Wird mitunter zur Rennstrecke. Die Kreisstraße zwischen Oberkollwangen und Breitenberg. Foto: Thomas Fritsch

In Neuweiler-Breitenberg gibt es ein Raserproblem, sagt jedenfalls ein Anwohner. Das Landratsamt weiß von nichts, der Bürgermeister will jetzt mit einer Messtafel zumindest Daten sammeln, um das Ausmaß des Problems eindeutig zu erfassen.

Neuweiler - Thomas Schrade aus dem Neuweiler Ortsteil Breitenberg hat genug. Raser treiben auf der Kreisstraße zwischen Oberkollwangen und Breitenberg ihr Unwesen, jagen wie von Sinnen über das schmale Asphaltband. Kommen die Autofahrer dann nach Breitenberg, lässt man auslaufen und prescht nicht mit 50, sondern eher mit 70 Kilometern pro Stunde durch die Ortschaft.

Sogar eine Katze sei schon buchstäblich unter die Räder gekommen, weiß Schrade zu berichten. Auch aus dem Ort heraus würden die "ortsansässigen Tuner", wie Schrade sie beschreibt, mit Vollgas herausbeschleunigen. Er habe auch schon einen ins Gebet genommen – "da bekommt man dann zu hören, dass sei doch schon immer so gewesen", regt sich der Familienvater auf. Das könne man doch nicht sagen, klagt er und wagt einen herben Vergleich: "In Sizilien ist es seit fast 100 Jahren Tradition, dass die Mafia Leute verschießt. Das ist deshalb ja auch nicht in Ordnung."

Anwohner hat selbst Benzin im Blut

Schrade will aber eigentlich nur, dass sich die Autofahrer an geltende Tempobegrenzungen halten. "Wir wollen die ja nicht so bestrafen, dass die keinen Spaß mehr am Leben haben", versichert er. Er selbst habe als gelernter KfZ-ler Benzin im Blut, wie er sagt. Schrade würde gar einen Obolus beisteuern und mit den PS-Protzen auf den Hockenheim oder Nürburgring fahren, um im Rahmen eines Trackdays die aufgemotzten Gefährte von der Leine zu lassen. "Innerorts geht das nicht", stellt er klar.

Vom Landratsamt, bei der Kreisstraße 4326 Baulastträger, würde sich der Anwohner wünschen, die Lage in den Griff zu bekommen. Mittels Tempotrichter, Verkehrsinsel oder vorübergehend einem Blitzeranhänger.

Temposünden im Landratsamt unbekannt

Aus dem Landratsamt selbst heißt es auf Anfrage unserer Redaktion lediglich: "Die Geschwindigkeitsüberschreitungen sind nicht bekannt." Auch habe es bisher, erklärt Pressesprecherin Janina Müssle, keine Beschwerden darüber gegeben. "Die Abteilung Ordnung und Verkehr prüft aber die Angelegenheit und wird gegebenenfalls die Stelle in den Messplan mitaufnehmen", erklärt Müssle weiter.

Während das Landratsamt emsig prüft, schreitet Neuweilers Bürgermeister Martin Buchwald im Rahmen seiner Möglichkeiten zur Tat – denn auf der Kreisstraße darf der Schultes nicht einfach Schilder oder Messgeräte auf Geheiß der Gemeinde platzieren. Wohl aber innerorts.

Probleme in einigen Ortsteilen

"Die Ortseingänge machen schon Sorgen, weil da oft zu schnell reingefahren wird", erklärt der Rathauschef. Doch nicht nur in Breitenberg sei das Problem zu finden, auch in Agenbach oder in Oberkollwangen von Neuweiler kommend. Um wirklich eine Änderung von Beschilderungen oder mehr zu erreichen, brauche es aber eine Verkehrsschau, verdeutlicht Buchwald. Und was da dann herauskomme, wisse man eben auch nicht sicher im Voraus. Jetzt aber schafft die Gemeinde ein weiteres Messgerät an, um zu checken, ob "ein tatsächliches oder nur ein gefühltes Problem vorliegt." Mit der Tafel, die dem Autofahrer die Geschwindigkeit anzeigt und diese dann mit lachenden oder trauernden Emojis kommentiert, können auch Daten gesammelt werden. Wie viele Autos wie schnell daran vorbeifahren nämlich. "Dann haben wir eine Grundlage fürs Landratsamt", lässt Buchwald die Taktik durchblicken, mit der er ins Rennen gehen will.

Für Schrade ein Schritt in die richtige Richtung. Der Breitenberger findet dennoch, dass im Grunde im ganzen Kreis Calw "alle Raser einen Freibrief für ihr Tun inner- wie außerorts haben". Kontrolliert werden müsste viel mehr, ist er überzeugt. Jetzt bekommen die Breitenberger Rowdys aber immerhin einen bösen Blick von der Messtafel zugeworfen, wenn sie zu flott in den Ort einfahren.