Foto: Mayk Herzog

Um kurz vor 10 Uhr dann die erste Reaktion des Besitzers des Lotzer-Hauses: Er verschickt Fotos von der Flüchtlingsunterkunft Horb von innen. Zu sehen: Der Waschraum. Die Gemeinschaftsduschen. Herzog schreibt: „675 Euro pro Zimmer.“

Herzog hatte dieser Redaktion gesagt, dass bei ihm die möblierten Appartments lediglich 8 Euro Kaltmiete kosten. Pro Quadratmeter. Das günstigste Appartment im Lotzer-Haus sei für 300 Euro inklusive Nebenkosten zu haben. Das dürfte jetzt vorerst vorbei sein.

Zieht Mayk Herzog jetzt in die Container?

Bürgermeister Ralph Zimmermann: „Er sprach dort vor, ob er ein Zimmer mieten könne. Dann hat er sich das angeschaut und hat erklärt, das er wo anders unterkommt.“

Mayk Herzog sagt dieser Redaktion: „Keine Angst. Ich hatte nie vor, dort einzuziehen. Ich war nur neugierig.“