In Rangendingen hat in der Silvesternacht ein Wohnhaus gebrannt. Foto: Kost

Silvesterrakete landet auf Balkon und entfacht Großfeuer. Schaden liegt bei einer halben Million Euro.

Rangendingen - Für eine Rangendinger Familie mit drei Kindern beginnt das neue Jahr mit einer bösen Überraschung. Sie steht vor den Trümmern ihres Wohnhauses. Dieses war in der Silvesternacht weitgehend ausgebrannt.

Was für eine unwirkliche Szene: Während rund 60 Feuerwehrleute an der Ecke Owinger Halde/Beethovenstraße mit vereinten Kräften gegen die immer wieder meterhoch aus dem Dach schlagenden Flammen kämpfen und eine Familie ihre Existenz dahinschwinden sieht, steigen nur wenige Straßenzüge weiter oder in der Rangendinger Ortsmitte Silvesterraketen in den Nachthimmel und die Menschen begrüßen dort das neue Jahr.

Eine Silvesterrakete war es nach derzeitigem Stand der polizeilichen Ermittlungen wahrscheinlich auch, die das Desaster ausgelöst hat. Sie wurde vermutlich in der Umgebung des Hauses gezündet und landete dann auf dem Balkon des weitgehend aus Holz und mit ökologischen Naturmaterialien gebauten Hauses.

Es dauert nur wenige Minute, bis der von der explodierten Rakete entfachte Brand vom Balkon aufs Dach übergreift und im Laufe der Nacht über das komplette Dachgeschoss ausbreitet. Es ist etwa 22.30 Uhr als bei den Feuerwehren der Alarm losgeht und sie an den Brandort ausrücken. Die Feuerwehr Rangendingen rückt komplett aus. Verstärkung bekommt sie durch die Feuerwehren aus Höfendorf und Bietenhausen sowie durch eine Mannschaft der Feuerwehr Hechingen, welche die Flammen mit ihrem Drehleiterfahrzeug von oben herab zu löschen versucht.

Der Einsatz, den Rangendingens Kommandant Christian Hermann leitet, ist ein zähes Ringen mit dem Feuer, das immer wieder neu auflodert und in dem Holzhaus viel Nahrung findet. Mit Hilfe eines Gabelstaplers der Hechinger Feuerwehr muss immer wieder die Dachhaut aufgedeckt werden, um Glutnester aufspüren zu können.

Die ersten Feuerwehrleute werden nach einer aufreibenden Nacht zwar gegen vier Uhr morgens wieder nach Hause geschickt, aber nur um Kräfte zu tanken, damit sie die anderen Wehrleute ablösen und entlasten können, denn bis in die Nachmittagsstunden des Neujahrstages sind Nachlöscharbeiten erforderlich.

Das Glück im größten Unglück: Es kamen keine Personen zu Schaden. Als der Brand ausbrach, waren die Hausbewohner auswärts, wurden aber noch in der Silvesternacht verständigt. Sie wurden vom Notfallseelsorger der Feuerwehr, Pfarrer Frank Steiner, betreut. Eine Katze und drei Hunde, die sich im Gebäude befanden, blieben unversehrt und konnten gerettet werden.

Am frühen Neujahrsmorgen wird im Licht der Sonne das ganze Ausmaß des Schadens sichtbar. Das Gebäude dürfte auf lange Zeit unbewohnbar sein, die Polizei bezifferte den Sachschaden auf 500.000 Euro.

Bereits am Sonntag gab es erste Zeichen der Solidarität gegenüber den Brandopfern, indem Feuerwehrfrauen das Notwendigste für sie zusammentrugen. Die Geschädigten sind anscheinend erst mal bei Verwandten untergekommen, aber möglicherweise wird ihnen eine längerfristige Unterbringung in einem gemeindeeigenen Gebäude angeboten. Überlegungen in dieser Richtung seien im Gange, wie Bürgermeister Johann Widmaier gestern in einem Gespräch mit unserer Zeitung andeutete. Auch er war in der Silvesternacht an den Brandort geeilt, um sich bei der Einsatzleitung über das Unglück zu informieren. Es sei laut Widmaier auch daran gedacht, ein Spendenkonto für die Betroffenen einzurichten.