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SVR-Fußballer dürfen wieder trainieren. Turner und Breitensportler müssen sich dagegen noch weiter gedulden

Beim Sportverein Rangendingen "brennen alle darauf, endlich wieder Sport machen zu können." Ein Anfang ist zwar gemacht. Doch noch ist es längst nicht für alle so weit.

Rangendingen . Nach und nach laufen die Spieler auf dem Kunstrasenplatz des Schulsportplatzes ein. Mit einem kurzen "Hallo" begrüßen sie das Trainer-Gespann Manuel Pflumm und Burkan Madran. Kurz noch die Hände desinfizieren, dann schnappen sich die Spieler einen Ball und beginnen mit dem, worauf "jeder heiß ist": mit dem Kicken.

Zehn Wochen mussten sie darauf verzichten. Seit vergangener Woche trainieren die Fußballer des SVR wieder – zweimal wöchentlich. "Wie zuvor, um den Rhythmus nicht zu verlieren", sagen die Trainer. Ballgewöhnung, Passspiel, Torschüsse, Fußball-Tennis – viel mehr sei unter Einhaltung der vom Verband aufgestellten Corona-Regeln derzeit nicht drin. Pro 1000 Quadratmeter dürfen nur fünf Spieler zusammen trainieren. Mit Radfahren, Laufen und einer Challenge hätten sich die Spieler in der trainingsfreien Zeit fit gehalten. Deshalb sei jetzt erst einmal alles angesagt, was Spaß macht, sagt Pflumm. Und das seien eben Übungen mit dem Ball.

"Der eigentliche Fußballsport ist leider noch nicht möglich." Was bei den Kickern selbst nur zwischen den Zeilen herauszuhören ist, sagt Manfred Haug klar und deutlich. Keine Zweikämpfe, kein Wettkampf und eine eingeschränkte Kameradschaft, weil das Miteinander hinterher in der Kabine fehlt. "Ohne Ziel zu trainieren, ist schwierig", drückt es der Cheftrainer aus. "Die Jungs kommen gern ins Training." Doch Fußball ist ein Kampfsport. "Jeder ist einfach heiß aufs Fußballspielen", sagt Pflumm. "Kicken ohne Zweikampf bleibt eine absolute Notlösung", pflichtet ihm der Vereins-Chef bei.

Dabei sind die Kicker noch in einer glücklichen Lage. Auch die Jugendmannschaften können mittlerweile wieder trainieren. Viel schlimmer treffe es die Turnabteilung, erklärt Haug. Hunderte Kinder müssen seit Mitte März auf ihre Turnstunden verzichten. "Das tut mir am meisten weh", sagt der Vorsitzende.

Auf absehbare Zeit gibt es kein Kinderturnen

Weil für den Indoor-Sport derzeit die Corona-Einschränkungen noch viel restriktiver sind, werde es wohl "auf absehbare Zeit" kein Kinderturnen geben, lautet seine Einschätzung. In diesem Bereich, bei dem in Rangendingen bis zu 30 Kinder gleichzeitig in der Halle herumtoben, seien die Vorschriften schlichtweg gar nicht umsetzbar. "Da sehe ich unter den derzeitigen Voraussetzungen auch keine Perspektive", meint Haug.

Im Breiten- und Erwachsenenbereich der Turnabteilung gebe es dagegen Überlegungen, den Betrieb in manchen Sparten wieder aufzunehmen. Die Callanetics-Gruppe, der Walking-Treff oder auch die Jedermänner: "Da könnte man so langsam wieder einsteigen." Wobei es auch im Breitensport Einschränkungen gebe, die Haug nicht immer nachvollziehen kann. So dürfte der Walking-Treff zwar in Kleingruppen auf der Tartanbahn des Sportplatzes laufen. Im öffentlichen Raum, also im Wald, auf den Wegen oder auf dem freien Feld sei es dagegen verboten. "Das ist nicht zu Ende gedacht", kritisiert der Vorsitzende.

Natürlich habe man auch im Sportverein Rangendingen vollstes Verständnis für die getroffenen Maßnahmen, macht Haug klar deutlich. "Doch jetzt müssten von der Politik Perspektiven auch für den Breitensport folgen." Die Vereine seien in dieser Hinsicht leider größtenteils außen vor gelassen. Anderes sei bisher wichtiger gewesen. "Doch da müsste mehr drin sein", sieht es Haug.

Ähnlich sieht er die Sache auch im finanziellen Bereich. Selbstverständlich seien während der Sportpause keine Aufwandsentschädigungen an die Übungsleiter und Trainer bezahlt worden. Doch nun laufe der Sportbetrieb wieder an. Und die laufenden Kosten und auch die Unterhaltung der Sportanlage im Auchtert hätten keine Pause eingelegt. "Das kostet alles laufend Geld."

Außerdem habe der Verein die Corona-Zeit genutzt, Reparatur- und Sanierungsmaßnahmen am Sportheim und den beiden Fußballplätzen vorzunehmen. Die Flutlichtanlage wurde auf energiesparsamere LED-Leuchten umgestellt. "Wir haben tolle Plätze, doch man kann dort nicht kicken", sagt Haug. Unter dem neuen Flutlicht sei bisher noch kein einziger Ball gerollt.

Den laufenden Ausgaben stünde eine klamme Einnahmeseite gegenüber: "Außer den Mitgliedsbeiträgen haben wir derzeit keine Einnahmen", rechnet Haug vor. Eintrittsgelder zu den Fußballspielen gibt es keine und das Sportheim ist geschlossen. "Da sind uns besonders jetzt im Frühling viele Veranstaltungen weggebrochen."

Auch notwendige Investitionen habe der Verein deshalb verschoben. Weil niemand verlässlich sagen könne, wie es weitergehe, verzichte man derzeit auf den Einbau einer klimafreundlichen Holzpellets-Anlage anstelle der alten Ölheizung.

Um die finanziellen Ausfälle kompensieren zu können, sollten auch die Verein in dieser schwierigen Zeit finanziell unterstützt werden, meint Haug. Doch das Wichtigste für den SVR sei die notwendige Perspektive für die Sportler, "wann und wie sie wieder gemeinsam Sport treiben können."

Und dann ist da ja auch noch die Sache mit der Corona-Meisterschaft der SVR-Kicker in der Bezirksliga Zollern. Derzeit ist Stand der Dinge, dass die Rangendinger Kicker durch den Abbruch der Verbandsrunde aufgrund des Corona-Spielverbotes kurz vor dem Start der Rückrunde vorzeitig zu Meisterehren kommt. Doch in Rangendingen gefällt das niemand. Denn der SVR wäre damit dann auch Aufsteiger in die Landesliga.

Spielertrainer Manuel Pflumm sagt es so: "Wir hätten die Runde lieber fertig gespielt." Manne Haug wird deutlicher: "Freude kommt bei uns damit nicht auf", weil eine solche Entscheidung am Grünen Tisch mit Sport nicht viel zu tun habe, so Haug. "Wir behalten uns deshalb vor, auf den eventuell mit dieser Meisterschaft verbundenen Aufstieg zu verzichten." Das sei Konsens der überwiegenden Zahl der Spieler wie auch der Funktionäre. Im Gegenzug plädiert Haug dafür, die laufende Saison zu annullieren und im Herbst neu anzufangen. "Alles andere wäre nicht fair."