Die ehrenamtliche Mitarbeit im Bietenhausener Lädle ist vielfältig: Wer nicht im Laden hilft, gibt Schachunterricht oder bastelt mit den Kindern. Der "Sommerhock" im vergangenen Jahr kam gut an.Fotos: Beiter, privat Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Diasporahaus-"Lädle" in Bietenhausen feiert seinen ersten Jahrestag / Heute gibt es Hefeschneckle für die Einkäufer

In Bietenhausen herrscht keine Not – auch dank des Diasporahaus-"Lädle" in der Busstraße. Seit exakt einem Jahr kann dort eingekauft werden. Doch noch wichtiger: der kleine Laden ist seit seiner Eröffnung zu einer wichtigen Begegnungsstätte für Alt und Jung geworden.

Rangendingen-Bietenhausen. Das Interesse in der Bietenhausener Bevölkerung war groß, als vor genau einem Jahr das Bus-Lädle zum ersten Mal seine Türe öffnete. Spannung, Freude, Skepsis und hohe Erwartungen – es war wohl von allem etwas dabei, als viele Bietenhausener den ersten Cappuccino im Lädle tranken, das Sortiment in Augenschein nahmen und dabei abschätzten, welche Zukunft das Sozial-Projekt des Diasporahauses haben könnte.

Heute, ein ganzes Jahr später, kann gesagt werden: Die Initiative des Diasporahauses hat in wohl allen Belangen voll ins Schwarze getroffen. Viele Bietenhausener haben ihren kleinen Laden in den Räumlichkeiten des ehemaligen Tante-Emma-Ladens der Familie Schmid längst ins Herz geschlossen und manche sind sogar ein Teil von ihnen geworden.

Einige Einwohner des Ortes haben sich in die Liste der ehrenamtlichen Helfer im Laden – also beim Einräumen und Kassieren der Waren - eingetragen, andere sind Teil des generationenübergreifenden Beschäftigungsprogramms geworden, das beharrlich und ausdauernd allwöchentlich im Amtsblatt aufgelistet wird, und das derzeit wegen Corona leider nur als "Ideen-Gebung zum Mitnehmen" praktiziert werden kann.

Ohne ehrenamtliche Unterstützer wäre das gesamte Projekt kaum zu stemmen

Für jede Form der Mithilfe sind die beiden hauptberuflich verantwortlichen Frauen aus dem Diasporahaus, Bereichsleiterin Eva Maria Herter und Lädle-Chefin Carolin Kraft, außerordentlich dankbar. Denn ohne diese ehrenamtlichen Unterstützer wäre das gesamte Projekt finanziell kaum zu stemmen, wie sie sagen. Dies gilt wohl vor allem für die Zeit ab 2023, wenn die öffentliche Förderung für das Sozialprojekt ausläuft.

15 000 Euro aus dem Förderprogramm "Quartier 2020" des Sozialministeriums Baden-Württemberg waren in den Aus- und Umbau des Ladengeschäfts geflossen. Mit weiterem Geld aus der Deutschen Fernsehlotterie können die beiden Personalstellen für die pädagogische Arbeit im Lädle unterstützt werden.

Dies ist auch unumgänglich, denn betriebswirtschaftlich würde sich das Ladengeschäft ohne Unterstützung nicht selbstständig halten können. "Ohne Spenden und weitere ehrenamtliche Mitarbeit wird es spätestens ab 2023 nicht mehr gehen", sagt Kraft.

Das Diasporahaus indes ist bestrebt, das Lädle möglichst lange zu erhalten. Dies sagt Herter, die im Diasporahaus die Fäden für das Ladenprojekt zieht. Denn schließlich ist der kleine Lebensmittelladen nicht nur ein Gewinn für Bietenhausen, sondern auch ein erfolgversprechendes Projekt für die Jugendhilfeeinrichtung selbst.

Deren Kinder und Jugendliche, die sich dort engagieren und mitarbeiten, trainieren während ihrer Mitarbeit im Laden ihr Sozialverhalten – und dies ist eines der wichtigen Ziele, die das Diasporahaus mit dem Projekt verfolgt.

Darüber hinaus ist das Lädle längst auch zu einer generationenverbindenden Einrichtung geworden. Hier kommen Jung und Alt zusammen – bei der Arbeit, bei den öffentlichen Veranstaltungen, sofern sie wegen Corona stattfinden dürfen, oder einfach beim beliebten Schwätzchen an der Einkaufs-Theke mit den immer freundlichen Verkäuferinnen. Zu ihnen gehören neben Kraft als Leiterin auch die beiden BA-Studentinnen Claudia Aichinger und Maria Ludwigs, FSJlerin Annette Raabe sowie Kinder und Jugendliche aus Bietenhausen und dem Diasporahaus.

Themennachmittage und auch der Sommerhock im Pfarrgarten werden gut angenommen

Gut angenommen wurden im ersten Halbjahr des Bestehens auch die Themennachmittage, wie das Schachspiel oder die Handarbeitstreffen – und natürlich der "Sommerhock" im Pfarrgarten, bei dem es Würstchen vom Grill und Kuchen gibt. Doch seit November ruhen all diese Angebote. Doch sobald es die Corona-Lage und das Wetter zulassen, werde es alles wieder geben, verspricht die Chefin.

Der gute Ruf des "Lädle" hat sich auf jeden Fall schon längst über die Grenzen Bietenhausens hinaus herumgesprochen. Die Kundschaft aus Rangendingen, Hirrlingen und Wachendorf schätzt das regionale Angebot an Eiern, Kartoffeln, Gemüse, Honig, Fleisch und Wurst oder auch Öl aus der Region. "Der ganze tägliche Bedarf kann bei uns ganz gut abgedeckt werden", sagt Carolin Kraft. Und wer keine Möglichkeit hat, selbst einzukaufen, dem werden die bestellten Waren sogar geliefert – ökologisch nachhaltig mit dem Lastenfahrrad.

Auf eine "Feierlichkeit" zum ersten erfolgreichen Lädle-Jahr am heutigen Freitag haben deren Macherinnen indes allerdings ganz bewusst verzichtet, teilt Kraft mit – aus Respekt vor der derzeitigen Corona-Situation, wie sie sagt. Doch ganz ohne soll es dann doch nicht gehen. Gestern hat sie mit ihren Helfern und weiteren Kindern aus Bietenhausen Hefeschneckle gebacken, die am Freitag jeder Einkäufer als Jubiläumsgeschenk erhält.

Und eine Fotoausstellung für das Schaufenster hätten sie auch zusammengestellt, sagt Kraft. Auf dieser ist das erste gelungene Miteinander-Jahr im "Lädle" dargestellt. Beides sei übrigens als Dankeschön für die rege Beteiligung und Unterstützung aus der Bietenhausener Bevölkerung gedacht, so Kraft. Und die Fotos gebe es nicht nur am Freitag zu sehen, sondern die blieben ein paar Tage länger dort hängen.