"Es war ein außergewöhnliches Schulhalbjahr", sagen Rektorin Andrea Jetter und ihre Stellvertreterin Karin Brock, wenn sie auf die vergangenen vier Monate zurückblicken. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Schulleitung an der Rangendinger Gemeinschaftsschule lässt Corona-Jahr Revue passieren / Entlassfeier fällt klein aus

Es war ein "außergewöhnliches" zweites Schulhalbjahr, auch an der Joachim-Schäfer-Schule in Rangendingen. Dass die Entlassfeier nun im kleinen Rahmen stattfinden muss, ist symptomatisch für die vergangenen Monate. Wir sprachen mit der Schulleitung.

Rangendingen. Die größten Herausforderungen der vergangenen Monate dürften überstanden sein. Diesen Eindruck vermitteln die Mienen von Rektorin Andrea Jetter und Konrektorin Karin Brock, die ganz entspannt am Tisch sitzen. Die vergangenen Monate dürfte das nicht immer so gewesen, kann man ihren Antworten entnehmen. Mehrmals mussten sie teilweise äußerst kurzfristig auf die neuesten Vorschriften und Verhaltensregeln aus dem Kultusministerium für den Schulalltag in Corona-Zeiten reagieren, erzählen sie.

"Da war oft viel Flexibilität gefordert." Denn: Wer hatte das schon jemals erlebt, geschweige denn organisiert? Schulschließung, Home-Schooling, Online-Unterricht, dann Abstands-Pläne und Hygienekonzept – alle paar Wochen hätte es Änderungen gegeben, die rasch umgesetzt werden mussten. "Da musste manches aus dem Boden gestampft werden", so Andrea Jetter.

Als "tragisch" hätten sie es jedes Mal empfunden, wenn die Konzeptarbeit von neuen Vorschriften oder Erlassen praktisch überholt worden sei, die aufgebrachte Zeit für die Mehrarbeit durch die Schnelllebigkeit der Entscheidungen manchmal sinnlos verpuffte.

So wie beispielsweise mit der Anweisung zum Ende des Schuljahres, dass in der Grundschule im zweiten Halbjahr keine schriftlichen Leistungen mehr erhoben werden dürften – und es damit außer den Halbjahreszeugnissen keine Zeugnisse geben kann. Jetter und Brock hatten ein tragfähiges Modell für ihre Schule erarbeitet, doch mit dem Beschluss wurde es "von oben" her eingestampft.

Zugute kam der Schulleitung bei ihrer Arbeit, dass vieles aus dem Umfeld des normalen Regelbetriebs, wie Konferenzen oder Besprechungen, auf allen Ebenen auf das notwendigste Maß beschränkt wurden. "Das wurde plötzlich nichtig und klein", beschreibt es Andrea Jetter. Auf einmal sei da mehr Zeit für das Kerngeschäft geblieben: "Dass wir uns um die Schüler kümmern konnten."

Schul-Cloud

Als enorm wichtiges Instrument habe sich während des Wegfalls des Präsenzunterrichts die neue Schul-Cloud bewährt. In ihr habe ein sehr intensiver und individueller Kontakt zwischen Schülern, Eltern, Lehrern und der Schulleitung stattgefunden, erzählen Jetter und Brock. Über die Cloud musste das Band nie abbrechen und es sei deutlich geworden, wie wichtig der persönliche Kontakt zwischen allen Beteiligten im Schulalltag sei. "Die Schüler kommunizierten dort nicht allein über den Unterricht mit den Lehrern, sondern trugen ihnen auch ihre Sorgen vor."

Neues Schuljahr

Was das neue Schuljahr konkret bringen werde, lasse das Ministerium noch komplett in der Schwebe, so der Eindruck von Jetter und Brock. "Wir müssen derzeit von allen Eventualitäten ausgehen – bis hin zur erneuten Schulschließung im schlimmsten Fall." Sicher sei bisher nur, dass es in den beiden ersten Lernstufen der Gemeinschaftsschule am Hirrlinger Schulstandort keinen jahrgangsübergreifenden Unterricht in den Nebenfächern mehr geben dürfe. "Wir bedauern das sehr", sagen Jetter und Brock. Das "Einstiegsmodell" in die Gemeinschaftsschule hätten sie beide gerne beibehalten. Jetzt sind sie auf der Suche nach einer Alternative.

Von Corona-Routine wollen die beiden Schulleiterinnen zwar nicht reden, doch ganz egal was kommt: "Etwas gelassener könnten wir die Sache schon angehen." Die Erfahrung im Umgang mit der Pandemie käme ihnen bei neuen Einschränkungen sicher zu Gute, sind sie sicher. Vieles, was in im vergangenen Vierteljahr einem Hauruck-Verfahren umgesetzt werden musste, könne deshalb sicher schneller organisiert und umgesetzt werden, erklären sie. Glücklich sind sie vor allem, dass als Sofortmaßnahme aus dem Digitalpakt jetzt Mittel vorhanden seien, auch Kinder, die man bisher kaum über das Homeschooling erreicht hätte, mit Tabletts auszustatten und ihnen so den Fernunterricht ermöglichen könne.

Eltern und Schüler

Jetter und Brock loben auch die "große Akzeptanz" der Eltern während der gesamten Monate. "Es gab keinerlei Beschwerden." Die Eltern seien sehr zufrieden gewesen mit dem Umgang der Schule mit den Pandemie-Einschränkungen und hätten besonders auch die Arbeit des Kollegiums in dieser schwierigen Phase anerkannt. Die beiden Schulleiterinnen sind sich durchaus bewusst, dass die Familien in diesen Monaten die Hauptlast zu tragen hatten. "Homeschooling und Homeoffice – da kommt man rasch an die Grenze der Belastbarkeit", so Andrea Jetter. Für die Unterstützung seien sie den Eltern deshalb sehr dankbar.

Auch den Schülern von der Grundschule bis zur zehnten Klasse stellten die Schulleiterinnen gute Corona-Noten aus. "Die Schüler sind sehr verständnisvoll und gehen diszipliniert mit allem um." Das betreffe auch die Risikopersonen, die es an der Rangendinger Schule in geringer Zahl gebe. Lehrer, die ein ärztliches Attest vorlegen könnten, hätten im neuen Schuljahr, wenn der Regelbetrieb wieder gelten solle, trotzdem die Möglichkeit, von zuhause aus im Fernunterricht zu unterrichten.

Schulhaus-Einweihung

Bedauern wird auch laut, wenn die beiden Pädagoginnen von der geplatzten Einweihungsfeier für den Schulneubau reden. Alles sei vorbereitet gewesen, doch dann musste die Feier abgesagt werden. Trotzdem sagen sie: "Wir sind gut angekommen in unserem neuen Zuhause." Das Raumkonzept des Neu- und Umbaus habe sich bewährt, auch wenn noch einige Optionen auszuloten seien.

Schulentlassfeier

Wie der Einweihungsfeier geht es übrigens auch allen anderen sonst im Schulalltag geplanten Feierlichkeiten. Die Schulentlassfeier am kommenden Dienstag für die Neuner und Zehner finde nur in kleinem Rahmen und nur zusammen mit den Eltern der Schüler statt. "Wir wollen die Zeugnisübergabe in einem würdigen Rahmen durchführen. Doch die eigentliche Feier fällt aus. Es gibt kein Essen und Trinken."

Einschulung

Auch die Einschulung für die 48 Erstklässler und die 39 neuen Fünfer wird "sehr knapp" ausfallen, sagt Andrea Jetter. Auf das übliche Fest muss verzichtet werden. Auch hier gibt es keine Bewirtung. Der Gottesdienst ist in die kleine Feier in der Festhalle integriert. Eingeladen sind nur die Eltern der Kinder. Beide Einschulungen sind am Montag, 14. September.