Eine gute Mahlzeit muss kein Fleisch enthalten – das ist Kerngedanke der aktuellen Fastenaktion in Rangendingen. Symbolfoto: LUM3N Foto: Schwarzwälder Bote

Der Fleischverzicht in der Fastenzeit ist nicht neu. Modern ist, diesen in einen Kontext mit dem ökologischen Bewusstsein und der Bewahrung der Schöpfung zu stellen. Dies tut die Fastenaktion "Vegetarisch – mach doch mit" der Kirchengemeinden in Rangendingen.

Rangendingen. Fastenzeit – ist das denn überhaupt noch zeitgemäß? Durchaus, denn der persönliche Verzicht, egal in welcher Form, stellt heutzutage immer auch einen Beitrag zum ökologischen Fußabdruck dar und damit eine Möglichkeit, sich bewusst mit dem Erhalt der von Gott gegebenen Schöpfung – unserer Erde als Grundlage allen Lebens – auseinanderzusetzen.

Dieser modern interpretierte religiöse Aspekt des Verzichts ist erneut Ausgangsgedanke für die diesjährige Fastenaktion in Rangendingen. Initiiert wurde sie von Yvonne Stoll. Sie hatte in den beiden vergangenen Jahren bereits zum Plastikfasten aufgerufen. Da dieses aus hygienischen Gründen wegen Corona nur schwer umzusetzen ist, hatte sie die Idee des vegetarischen Kochens als Beitrag für die österliche Bußzeit.

Unterstützung erhält Stoll dieses Mal durch Tanja Dieringer, Kathi Parisi und Elvira Leins von einer Gruppe von Frauen aus den Reihen der katholischen Kirchengemeinde. Außerdem ist erstmals auch die evangelische Gemeinde mit Pfarrer Frank Steiner mit im Boot.

Wichtigste Partnerin für die Vegi-Aktion ist Ernährungsberaterin Elvira Kalbacher, die einen Beitrag aus ernährungsphysiologischer Sicht beisteuert. Kalbacher arbeitet als Diätassistentin im Zollernalbklinikum in Balingen.

Denn allein mit einem bloßen Fasten-Aufruf ist es für Yvonne Stoll nicht getan. Nur der Hinweis: "Zu viel Fleisch ist ungesund" ist ihr zu wenig. Deshalb ist die Aktion gespickt mit den Erfahrungen aus dem Wissensfundus der Ernährungsberaterin, die in eine Reihe von vegetarischen Rezepten eingeflossen sind.

Die wöchentlich bis Ostern erscheinenden Rezeptideen seien einfach und leicht nachzukochen, versprechen die Frauen. Die Kochrezepte stammen allesamt aus Kochbüchern und liegen seit Aschermittwoch jeweils freitags in der St. Galluskirche aus. In der evangelischen Kirche sind sie vor und nach dem sonntäglichen Gottesdienst erhältlich. Sie umfassen einen Wochenplan mit jeweils fünf vegetarischen Menüs. So kann gut für den Wochenendeinkauf vorgeplant werden.

Dass auch während eines vegetarischen Fastenaufrufs auf den geliebten Sonntagsbraten nicht verzichtet werden müsse, erklärt Pfarrer Frank Steiner aus kirchlicher Sicht. Die 40-tägige Fastenzeit bis Ostern sei mehr als symbolische denn als mathematische Zahl zu verstehen – was die Verwirrung zwischen Anzahl der Fastentage und der tatsächlichen 46 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern klären kann. Grund für diese Diskrepanz ist, so erklärt der Pfarrer: "Die Sonntage gelten nicht als Fastentage."

Vom evangelischen Pfarrer stammen die verschiedenen "geistlichen Impulse", die mit ihren Gedanken über den gesundheitlichen Impuls hinaus auch zu einem religiösen Hinterleuchten der Fastenaktion anregen sollen.

Vegetarische Nahrung reduziert Treibhausgase

Die kirchlich und gesundheitlich geprägten Aspekte des Fastens sind für Yvonne Stoll jedoch nur eine Seite eines Fleischverzichts. Sich vegetarisch zu ernähren trage wesentlich zur Reduzierung von Kohlendioxid bei, das zu einem sehr großen Teil auch aus der Massentierhaltung stamme, sagt sie. Ein bewussterer Umgang mit dem eigenen Fleischkonsum nicht allein in der verzehrten Menge, sondern auch über die Herkunft und den Einkauf der Waren sowie des damit verbundenen Tierwohls schade grundsätzlich nicht und könne einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Und wem das alles zu kompliziert klingt, kann es einfach praktisch ausprobieren. Vegetarisch zu kochen sei kein "Hexenwerk", sagt Elvira Kalbacher. Dagegen sei Fantasie und der Mut zu Abwechslung gefragt. "Hauptsache, die Menüs sind ausgewogen und frisch gekocht." Die Rezepte, so versichern Yvonne Stoll und Tanja Dieringer, seien alle "schon einmal durchgekocht". Und es seien durchaus auch deftige Gerichte darunter. Dem selbst Ausprobieren steht also nichts mehr im Weg.