"Evangelisch in Hohenzollern und Rangendingen" – am Sonntag wurde die Doppelausstellung mit hohem Lokal-Kolorit im Heimatmuseum eröffnet. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Vernissage im "Mahles Haus" / Erste Gottesdienste im Diasporahaus

Als "überkonfessionelle" Plattform zeigt das Heimatmuseum noch bis zum 29. April die Doppelausstellung "Evangelisch in Hohenzollern und Rangendingen". Zur Eröffnung am Sonntag waren einige Neugierige ins "Mahles Haus" gekommen.

Rangendingen. 150 Jahre müsse man zurückgehen, um Licht in die Geschichte der Protestanten in Hohenzollern zu bringen, sagte Pfarrer Frank Steiner bei der Vernissage der Wanderausstellung des Dekanats Balingen und des Staatsarchivs Sigmaringen. Für die Chronologie der Evangelischen in Rangendingen reichten dafür allerdings gut 50 Jahre.

Mit lebendigen Worte fasste Steiner in seiner Einführung diese Geschichte gekonnt zusammen. Vertriebene Protestanten aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten seien es gewesen, die 1947 den evangelischen Glauben nach Rangendingen brachten, so Steiner.

Zeitzeugen von damals gebe es praktisch keine mehr und so hatte er sich auf Chronist Heinz Großmann, verlassen, den es damals als jungen Menschen hierher in die Diaspora verschlagen hatte. Großmann hatte in einem mehrseitigen Aufsatz alle Erlebnisse seiner Zeit in Rangendingen aufgeschrieben.

Interessante Anekdote aus den Anfängen: schon damals habe es eine Ökumene gegeben, verriet der Geistliche. Rangendingens katholischer Pfarrer Stephan Gauggel hatte einige der heimatlosen Protestanten in seinem Pfarrhaus aufgenommen. Zu den ersten Gottesdiensten mussten die Gläubigen noch ins Diasporahaus nach Bietenhausen pilgern, erzählte Steiner, womit er auch den frühen Bezug der Einrichtung nach Rangendingen dokumentierte.

Ab 1948 fanden diese dann in der Klosterkirche neben dem Rathaus einen Raum. Doch das damals einer Rumpelkammer gleichende Gotteshaus war nicht beheizbar, sodass im Sommer in die Alte Schule ausgewichen werden musste. Erst mit der Renovierung des kirchlichen Kleinods in den Jahren 1976 bis 1978 hätten die damals noch zu Hechingen gehörenden Evangelischen eine ständige Bleibe erhalten.

1972 wurde mit Heinz Großmann das erste Mitglied aus Rangendingen in den Kirchengemeinderat Hechingen gewählt. 1979 fand die erste Konfirmation in der Klosterkirche statt. Heute, so erzählte Steiner dankbar, dürfe die Gemeinde für diesen großen Festtag "selbstverständlich und unkompliziert" die viel größere katholische Pfarrkirche St. Gallus nutzen.

Doch nicht allein dies zeige das gute Miteinander der beiden Kirchen am Ort: So läuteten die katholischen Kirchenglocken bei Beerdigungen auch für die evangelischen Glaubensgeschwister und seit nunmehr 18 Jahren würden regelmäßig ökumenische Bibelwochen gefeiert.

Dem Wunsch zu einer eigenen Kirchengemeinde wurde 1989 entsprochen. Diesem Umstand sind mehrere Dokumente der Ausstellung gewidmet. Doch noch bis zum Jahr 2004 musste die kleine Gemeinde warten, ehe sie endlich eine feste Pfarrstelle zugewiesen bekam und die seither mit Frank Steiner besetzt ist.

Davor hatte es viele Wechsel auf der "vorläufigen" Pfarrstelle gegeben, sodass sich Pfarrer i.R. Norbert Dilger einst scherzhaft sogar als "Fachmann für die Verabschiedung und Begrüßung evangelischer Pfarrer" in Rangendingen benannt hatte.

Zwar sei für die Ausstellung einiges an Vergangenheit dokumentiert worden, so Steiner, doch blieben immer noch viele Fragen offen oder würden neue zur Geschichte der Evangelischen in Rangendingen aufgeworfen. Er würde sich deshalb freuen, wenn Gemeindeglieder zu ihm kämen und ihm mitteilten: "Da hab ich noch was gefunden oder da weiß ich auch noch etwas dazu zu erzählen."