Viele Pflanzen, etwa die Hasel, blühen immer früher – zum Leidwesen aller, die unter Heuschnupfen leiden. Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Draußen regnet’s. Endlich können Pollenallergiker aufatmen. Oder doch nicht? Regen und nasses Wetter können Allergien verschlimmern und zu Gewitter-Asthma führen. Wir erklären, was und warum das so ist.

Hatschi! Die Nase läuft, die Augen sind rot, tränen und brennen. Die Haut reagiert mit starkem Juckreiz. Von den Kopfschmerzen und Schlafstörungen ganz zu schweigen. Wer unter Heuschnupfen leidet, ist extrem geplagt. Mehr als 15 Prozent der Bevölkerung in Deutschland sind von einer Pollenallergie betroffen – Tendenz steigend.

Die Pollensaison dauert von Januar bis Oktober. Je nach Witterung kann der tatsächliche Pollenflug einzelner Pflanzen variieren.

Allergiker freuen sich über jede Erleichterung. Etwa wenn’s regnet. Regen reinigt bekanntlich die Luft. Man kann wieder frei durchatmen. Oder doch nicht?

Allergiker wissen: Ausgerechnet bei Starkregen verschlimmert sich häufig ihr Zustand. Warum ist das so? Wir erklären es Ihnen:

Warum ist Starkregen der Feind aller Allergiker?

Für Allergiker ist der Klimawandel noch mal übler als ohnehin schon für jeden von uns. Denn vor allem Starkregen, Gewitter und Wolkenbrüche wirken auf Allergien wie eine Art Brandbeschleuniger. Tatsächlich reinigt Regen die Luft von Pollen und anderen umherschwirrenden Mikroteilchen. Starkregen dagegen führt zum gegenteiligen Effekt.

Was sind ein osmotischer Pollen-Schock und Gewitter-Asthma?

Osmotischer Schock: Das hat mit dem sogenannten osmotischen Schock zu tun, den die Pflanzen erleiden. Die Pollen nehmen bei starkem Regen zu viel Flüssigkeit auf, fallen mit den Wassertropfen zu Boden und platzen dann auf.

Dadurch setzen sie noch wesentlich kleinere Allergene frei – also jene Substanzen, die über das Immunsystem Überempfindlichkeitsreaktionen (sogenannte allergische Reaktionen) auslösen.

Gewitter-Asthma: Normalerweise filtert unsere Nase Pollen von Bäumen und Gräsern problemlos aus der Atemluft. Doch je kleiner diese Partikel sind, desto eher können sie in die Lunge gelangen und dort starkes Asthma auslösen – das sogenannte Gewitter-Asthma.

Wie hängen Wetter und Pollenflug zusammen?

Oft trägt der Wind die Pollen aus weiter Entfernung heran. Wie stark die Luft mit Pollen gesättigt ist, hängt vom jeweiligen Wetter ab. An trockenen und windigen Tagen stäuben Hasel, Birke und Gräser besonders heftig. Dafür ist die Luft nach längerem Regen wie frisch gesäubert.

Generell sind beim Thema Pollenallergie zwei Pflanzen-Gruppen zu unterscheiden:

Windblütler: Diese Pflanzen geben ihre vergleichsweise leichten Pollen in die Luft ab und werden vom Wind wegtragen. Man erkennt sie oft daran, dass ihre Blüten unauffällig sind.

Insektenblütler: Andere Pflanzen locken Insekten mit schönen Blüten an, damit die Tiere die schweren, großen Pollen zu anderen Blüten bringen.

Gerade Pflanzen wie Haselnuss, Erle und Birke, die maßgeblich für Pollenallergien verantwortlich sind, lassen ihren Blütenstaub im Wind fliegen. Zwar können auch Pflanzen Allergien auslösen, die Insekten als Pollenträger nutzen. Das kommt aber eher selten vor.

Wie beeinflusst Extremwetter Pollenallergien?

Allergien: Umweltmediziner der University of Maryland (US-Bundesstaat Maryland) haben die Auswirkungen von Extremwetter auf Pollenallergiker in einer 2021 veröffentlichten Studie im Fachmagazin „Environmental Health“ nachgewiesen. „Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen, dass sich Extremwettereignisse sich unterschiedlich auf die verschiedenen Bevölkerungsgruppen auswirken.“ Vor allem Allergiker würden darunter leiden.

Betroffene: Das Forscherteam wertete Krankenhausdaten von fast 116 000 Patienten in Maryland aus, die zwischen 2000 und 2012 wegen bedrohlicher Asthmaanfälle ärztlich behandelt wurden. Am häufigsten betroffen waren Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 5 und 17, die weit häufiger unter schweren Atemproblemen litten als Erwachsene.

Klima: Die Krankenhausdaten verglichen die Experten mit den Klimadaten. Fazit: Starkregen und Hitzewellen in den Sommermonaten führten dazu, „dass Asthmatiker in Maryland häufiger ärztlich behandelt werden mussten.“ Ein Grund: Bei einer Hitzewelle steigen die Ozonwerte – und damit die Schadstoffe in der Luft. Ozon reizt die Atemwege und verschlimmert Entzündungen.

Info: Pollenallergie

Pollenallergie
Immer mehr Menschen leiden unter einer Pollenallergie. Häufig sind auch Ältere von einem plötzlich auftretenden Heuschnupfen betroffen. Die Zahl der Pollenallergiker hat in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen. Mehr als 15 Prozent der Erwachsenen in Deutschland sind mittlerweile betroffen.

Symptome
Herumfliegende Blütenpollen lösen Symptome wie tränende Augen, eine laufende oder verstopfte Nase, Hals- und Hautreizungen sowie Atemnot aus. Als besonders unangenehm gelten Birkenpollen. Im Frühjahr produzieren die Bäume sie in sehr großer Anzahl und der Wind trägt sie bis zu 300 Kilometer weit. Auch Hasel, Erle und Gräser zählen zu den stark allergenen Pflanzen.

Maßnahmen
Die Pollen sollte man möglichst von der Wohnung und dem Schlafzimmer fernhalten, das sie nachts die Schleimhäute reizen. Was können Betroffene vorbeugend tun?

  • Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer ausziehen
  • Abends Haare waschen oder gründlich ausbürsten
  • Bettwäsche mindestens wöchentlich wechseln
  • Fenster beim Schlafen geschlossen halten
  • Staubsauger mit Hepa-Filtern benutzen
  • Möbeloberflächen feucht abwischen
  • Wäsche nicht im Freien trocknen
  • Luftreiniger aufstellen