Hufschmiedin Eva Haderer versorgt die Hufe der Pferde des Circus Salto Mortale. Geld will sie dafür nicht. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Circus Salto Mortale wehrt sich gegen PETA-Vorwürfe / Tieren geht es gut und sie fühlen sich wohl

Dass im Augenblick auch ihr Zirkus "schwierige Zeiten" erlebt, steht für Monika Bügler vom Circus Salto Mortale außer Frage. Dass darunter vor allem aber die Tiere des kleinen Wanderzirkus leiden, lässt sie in keinster Weise gelten.

Rangendingen. Hintergrund für die Aufregung im Manegenrund des kleinen Familienbetriebs ist eine scheinbar konzertierte Aktion der Tierrechtsorganisation PETA, die im Zusammenhang mit der Corona-Krise in einer Kampagne die unsicheren Zustände der Kleinbetriebe in Corona-Zeiten für ihre Zwecke ausnutzt. Pauschal versucht sie die Tierhaltung in kleinen Zirkusbetrieben anzuprangern, auch die des Circus Salto Mortale – mit der Forderung eines "grundsätzliche Verbots von Tieren im Zirkus".

Die 71-jährige Monika Bügler kennt als Grand Dame des Familienbetriebs diese Forderungen nur zu gut und widerspricht mit "Vehemenz". Die Anschuldigungen seien "haltlos", stellt sie klar. "Unseren Tieren geht es gut und sie fühlen sich wohl." Kein noch so kleiner Zirkus lasse seine Tiere verwahrlosen oder gar hungern, ist sie tief überzeugt. "Die Tiere gehören zu unserer Familie. Wir leben mit ihnen und wir arbeiten mit ihnen. Uns geht es um das Wohl der Tiere"

Unterstützung erhält sie dabei von Hufschmiedin Eva Haderer aus Rottenburg-Weiler, die gerade die Hufe der Pferde und Esel versorgt. "Die Tiere hier sind gut erzogen und man merkt, dass sie sich wohl fühlen", sagt sie.

Die Sorge um das Wohlergehen der Tiere sei den Zirkusleuten in die Wiege gelegt. "Wir alle sind mit ihnen und sie mit uns aufgewachsen", erklärt Bügler. Der erste Gang ihrer Enkelsöhne sei morgens in den Stall, wo noch vor dem Frühstück die Tiere versorgt würden. "Die Tiere sind gut umsorgt. Die Anschuldigungen von PETA sind einfach haltlos."

Dass es für ihren kleinen Zirkusbetrieb nach dem Wegfall der Einnahmen aus den Vorführungen finanziell gerade nicht so rosig geht, daraus macht die Seniorchefin keinen Hehl. Umso glücklicher und dankbarer seien sie alle über die Hilfsbereitschaft und Unterstützung aus der Bevölkerung in den vergangenen Wochen und Tagen – und auf welche der Zirkus auch weiterhin angewiesen sei. Vor Kurzem hat der Betrieb von Landwirten Heu und Stroh sowie Brotreste, aber auch Spenden für Kraftfutter aus der Bevölkerung erhalten – unter anderem auch von der Tierschutzgruppe Bodelshausen. "Das sind echte Tierschützer", setzt Monika Bügler einen gezielten Seitenhieb auf die PETA-Anschuldigungen.

Die Familienmitglieder erhielten mittlerweile zum Glück Arbeitslosengeld II vom Jobcenter. Zwar dürften sie umsonst auf dem Festplatz in Rangendingen Zelt und Wagenburg stehen haben. Auch Wasser und Strom bekämen sie von der Gemeinde umsonst. Doch viele fortlaufende Kosten blieben trotzdem und rissen Löcher in die Kasse, wie beispielsweise die dringende Reparatur einer Zugmaschine, die jetzt durchgeführt werden musste.

Wie ein Engel mag den Büglers dabei jemand Hufschmiedin Eva Haderer vorkommen. Als der Zirkus bei ihr anfragte, sich um die Hufe der Pferde zu kümmern, entschied sie, dies kostenlos zu übernehmen. "Die Zirkusleute haben derzeit doch sowieso nicht viel und sind auf Unterstützung angewiesen", sagt sie. Fast einen ganzen Tag ist sie mit der Hufpflege im Zirkus beschäftigt. Dass sie aber Geld für ihre Arbeit nehmen würde, hätte die junge Frau mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren können. "Das ist für mich ein Akt der Menschlichkeit."

Wie es für die Zirkusleute weitergeht, wissen diese nicht. "Wir sehen in eine ungewisse Zukunft. Nicht auftreten zu können, das ist für uns alle sehr ungewohnt und schwer", sagt Monika Bügler. Doch ob sie wollten oder nicht: "Wir können nur abwarten."