Blasmusik: Großes Blasorchester des Musikvereins kann trotz kurzer Probenzeit überzeugen

Ein Konzert in Corona-Zeiten – mit dem Großen Blasorchester aus Rangendingen war das auch nach nur sechs Proben ein Hörgenuss und weit mehr als ein "Ersatz" für das ausgefallene Dorffest.

Rangendingen. Es ist unmöglich, das Serenaden-Konzert des Musikvereins mit anderen Konzerten zu vergleichen, stand es doch unter ganz besonderen Vorzeichen. Das Orchester selbst, war wegen der Pandemie kräftig ausgedünnt und die Sitzordnung des Orchesters und der Besucher auf dem Dorfplatz alles andere als "gemütlich". Es sei eine "Herausforderung" gewesen, bei nur sechs Proben ein "Fast-Zwei-Stunden-Programm" auf die Beine zu stellen, stellte am Ende ein zufriedener Dirigent Arno Hermann auch die Besonderheit in der Vorbereitung fest.

Dass dabei kein komplett neues Repertoire ins Programmheft gezaubert werde konnte, war wohl jedem klar. Weshalb der "bunte Strauß an Melodien", den der Dirigent versprach, dann auch aus einem bunten Mix aus "neuen, aber auch wohlbekannten Stücken" bestand, wie Musikvorstand Paul Wannenmacher und Arno Hermann betonten.

"Wir waren alle froh, die Probenarbeit wieder aufnehmen zu können", sagte Paul Wannenmacher. Und froh, dass "wir wieder hier für Sie spielen können. Weil‘s uns Spaß macht", drückte es Arno Hermann aus. "There’s no Business like Show-Business" – bezeichnend sei dieses Stück und "traurig" der Umstand, wie wenig davon in Corona-Zeiten möglich sei, zeigte Hermann indirekt auch Mitleid mit vielen seiner Musikerkollegen, die derzeit förmlich auf dem Trockenen säßen, wie er sagte. Auch für den Musikverein sei die Konzert-Zukunft im Bezug auf das Jahreskonzert noch völlig offen. Doch Hermann sagte zu: "Wir machen weiter."

Stellte der Anlass für das Serenaden-Konzert zwar einzig die bedauerliche Absage des Dorffestes dar, war die Atmosphäre bei den Musikern dennoch recht gelockert. Was allein schon an der Kleiderordnung des Orchesters zu erkennen war. Gleich von Beginn an durften die Musiker dieses Mal auf das Sakko des dunkelblauen Einreihers verzichten. Ansonsten ist das erst nach dem ersten Stück erlaubt.

Dazu passend die gefälligen Melodien – genau das Richtige für einen lauen Sommerabend. Sehr feierlich geriet noch der Beginn, als wollten die Musiker mit Richard Wagners "Festmusik" die Corona-Stimmung und die drohenden Regenwolken förmlich wegtransformieren. Spätestens nach den eher noch konzertanten Stücken "Flashing Winds" und "Ross Roy" folgte dann der Stilwechsel, wie Arno Hermann es erklärte. Fingerschnippend hatte er dieses Mal auch die Ansage der Stücke selbst übernommen und plauderte bei dieser Gelegenheit auch aus dem Nähkästchen.

Wie beispielsweise bei "The Blues Factory" des Holländers Jacob de Haan, als der Dirigent den Zuhörern verriet, dass es "einfach Spaß macht, dieses Stück zu spielen" – genauso wie übrigens auch das Zuhören. Es folgte "tolle Popmusik, Stücke, die man gerne hört", wie Hermann es formulierte. "Ohrwürmer" von Coldplay, Toto, "Mr. Slowhand" Eric Clapton und "The King of Pop" Michael Jackson. Dazwischen der traditionsreiche "Graf Zeppelin Marsch" und die "schöne Polka ›Prager Gassen‹" für die Traditionalisten unter den Zuhörern, und die der Musikverein bei seiner Konzertreise in den Gassen der Goldenen Stadt gespielt hatte, wie Hermann erzählte.

Das Serenaden-Konzert, es sei ein "wichtiges Event für die Musikanten nach der Corona-Zwangspause", so der Dirigent. "Genießen sie es, das haben Sie sich und auch wir uns verdient", forderte er die Besucher auf, bevor er die letzten Stücke anstimmen ließ. "You were wonderful tonight" – kann man schöner eine gute Nacht wünschen? "Hallelujah", sicher nein.