Das spontane Orgel-Konzert begeisterte. (Symbolbild) Foto: dpa

Ortsrundgang bietet vielfältige Eindrücke. Rowena Dennard begeistert an Jann-Orgel. Mit Video

Rangendingen - "Musik ist eine Sprache, die man überall versteht", mit diesen Worten empfing Bürgermeister Johann Widmaier am Freitagmorgen das Tara Wind Orchestra aus den USA im Rangendinger Rathaus, einer der Stationen eines Ortsrundgangs.

Die Besichtigungstour stand ausdrücklich auf der Wunschliste von Charles Brodie, dem Reiseorganisator und Trompeter des Tara Wind Orchestras, wie die Musikvereinsvorsitzende Uta Schoder sagte. Und die Gäste aus Atlanta, der Hauptstadt des Bundesstaats Georgia im Süden der USA, zeigten sich begeistert vom ländlichen Charme der Starzelgemeinde.

"Wir kommen aus einer riesigen, lauten Stadt und genießen das beschauliche Rangendingen", sagte Andrea Strauss, die gerne ein Selfie mit dem Bürgermeister haben wollte. "Wir sind stolz über ihren Besuch und stolz auf unsere Heimatgemeinde", nahm Widmaier dieses Lob der Dirigentin an. Strauss hatte am Donnerstagabend mit ihrem Rangendinger Dirigentenkollegen Arno Hermann die gemeinsame Probe des großen Blasorchesters des Musikvereins mit den Tara- Winds-Musikern geleitet. Für die Rangendinger Musikanten war sie voll des Lobs: Das Orchester habe "fabelhafte Musiker", sagte sie.

Klein aber fein, so dürften die US-Gäste Rangendingen in Erinnerung behalten. Denn schon auf der Empore von St. Gallus staunten sie nicht schlecht, als ihnen Pfarrer i.R. Norbert Dilger die Klangvielfalt der Jann-Orgel vorführte. Vom Brummen der tiefsten Basspfeife bis zum höchsten Pfeifen, welches er im Übrigen mittlerweile gar nicht mehr wahrnehmen könne, wie Dilger gestand.

Dann ging es ans Spielen: Erst ließ Kirchenchorleiterin Rosemarie Schoder ein Präludium erklingen, ehe sich Rowena Dennard, ihres Zeichens Organistin in Atlanta, ans Manual setzte und mächtig in die Tasten und die Pedale griff. "Yes", es sei ihr erstes Konzert in Deutschland, sagte sie, noch immer überglücklich lachend über diese schönen Momente. Sie sei erst die zweite Künstlerin aus den USA, die an der Jann-Orgel ein Konzert gespielt habe, würdigte Norbert Dilger unter dem Applaus der Zuhörer ihren wuchtigen Auftritt.

Dilger erzählte dann noch von seinem Erlebnis mit einem US-amerikanischen Ehepaar, deren Vorfahren in "dieser Kirche noch einmal beteten, bevor sie sich zur die Auswanderung nach Amerika aufmachten." Die Tränen dieses Paares zu erleben, sei für ihn ein bewegend gewesen.

Weltlicher ging es bei der Kaffee-Pause im Gemeindehaus zu. Dolmetscher Peter Dunford rühmte die "swabian Brezel", und die Gäste staunten nicht schlecht über die riesigen Zimtschnecken, die sie als Wegzehrung bekamen. Dann waren noch Stufen zu bewältigen. Beispielsweise hinauf unter das Dach des Rathauses ins Gemeindearchiv, wo die Handschrift des restaurierten Fleckenbuchs aus dem Jahr 1802 und die original erhaltenen Zellen der Dominikanerinnen bewundert wurden.

Ein Haus voller Geschichte und Geschichten aus Rangendingen lernten die Gäste dann zum Abschluss im "Mahles Haus" kennen, wo sie von Mitarbeitern des Heimatvereins herumgeführt wurden. Vor dem Mittagessen wollten sie unbedingt noch den "lovely lake", den schönen Rangendinger Stausee, kennenlernen. Und auch dort begegnete ihnen Dorfgeschichte, denn schließlich geht seine Existenz auf die Hochwassergefahr durch den Talbach zurück. Die Amerikaner fotografierten staunend die Pegelstände der Überschwemmungen an der Hausfront des Heimatmuseums.