Karl-Heinz und Dieter Wendland entwickeln in ihrem Rangendinger Betrieb für Autofirmen Motorprotoypen. Aber viel Energie stecken sie auch in die Betreuung von Amateur-Porschepiloten bei verschiedenen Rennen. Fotos: Team/Stopper Foto: Schwarzwälder Bote

Rennstall: Die Brüder Karl-Heinz und Dieter Wendland betreuen eine Gruppe Amateur-Rennfahrer

Mit einem Porsche mal richtig loszubrezeln – viele Männer und auch Frauen träumen davon. Aber mit einem echten Renn-Porsche auf einer Rennstrecke gegen andere Piloten antreten – für solche Träume braucht man Leute wie die Brüder Wendland.

Rangendingen/Hockenheim. Früher sind Karl-Heinz und Dieter Wendland 20 Jahre lang selber Rennen gefahren. Heute unterstützen sie andere bei diesem besonderen Hobby. Nächster Einsatz: 8. Oktober, Porsche Sports Cup auf dem Hockenheim-Ring. Die Piloten, die sie betreuten, sind überwiegend Männer. Meist schon Mitte 50 und älter, denn so einen Renn-Porsche muss man sich leisten können.

Deutlich über 100 000 Euro kostet das Fahrzeug in Rennversion ab Werk. Und dann feilen noch die Wendland-Brüder an Motor, Fahrwerk und so weiter rum. Für die Straße sind diese Boliden nicht zugelassen. Diese Geräte dürfen nur auf abgesperrten Strecken loslegen. 270 "Sachen" schaffen sie in der Spitze. Aber vor allem ihre Kurvenlage und Beschleunigung spielt in einer eigenen Fahrgefühl-Galaxie. Und sie verfügen über eine Sicherheitstechnik, die bei Unfällen die Fahrer maximal schützt.

Es gibt eine ganze Reihe von Rennställen, die diese Amateur-Piloten betreut. Einer dieser Rennställe sind die Brüder Wendland. Ihre Kunden leben in ganz Deutschland verstreut, die Rennautos stehen aber immer bei ihnen in Rangendingen, werden dort gehegt und gepflegt und nach jedem Rennwochenende zerlegt, geprüft, fein abgestimmt, optimiert.

Die Renn-Porsches reisen im Speziallaster zur Rennstrecke

Für die Rennen werden die drei Autos in einen Spezial-Laster geladen. Da ist auch noch eine kleine Werkstatt drin. Wer sich das so anschaut, kann schon nachvollziehen, dass so etwas Spaß macht. Aber eines ist auch klar: Billig ist dieses Hobby nicht.

"Das sind schon eher Unternehmenschefs", sagen die Wendland-Brüder über ihre Kunden. Aber keine, die ein Luxuswochenende mit etwas Autokurverei wollen. Eher anspruchsvolle Leute, die Ehrgeiz haben, Spaß am harten Wettkampf und an Disziplin. Die körperlich fit sein müssen. Ein Renn-Porsche hat nur Ausstattung drin, die schnell macht. Also keine Klimaanlage. Das heißt: 50 Grad Celsius im Innenraum. Dazu trägt man Helm, feuerfeste Ganzkörperanzüge, sogar die Unterhose ist feuerfest. Eine weiche Federung? Gibt es hier nicht. Also schüttelt es wie im Go-Cart. Bei 1000 Kilometer Strecke pro Rennwochenende muss man das alles erst mal körperlich aushalten.

Auch deshalb ist der Hechinger Physiotherapeut Peter Schüssler bei den Rennen dabei. Rennwagenfahren geht ins Kreuz. Kurven, bremsen, Gas geben – das zerrt am Halsgelenk. Verklemmtes, Verkrampftes und Gezerrtes wieder gängig machen, da hat der Physio ganz schön was zu tun.

Aber im Mittelpunkt der Rennwochenenden stehen die Autos. Die Wendlands fangen immer dienstags an zu packen. Dann Transport. Freitags ist Testfahren auf der Rennstrecke, dann zwei Tage Wettbewerbe. Die Rennporsches sind mit Elektronik vollgestopft. Bremse, Gas, Informationen über Motor, Geschwindigkeit, Schaltvorgänge – alles ist im Computer aufgezeichnet und wird permanent analysiert, das Fahrzeug optimal austariert. Und mit den Fahrern wird detailliert besprochen, wo sie eventuell noch eine Zehntelsekunde rausholen könnten. Dabei stehen die Piloten eigentlich sowieso nur entweder voll auf dem Gas oder auf der Bremse.

Hinter dem Lenkrad muss man vom Alltag komplett abschalten

Warum macht man so etwas? "Ehrgeiz spielt schon eine Rolle, sagt Karl-Heinz Wendland". Und vom Büro abschalten kann man wohl nirgends besser als hinter dem Lenkrad eines Rennwagens. Wer da an etwas anderes denkt als die nächste Kurve, hat schnell ein Problem. Und vor allem sind die anderen dann schneller.

Den Porsche-Cup gewinnen, das kann natürlich immer nur einer, aber die Teilnehmergruppe kennt sich bestens. Einem Kumpel, idealerweise aus einem anderen Rennstall, mal knapp einen Platz abzunehmen, das macht den Teilnehmern hier einen Riesenspaß. Abends sitzt man einträchtig beisammen, palavert über das Rennen. Die ideale Situation, um kleine Triumphe auszukosten. Oder sich über Niederlagen hinweg trösten zu lassen.

Ein Spaß sind solche Rennwochenenden auch für das Wendland-Rennteam. Allerdings ein anstrengender Spaß. Das Team besteht aus etwa zehn Autospezialisten. Reifenwechsel, Schnellbetankung – was man von Fernsehbildern in der Formel-1 kennt, findet auch hier in den Boxen statt. Und bis in die Nacht hinein wird dann an den Autos geschraubt, vor allem, wenn jemand einen kleinen Unfall hatte. Ihr Anspruch: Auch größere Problemchen schnell in den Griff kriegen. Ihre Kunden wollen am nächsten Tag schließlich wieder auf die Strecke.

Und dabei ist das Ganze für sie eigentlich auch nur eine Nebenbeschäftigung. Ihr eigentlicher Beruf ist Prototypenbau für die Autoindustrie. Sie kriegen Motoren, die in der Entwicklung sind, dürfen sich Verbesserungen ausdenken, Veränderungen ausprobieren, Testläufe machen. Hoch geschätzte Spezialisten, die mit Entwicklungsabteilungen von großen Autofirmen zusammenarbeiten.

Sie haben einen eigenen Motoren-Prüfstand in ihrer Werkstatt, inklusive Panzerglasscheiben-Abtrennung zu ihrem Beobachtungsstand, "denn manchmal explodiert da schon was", erzählen sie. Ein wenig Nervenkitzel muss schon sein, auch bei der Arbeit abseits der Rennstrecken.