Rund 250 Sängerinnen und Sänger aus dem Dekanat Zollern erfüllten am Samstag die Rangendinger St.-Gallus-Kirche mit ihrem Gesang. Foto: Maute Foto: Schwarzwälder Bote

Dekanatskirchenchortag: Frauen und Männer erheben gemeinsam ihre Stimmen zum Lob Gottes

Rangendingen/Hechingen. Wer singt, betet doppelt, lautet ein dem Kirchenvater Augustinus zugeschriebener Satz. Beim Dekanatskirchenchortag erfüllte der Gesang von rund 250 Sängerinnen und Sängern das Rangendinger Gotteshaus.

Sie waren aus dem gesamten Dekanat Zollern in die St.-Gallus-Kirche gekommen: Die Mitglieder der verschiedenen Chöre, die gemeinsam ihre Stimmen zum Lob Gottes erhoben und mit einer beeindruckenden Klangfülle aufwarteten. Dass sie sich in Rangendingen trafen, um unter der Regie von Dekanatschorleiter Mario Peters den Gottesdienst mit sakralem Chorgesängen zu umrahmen, ist, wie Dekanatspräses Pfarrer i.R. Norbert Dilger erklärte, zwei besonderen Jubiläen geschuldet. Zum einen kann der Rangendinger Kirchenchor in diesem Jahr sein 300-jähriges Bestehen feiern. Und zum anderen wird die Jann-Orgel, an der am Samstag Organist Matthias Heid Platz nahm und zum Einzug die "Ankunft der Königin von Saba" von Georg Friedrich Händel erklingen ließ, 30 Jahre alt.

Ein schöner Anlass, um den Dekanatskirchenchortag in der Starzelgemeinde zu veranstalten. Gedacht wurde dabei auch allen verstorbenen Sängern, Organisten und Dirigenten, unter ihnen Winfried Schon aus Fischingen, der jahrzehntelang als Organist und Chorleiter tätig war. Sein Tod vor wenigen Wochen sei, wie es Pfarrer Norbert Dilger zum Ausdruck brachte, ein großer Verlust für die Kirchenmusik. Letztere kam in der St.-Gallus-Kirche in Form von verschiedenen Chorsätzen aus dem Gotteslob zum Vortrag.

Chorleiter Mario Peters verstand es, die rund 250 Sängerinnen und Sänger harmonisch aufeinander abzustimmen. Orgeltöne und Stimmen verwoben sich im Gotteshaus zu einem fein nuancierten Melodienteppich, der durch das Kirchenschiff schwebte und die Herzen der Zuhörer erfüllte. Um Freude schenken zu können, muss man seine Tätigkeit selbst mit ganz viel Herzblut ausüben.

Dass das Schenken ein Geschenk ist und, anders als man sich das in gewissen Situationen vorstellen kann, reich macht, kam in der Predigt von Pfarrer Dilger zum Ausdruck, der diese mit der folgenden Frage eröffnete: Was ist eigentlich paradox? Die Antwort darauf liefert eine "paradoxe Geschichte" aus der Feder von Johann Peter Hebel. Ein Fußgänger auf der Straße nach Basel wird vom Fuhrmann eines voll beladenen Wagens gefragt, ob er denn noch vor Torschluss in die Stadt kommen könne. "Schwerlich", erwidert der Fußgänger, "doch wenn Ihr recht langsam fahrt, vielleicht". Für den Fuhrmann ist dies eine ziemlich einfältige Aussage. Wenn man es langsam in zwei Stunden schafft, ist er der Meinung, schafft man es mit höherer Geschwindigkeit umso gewisser. Deshalb zieht er mächtig das Tempo an – und nicht lange danach bricht die Wagenachse. An Basel ist an diesem Tag nicht mehr zu denken. "Habe ich Euch nicht gesagt: Wenn Ihr langsam fahrt", wird er kurze Zeit später vom Fußgänger hören. Paradoxe Geschichten finden sich auch in der Bibel. Etwa wenn der Prophet Elia von einer Witwe, die selbst nur noch sehr wenig zu essen hat, Wasser und Brot verlangt. Auf den ersten Blick scheint das egoistisch.

Paradoxe Geschichten finden sich in der Bibel

Aber vielleicht, gab Dilger zu bedenken, wolle die Geschichte gar nicht so gelesen werden, sondern gehorche vielmehr einer biblischen Logik. Denn der Mehltopf der Frau wird, nachdem sie die Bitte des Propheten erhört hat, fortan nicht mehr leer, ihr Ölkrug versiegt nicht mehr. Der Satz "Gib und du wirst haben", könne auch auf die heutigen Verhältnisse bezogen werden, erklärte der Pfarrer.

Ein immer knapper werdendes Gut ist etwa die Zeit. Zeit spare man an den Menschen und an Gott. "Gott sei Dank nehmen Sie sich Zeit für die Proben und Aufführungen", wandte er sich an die Kirchenmusiker und -sänger. "Indem Sie Gott die Ehre erweisen, empfangen Sie Ehre und Gnade."