Seit 90 Jahren brennen am Abend des 5. Dezember in Höfendorf die Nikolausfeuer. Die Tradition lebt und wird vom Jugendraum mit Engagement gepflegt und organisiert. Der Besuch des Nikolaus gehört wie Glühwein und Kinderpunsch dazu. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Advent: Jugendliche haben Freude am Nikolausfeuer – und das hat in Höfendorf Tradition

"Es war et kalt, et nass und es schneit net" – ideales Wetter also für das Nikolausfeuer in Höfendorf, zu dem so viele Gäste kamen wie noch nie – nicht nur aus Höfendorf, sondern auch aus den umliegenden Gemeinden.

Rangendingen-Höfendorf. Die Flammen schlagen meterhoch in den Nachthimmel, die Hitze ist enorm, und noch 20 Meter entfernt heizt sie mächtig ein. Pünktlich um 18 Uhr legten die Höfendorfer Jugendlichen Feuer an dem von ihnen in den vergangenen drei Wochen aufgestapelten Holzhaufen. Doch sie selbst haben an diesem Abend kaum Augen und Zeit für die Flammen.

Seit vielen Jahrzehnten organisieren die Jugendlichen des Dorfes das Nikolausfeuer. Und wenn es um Traditionen geht in Höfendorf, dann spielt dieses Feuerspektakel sicher in der allerersten Reihe mit.

"Wochenlang haben wir als Kinder dafür das dürre Holz aus dem Wald geschlagen", erzählt Werner Haberer. "Manchmal hat man deswegen nicht mal die Hausaufgaben richtig gemacht", erinnert er sich. Haberer ist 57 Jahre alt, doch die Ursprünge des Höfendorfer Nikolausfeuers reichen sicher viel weiter zurück als bis in seine Kindheit.

Wie Aufzeichnungen aus Hirrlingen zu entnehmen ist, brannte das Feuer in Höfendorf bereits in den 20er-Jahren. Doch über die Ursprünge der Feuer, die es sonst auch in Hirrlingen und Bietenhausen gibt, ist weiter nichts bekannt. Nur, dass es früher am alten Turnplatz entzündet wurde.

Mittlerweile haben sich in Höfendorf die Jugendlichen aus dem Jugendraum des Feuers angenommen. Maximilian Saile gehört zusammen mit Marvin Grupp, Vivien Ehrlichmann sowie Pascal Schmid und Luca Beiter zum Komitee. Die beiden letztgenannten haben am Mittwoch als Nikolaus und Ruprecht ihren großen Auftritt.

Motivationsprobleme beim Aufbau oder Helfen für das Nikolausfeuer gebe es nie. Schließlich sei die ganze Aktion "für uns das schönste Fest des Jahres", erzählt Maximilian Saile. Drei Samstage hätten sie dafür geschuftet: Erst wurde das dürre Holz aus dem Wald geschlagen, dann das Holz in Höfendorf eingesammelt und am vergangenen Samstag dann das Riesenlagerfeuer aufgeschichtet.

Auch am Mittwoch hatten die rund 25 Helfer noch einmal zu tun. Alles musste hergerichtet, Licht und die Bewirtung mussten organisiert werden. Aus dem erst kürzlich renovierten Bauwagen heraus verkauften die Jugendlichen Leberkäswecken, Glühwein und Kinderpunsch – alles, was man zum Wohlfühlen an einem Winterabend halt so braucht.

Das Geschäft läuft

Der Wagen sei mindestens 30 Jahre alt, erzählt Saile, und komme einzig beim Nikolausfeuer zum Einsatz. Die Jugendlichen haben ihn restauriert: gestrichen, gedämmt und "neue Reifa druff g’macht". Jetzt steht er picobello da.

Und das Geschäft läuft. Als der Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht und einem Engel auftaucht, wird das Feuer erst mal zur Nebensache. Die Kinder drängeln sich vor dem Wagen, auf dem der Gabenbringer sich aufgestellt hat. Viele wollen dem Nikolaus ein Gedicht aufsagen oder ein Liedchen singen. Als Belohnung gibt dafür ein kleines Geschenk. Für die beiden jungen Männer geht der Abend noch weiter. Sie haben eine Liste mit Häusern abzuarbeiten, die den Nikolaus uns seine Helfer bestellt haben.

Seit 35 Jahren besucht Lisbeth Möller das Nikolausfeuer. Ihre Kinder seien damit aufgewachsen: Zuerst hätten sie über den Nikolaus gestaunt, irgendwann halfen sie als Jugendliche selbst beim Aufbau mit, und heute sei Sohn Benny zum ersten Mal mit Marlon, dem ersten Enkelsohn der Möllers, mit dabei – und macht einen sehr zufriedenen Eindruck. "Wir finden den Brauch richtig nett", erzählt Lisbeth Möller. Und bis auf wenige Ausnahmen sei sie jedes Mal dabei gewesen. Das gilt natürlich auch für Werner Haberer, denn für einen echten Höfendorfer gehört der Besuch des Nikolausfeuers wohl einfach mit dazu.