Nebelmaschine, Lichtshow, Feuerwerk: Die beiden Rapper und Lokalhelden haben am Bietigheimer Viadukt eine bombastische Show geliefert.
Einen schönen Sommerabend haben sich Rin und Bausa ausgesucht, um wieder gemeinsam am altehrwürdigen Viadukt in Bietigheim zu rappen. Als die beiden gegen 21.30 Uhr auf die Bühne kommen, erinnert sich Rin, wie er auf der einen Seite der Brücke zur Schule gegangen ist – und auf der anderen auch. Doch das sei schon eine Weile her, sagt er dann verschmitzt. Auch Bausa ist im Glück, hier spielen zu dürfen. Für beide ist das Open Air am Viadukt ein Heimspiel, das nun nach drei Jahren Pause wieder stattfinden darf. Die beiden Rapstars haben dafür gesorgt, dass die kleine Stadt an der Enz schon öfter zur Brutstätte des deutschen Hip-Hop gekürt wurde. Vermutlich auch aus diesem Grund waren es am Samstag laut Veranstalter bis zu 14 000 Fans, die auf den Festplatz strömten, um die Rapstars live zu sehen. Auf dem Gelände herrscht Festivalstimmung: Merchandise, Essens- und Getränkestände mit langen Schlangen. Insgesamt fünf Support-Acts sind zu erleben, doch im Mittelpunkt des Abends stehen natürlich die beiden Lokalhelden.
Natürlich kommt auch „Keine Liebe“
Der Beginn des Auftritts ist von technischen Problemen begleitet, doch nach einer zehnminütigen Pause kann das Konzert endlich losgehen. Großformatige Visuals, eine starke Lichtshow und eine manchmal zu intensiv arbeitende Nebelmaschine verleihen dem Auftritt eine gute Portion Bombastizität. Bausa gibt Songs wie „Madonna“ oder „Casanova“ zum Besten und geht abwechselnd in den Schlagabtausch mit Rin, der dann mit „Vintage“ oder selbstverständlich „Bietigheimication“ kommt. Dass die beiden gut harmonieren, haben sie ja schon 2019 mit dem Feature „Keine Liebe“ bewiesen, in dem sie den gleichnamigen Echt-Song gesampelt haben. Sie spielen ihn an diesem Abend natürlich auch.
Beide Rapper geben sich nicht der in ihrem Genre so verbreiteten toxischen Männlichkeit hin, sondern sind öfter bei den Themen Liebe und Beziehung. Rins Stil ist, wie der 27-Jährige selbst sagt, eher emotionsbezogen. Die Texte sind tendenziell düster, Autotunes ein Muss. Bausa, 33, vereint in seinen Songs eine Mischung aus Deutschrap, Trap und Soul, und für ihn ist die Auseinandersetzung mit Gut und Böse ein ständiges Thema. Und natürlich gehören für die Rapper der Konsum von Drogen, teure Autos und Luxuslabels auch zu den Dingen im Leben, über die man nachdenken sollte.
Die Werbemaschine läuft wie geschmiert
Die Werbemaschine der Rapper läuft wie geschmiert. Bausa ist jüngst eine Kooperation mit dem Bietigheimer Hemdenhersteller Olymp eingegangen, von denen auch ein Stand auf dem Gelände zu finden ist, und wegen eines Besuchs von Rin im Archiv von Adidas munkelt man bereits von einer Zusammenarbeit, bislang jedoch ohne Bestätigung. Der Höhepunkt der Show ist ein Feuerwerk, das gegen Ende über dem Viadukt erstrahlt. Die Fans sind in bester Feierlaune, wie es sich für ein Festival eben gehört. Und auch das scheint einfach dazuzugehören: Jedes Mal wenn eine Bahn über das Viadukt fährt, wird den darin Sitzenden von den Festivalgästen zugewinkt.