Nur die ganz Mutigen wagten sich näher ans Feuer. Die Hitze der Flammen war enorm. Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Traditionsveranstaltungen in Bietenhausen und Höfendorf locken hunderte Besucher an

Zuverlässig haben die haushohen Flammen in Bietenhausen und Höfendorf dem Nikolaus den Weg zu den Kindern gezeigt. In beiden Rangendinger Teilorten hatten die Jugendlichen des Ortes das traditionelle Nikolausfeuer entzündet.

Rangendingen-Bietenhausen/-Höfendorf. Wenn die riesigen Scheiterhaufen in Bietenhausen und Höfendorf brennen, ist die Aufmerksamkeit für das seit beinahe 100 Jahren stattfindenden Spektakel gesichert. Die Flammeninfernos waren auch am Donnerstag, dem Vorabend zum Nikolauslaustag, kilometerweit in der klaren und kalten Nacht zu sehen.

Dass die Feuer etwas Besonderes sind, zeigt auch die Tatsache, dass im weiten Umkreis nur drei brennen: in Höfendorf, Bietenhausen und in Hirrlingen. Die Traditionen in allen drei Ortsteilen reichen bis in die 1920er-Jahre zurück, wobei der Ursprung sprichwörtlich im Dunkeln liegt. Geblieben ist auf jeden Fall, dass die Feuer bis heute mit viel Engagement und Hingabe angezündet werden. Und mittlerweile hunderte Besucher auch aus den umliegenden Gemeinde anziehen.

Für die Familien aus Höfendorf und Bietenhausen ist es eine tolle Sache, dass die Jugendlichen diese Tradition am Leben halten – und mit dem Feuer einen Abend gestalten, der die Dorfgemeinschaft stärkt und für die Kleinsten ein Erlebnis darstellt, an das sie sich auch als Erwachsene noch gerne erinnern werden.

Bietenhausen

Als das Feuer auf dem "Bibbes", wie die Anhöhe über dem Schützenhaus in Bietenhausen genannt wird, brennt und rund 200 Gäste am Wurst- und Glühweinverkauf Schlange stehen, ist den Jungs und Mädels des Jugendraums die Erleichterung anzusehen. Zum vierten Mal haben sie das Feuer hergerichtet und organisiert. Und jedes Mal freuen sie sich und sind stolz, wenn sich die vielen Besucher an ihren lodernden Flammen erfreuen und deren Wärme genießen. Doch es sei jedes Mal auch eine "Mordsarbeit", erzählt Niclaus Saile stellvertretend für die 15 Jugendlichen. Tagelang waren sie mit Traktoren und einem Radlader beschäftigt, den Scheiterhaufen aufzubauen. Doch sie sagen: "Das ist eine schöne Tradition in Bietenhausen."

Seit ihre Kinder auf der Welt seien, hätten sie nie ein Nikolausfeuer verpasst, erzählen Isabella und Roland Bilger. "Ich habe da auch selbst Nachtwache gehalten – früher, als Jugendliche", erinnert sich Isabella Bilger mit einem glücklichen Lachen.

"Hah, ja klar, bin ich jedes Jahr beim Nikolausfeuer", sagt auch Stefan Beuter. Und das will was heißen. Er ist 63 und ob er mal gefehlt hat, kann er sich nicht erinnern. Auch am Donnerstag hat er extra früher Schluss gemacht im Geschäft, um das Anzünden des Nikolausfeuern ja nicht zu verpassen.

Staunend ließ das Feuer und der Besuch des Nikolauses mit seinem Knecht Ruprecht auch ein halbes Dutzend spanische Austauschschüler des Gymnasiums Haigerloch zurück. "Die kennen das von zu Hause überhaupt nicht und sind voll begeistert", erzählt Anna Leins, die mit ihren Schulkameradinnen die Spanier zum Nikolausfeuer eingeladen hat.

Die Frage nach dem Nilolaus beantworten die Jungs vom Jugendraum mit einem Schmunzeln: "Wir haben den echten", ist die einzige Antwort die sie geben. Doch wer genau hinsieht, wird die beiden Boten von "draußen vom Walde komm’ ich her" trotz der Bärte dann doch erkannt haben.

Höfendorf

"Das meiste Holz haben die Bürger selbst hierher gebracht", sagte der 17-jährige Jannik Eger vom Jugendraum Höfendorf. Etwa zwei bis drei Wochen vorher holten die Jugendlichen dann noch große Baumstämme aus dem Wald, um dem Holzhaufen einen abgrenzenden Rahmen zu geben. "Für die Bürger ist das Ganze eine gute Sache", ergänzt der 20-jährige Max Seidel: "Hier können Sie zum Beispiel auch Grünschnitt loswerden." Die Kinder waren begeistert von dem riesigen, warmen Feuer und die Jugendlichen bewirteten die Bürger mit Fleischweckle, Butterbrezeln, Glühwein und Kinderpunsch.

Als sich alle sich gut aufgewärmt hatten, kamen der Nikolaus (Pascal Schmid) und Knecht Ruprecht (Luca Beiter) mit zwei kleinen Engeln, um den Kindern Geschenke zu bringen. "Gut, dass die Jugendlichen ein so schönes Feuer gemacht haben, denn sonst hätte ich vielleicht den Weg nach Höfendorf nicht gefunden", sagte der Nikolaus zu den Kindern, bevor sie gemeinsam "Lasst uns froh und munter sein" sangen. Und jedes Kind, das einen Spruch aufsagte, bekam ein kleines Überraschungsei extra geschenkt.

Doch für die beiden Gabenbringer endete damit der Abend noch nicht – sie zogen danach noch weiter zu Familien aus dem Dorf, die sich den Nikolaus mit Knecht Ruprecht nach Hause bestellt hatten.