Die Prinzipalgeräte der evangelischen Kirchengemeinde Rangendingen haben derzeit im Gemeindehaus ihren Platz. Foto: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: "Umfrage zum Gottesdienst" mit nur schwachem Rücklauf / Ernüchterung bei Pfarrer und Kirchenrat

Stell dir vor, du befragst deine Schäfchen und kaum eines interessiert’s. Diesen Eindruck bekam die evangelische Kirchengemeinde in Rangendingen bei ihrer "Umfrage zum Gottesdienst". Erkenntnisse gab es trotzdem, auch wenn nicht die erwarteten.

Rangendingen. Die Erwartungen in die Umfrage seien von Haus aus nicht übertrieben groß gewesen, sagt Pfarrer Frank Steiner im Gespräch. Doch mit dem Ende der Rückgabefrist sind er und der Kirchengemeinderat nun doch ziemlich ernüchtert, was die Beteiligung der Gemeindeglieder betrifft. Sind denn alle so zufrieden mit den Gottesdiensten? Interessieren Sie sich überhaupt nicht für die Gottesdienste? Oder haben sie gar resigniert? "Ich weiß es nicht", stellt der sichtlich konsternierte Pfarrer fest.

Bei 480 verteilten Fragebögen und einem Rücklauf von sieben Blättern – Steiner: "Das sind gerade mal zwei Prozent" – haben sich jetzt eher weitere Fragen aufgetan, als wirklich belastbare Antworten gegeben wurden. Denn bei aller Dankbarkeit gegenüber denjenigen, die teilgenommen haben: "Repräsentativ ist das leider nicht", weiß auch Pfarrer Steiner.

Kontinuität herrscht beim sonntäglichen Gottesdienstbesuch, wenn auch nicht mehr in der Höhe wie vor Corona. Was auch signifikant mit der größeren Zurückhaltung vor allem älterer Besucher zusammenhänge, so Steiner. Im Schnitt seien es rund 20 Personen aus vielleicht einem Dutzend Haushalten, die momentan ins Gemeindehaus kämen - darunter derzeit viele Konfirmanden, so Steiner.

Legt man diese aktuelle Zahl zugrunde, wäre die Beteiligung statistisch gesehen wesentlich höher. Doch das ändert nichts an der Frage: "Was denken die anderen?" Gerade darüber hatte sich der Pfarrer ein paar mehr Erkenntnisse gewünscht.

"Wir wollten ein Stimmungsbild aus der Gemeinde darüber, wo und vor allem auch wie während der Corona-Pandemie die Gottesdienste in Rangendingen zukünftig gefeiert werden sollen", nennt Steiner den ursprünglichen Grund für die Umfrage. Im oder vor dem Gemeindehaus, so wie im Sommer einige Monate praktiziert worden war? Soll zukünftig wieder ein Abendmahl gefeiert werden? Seit dem Beginn der Pandemie hatte man bisher darauf verzichtet. Auch zum Empfinden der Besucher zum Gemeindehaus als Kirchenraum, oder zu den seit zwei Jahren angebotenen Gesprächsgottesdiensten wurden die Gemeindeglieder befragt.

Zu manchen Fragen gibt es eine "große Bandbreite an Meinungen"

Zuvor hätte darüber eine gewisse "Ratlosigkeit bei uns" geherrscht, meint Steiner. Nun ist dazu wohl auch noch eine Portion Unsicherheit gekommen. Im Juli gestartet, habe sich mittlerweile ein Teil der Umfrage allerdings schon selbst überholt. "Wir werden die Gottesdienste jetzt im Gemeindehaus feiern. Draußen wird’s jetzt einfach zu ungemütlich." Vorausgesetzt natürlich, es bleibt bei den jetzt noch geltenden Versammlungs-Verordnungen.

Einige Erkenntnisse aus den Meinungen der Willigen hätte der Kirchengemeinderat dann aber doch auch geschlossen. Und wenn es nur diese sei, dass es zu manchen Fragen eine "große Bandbreite an Meinungen" gebe, so Steiner. Beispiel: zur Altpreußischen Liturgie. Und, dass die Gestaltung des Gottesdienstes eine "bleibende Aufgabe" für alle sei – stets verbunden mit der Bereitschaft, Neues auszuprobieren. In manchen Fragen, so eine weitere Erkenntnis, bedürfte es nach wie vor einer "Vermittlungsarbeit zwischen den einzelnen Extremen".

Mit alternativen Wegen, damit die Gläubigen ihre Form des Gottesdienstes finden, in dem sie sich "wohlfühlen" können, sah sich die Rangendinger Gemeinde eigentlich bis zum Frühjahr auf einem guten Weg. Jugend- und Taizé-Gottesdienste oder die kommunikative Form der Gesprächsgottesdienste: Corona habe da viel ausgebremst. "Das liegt jetzt brach", so Frank Steiner.

Wobei Corona nicht allein ein "Bremser" gewesen sei, sondern sich mit der Pandemie auch zwangsweise neue Formen der Teilhabe am Gottesdienst aufgetan hätten. Dazu zählten die Gottesdienste unter freiem Himmel und vor allem die "gestreamten Gottesdienste" im Netzt, wie sie auch in Hechingen aufgenommen worden seien – mit viel Aufwand, wie Steiner zugab.

Doch so sei das nun mal in der Pandemie: Einiges sei auch in der Kirche viel aufwendiger geworden. Auch, weil man nicht selten mehrgleisig fahren müsse. Siehe allein den Gottesdienst zu Weihnachten: "Was wird da möglich sein", fragt sich der Geistliche.

Ähnlich verhält es sich wohl auch mit der Frage: "Wen erreiche ich mit welchem Angebot?" Und so bleibt bei Pfarrer Frank Steiner nach der Umfrage letztlich die Hoffnung und Vorstellung nach einer Weiterentwicklung innerhalb der Gemeinde, dass sich um das "große Kontinuum" des Sonntagsgottesdienstes – der Inhalt der Befragung war – mit oder ohne Corona auch zukünftige weitere alternative Gottesdienst-formen legen können, in denen die Christen mit dem Wort Gottes erreicht werden.