Volle Konzentration: Jeder will gewinnen, doch ist der Ehrgeiz beim Boule-Spiel im Bietenhausener Pfarrgarten niemals größer als der Sinn für die Gemeinschaft. Nicht nur das Spielen, auch das Beobachten und Kommentieren des Wurfs ist spannend. Nebenan kann man sich an den Spielgeräten austoben.Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Boule-Spiel im Bietenhausener Pfarrgarten Teil der "Lädle"-Aktionen / Weitere Teilnehmer möglich

Nein, es hat nichts Außergewöhnliches, wenn in Bietenhausen mit Stahlkugeln auf das Schweinchen geworfen wird. Denn dann wird im Pfarrgarten einfach nur Boule gespielt.

Rangendingen-Bietenhausen. Das "Schweinchen", das ist in diesem Fall das "cochonnet", wie die meist rote Zielkugel beim Boule-Spiel in Frankreich genannt wird. Doch mit dieser Begriffserklärung hält sich in Bietenhausen an diesem Nachmittag niemand auf. "Unser Boule-Nachmittag ist einfach eine schöne Unterhaltung", meint Raimund Kleinmann. Und trifft damit den Kern dieses speziellen Freizeit-Angebots, das im Rahmen des "Lädle"-Projekts des Diasporahauses einmal im Monat stattfindet.

Organisator des munteren Kugelwerfens ist Ortsvorsteher Josef Pfister. Als Ortschaftsrat und später als Ortsvorsteher hat er die Entstehung der Boule-Bahn im Rahmen der "Leader"-Maßnahmen des Landes maßgeblich miterlebt und mitgestaltet. "Wir haben in Bietenhausen die Anlage und es ist eine schöne Sache, wenn man im Flecken etwas tun kann", meint er – und verband das von ihm organisierte Angebot zum Boule-Spielen sogleich mit den Aktionen im Rahmen des "Lädle"-Projekts.

Schwer zu vermessende schwäbische Einheit

Die Bahn ist wunderschön im Schatten unter den Baumkronen im Pfarrgarten gelegen - ideal für eine Sommerbetätigung. "Da sollte man sie doch auch nutzen", meint der Ortsvorsteher. "Da könnten ruhig auch mehr Teilnehmer mitmachen." Und so bringt das von ihm initiierte Angebot auf der seit 2015 existierenden Boule-Bahn endlich Leben auch in diesen Teil des Pfarrgartens. "Ich war vorher noch nie auf der Bahn", gesteht Birgit Harrer frei raus. "Das ist doch eigentlich schade, wenn man so eine Anlage im Ort hat und sie nicht nutzt", meint sie. Ihr Team-Partner an diesem Tag, Ingo Pape, fügt hinzu: "Auf dieses Angebot habe ich schon fünf Jahre gewartet." Für ihn bedeutet der Boule-Nachmittag "mehr Zeit ins Leben zu bringen", wie er sagt.

Karlheinz Harrer raucht am Seitenrand sein Pfeifchen. Und freut sich mit seiner Frau und den beiden Enkelkindern Emilia und Ben über die gesellige Stimmung. Auch Alfred Bodamer ist im Rollstuhl zur Anlage gefahren und genießt die Gesellschaft. "Es ist schön, wenn auch Menschen hierher kommen, die sonst nichts mit dem Lädle zu tun haben", meint Harrer. Als erfahrener Schach- und Fußball-Trainer ist er so ganz nebenher auch Schiedsrichter auf der Boule-Bahn. Doch wenn’s eng wird mit seinem Augenmaß, dann muss das "Messbüro" her. Sprich: Dann zückt Josef Pfister zusammen mit seinem Adjutanten Ben die Messschnur und vermisst die genauen Abstände der Stahlkugeln zum "Schweinchen".

Oft geht es dabei um ein "Muggaseggale", der zwar bekannten, aber nur schwer zu messenden "kleinsten schwäbischen Einheit", wie Pfister erklärt. Können und auch ein Quäntchen Glück entscheiden, ob die Teams jubeln oder nach der nicht so ernst genommenen "Niederlage" ehrgeizig zum nächsten Wettkampf auffordern – der kommende Wurf muss ja besser werden, ist jeder überzeugt.

Um drei Uhr geht das Spiel los. Um vier Uhr ist dann erst mal Pause. Zeit für Raimund Kleinmann, bei Karlheinz Harrer eine alte Spielschuld einzulösen: "Spielschulden sind Ehrenschulden", meint er. Die ganze Mannschaft marschiert in Richtung "Lädle", wo Maria Ludwigs und Kevin Funk die Kaffeemaschine schon angeschmissen haben. Auch das Bier ist kalt gestellt. Was für ein Segen diese kleine Einrichtung doch für den kleinen Flecken Bietenhausen ist.