Wenn Stephan Schneider seinen Tieren ruft, geht es nicht lange, und aus dem halbhohen Dickicht aus niederen Büschen trotten zottelige Gesellen in seine Richtung. Foto: Beiter

Rangendinger hat sich Züchtertraum erfüllt. Seine Tiere sorgen für neuen Lebensraum.

Rangendingen-Bietenhausen - Stephan Schneider züchet Schottische Hochland-Rinder. Und die haben viele Vorteile – unter anderem für die Gelbbauchunke.

"Manche haben einen Chiwawa oder einen Teddybären, ich habe halt meine Highlander", meint Stephan Schneider aus Bietenhausen. Er hält zwei Herden Schottische Hochland-Rinder. Eines davon grast im Wolfental auf einer naturnahen Waldweide. "Wo send ihr? Kommet her!", ruft Schneider.

Wenn der Hobby-Landwirt seinen Tieren ruft, geht es nicht lange, und aus dem halbhohen Dickicht aus niederen Büschen trotten zottelige Gesellen in seine Richtung. Das Schottische Hochland-Rind gilt als gutmütige, robuste und relativ kleinwüchsige Rindviehrasse, die sich für eine ganzjährige Freilandhaltung eignet.

Doch als dann auch Highland-Bulle Accon aus dem Grün auf den Fotografen zukommt getrabt kommt und zur Begrüßung ein tiefes Grollen aus seiner Kehle dringt, sucht dieser zumindest in Gedanken lieber schon mal nach einem Versteck, wohin ihm der knapp eine Tonne wiegende Stier mit seinen ausladenden und spitzen Hörnern nicht folgen kann.

"Die sehen nur so gefährlich aus", sagt Stephan Schneider mit einer tiefen Gelassenheit selbst im engsten Gefahrenbereich der einen halben Meter langen Hörner. Er krault seine Lieblinge, nennt alle beim Namen und man erkennt, dass er seine Tiere mag. Highlander seien eine gemütliche Rasse und nicht so aufgeregt wie andere.

Das liebt er an ihnen, genauso wie ihr uriges Aussehen, weswegen er sich für eine Zucht mit ihnen entschied. Er fühle sich "wie berufen" für seine Tiere, erzählt Schneider. Er war gerade 17, vor zehn Jahren, als er sich den Bullen Accon und "mei schwarze Lisa", seine erste Kuh, kaufte und für die er den ehemaligen Maschinenschuppen von seinem Opa und dem Vater in der Bietenhausener Kreine zu einem Stall umbaute. Mit dieser kleinen Herde erfüllte sich im Laufe der Zeit Schneiders Traum von der eigenen extensiv gehaltenen Viehherde, zu der er eigentlich nichts beitragen müsse, wie er sagt.

Der Nachwuchs regelt sich auf natürliche Art

"Den Nachwuchs, das regeln alles Accon und die Mutterkühe auf ganz natürlich Weise", erzählt er. Auch die Abgewöhnung der Kälber von der Mutter machten die robusten Kühe ganz ohne sein Zutun allein auf der Weide. Mittlerweile ist Schneiders Herde auf 20 Tiere angewachsen.

"Bis im Herbst, wenn die Kälbinnen ihre ersten Jungen zur Welt gebracht hätten, sind es dann 25". Zusätzlich hat er jetzt auch mit der Zucht von Piemonteser-Rindern begonnen – ein Bulle und vier Kühe. Sie gelten als eine der ältesten Rinderrassen der Welt.

Auch Piemonteser können das ganz Jahr im Freien gehalten werden, da sie normalerweise im italienischen Alpenraum beheimatet sind. Und wie die Highlander zeichne sich auch diese Rasse durch deren cholesterinarmes und praktisch fettfreies Fleisch aus.

Am Montag genehmigte der Rangendinger Gemeinderat in der Kreine einen weiteren Offenstall für Schneiders Rinder. "Eigentlich bräuchten die ja gar nichts, doch wenn man so eine Bande hat, tut ein trockener Unterstand schon gut, sonst hast du im Winter eine Sumpflandschaft".

Die ist in der Waldwiese im Wolfental sogar gewollt, erklärt Revierförster Hubert Münch. Denn die Beweidung durch die Hochland-Rinder erfolgt in enger Abstimmung mit dem Forstamt und dem Naturschutz. Durch den Tritt der Rinder entstünden auf den sumpfigen Teilen des Geländes viele kleinere Tümpel, welche wiederum die Gelbbauchunke als Lebensraum benötigt. Denn deren Ansiedlung steckt aus ökologischer Sicht hinter der Anlage der Waldweide.

Nicht ausgeschlossen sei auch, dass vielleicht einmal der Laubfrosch dort heimisch werde. Und auch einen Besuch der Weilheimer Störche oder gar des Schwarzstorchs hält Münch für möglich. Damit die 2,8 Hektar große Fläche über die Jahre lichtoffen bleibt und nicht zuwächst müssen Schneiders Highlander kräftig zubeißen. Denn: "Die fressen alles, was andere Kühe stehen ließen, wie Brennesseln oder auch Disteln", sagt der Landwirt.

Letztere werde unten abgebissen und dann in den Mund gezogen, habe er beobachtet. "Damit es nicht stupft." Auch kleinere Bäume oder Sträucher werden von dem schottischen Import nicht verschmäht.

Bulle Accon, drei Mutterkühe, drei Jungbullen und ein Rind, ein "Fresserle", wie Schneider es nennt, weiden im Wolfental. Und seit Mitte Mai auch der kleinste Sprößling aus Accons Schottenzucht: das Kälbchen Fanny, das jetzt fast noch wie ein Teddybär aussehe, meint Schneider. Was zeigt, dass auch er an diesen "Haustieren" wohl eine Freude hat.