Falls die Bahnstrecke zwischen Hechingen und Eyach wieder in Betrieb geht, müsste auch der heruntergekommene Rangendinger Bahnhof hergerichtet werden.Foto: Kauffmann Foto: Schwarzwälder Bote

Infrastruktur: Gemeinderat verabschiedet Resolution mit Auflagen / Anrainer befürchten Lärm

Die Bahnstrecke zwischen Hechingen und Eyach soll reaktiviert werden. Der Gemeinderat Rangendingen hat sich der Resolution angeschlossen, allerdings nur aus Solidarität mit den Nachbarkommunen. Bei den Bürgern regt sich Widerstand.

Rangendingen. Es ist nur eine Solidaritätsbekundung, aber mehr auch nicht: Der Gemeinderat Rangendingen hat bei der Sitzung von diesem Montagabend der Resolution für die "Reaktivierung der Gleisstrecke Hechingen-Haigerloch-Eyach" zugestimmt, allerdings mit der Vorgabe, dass "geeignete Lärmschutzmaßnahmen entlang der Bahnstrecke für die Anwohner realisiert werden". Das heißt: Offiziell befürwortet die Gemeinde nun die Wiederbelebung der Bahnstrecke, wenn auch mit Auflagen.

Bürgermeister Johann Widmaier: "Es ist zwar schön, wenn wir die Bahn haben, ein so hohes Fahrgastpotenzial ist nicht da." Er nannte die Zahl von 1000 Fahrgästen, damit die Strecke aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden könnte – eine Zahl, die ihm nicht realistisch erscheint. Die Abstimmung sehe er daher vor allem als Ausdruck der Solidarität mit den Nachbarkommunen (Haigerloch, Horb, Hechingen), die diese Resolution bereits verabschiedet haben. Das Projekt ist nämlich noch nicht einmal richtig auf dem Gleis, schon regt sich bei den Bewohnern des Baugebiets Au Protest. 35 Anwohner machen in einem Schreiben an Widmaier ihrem Unbehagen gegen das Vorhaben Luft. Darin heißt es: "Wir, die Bewohner des Baugebiets Au sind ausdrücklich dagegen!" Und weiter: "Wir bitten Sie und den Gemeinderat uns in dieser Angelegenheit zu unterstützen und von einer Solidarisierung mit der Stadt Haigerloch bezüglich dieses Projekts abzusehen." Dennoch hat der Gemeinderat genau das getan: Das Gremium hat der Resolution die Zustimmung erteilt – wenn auch mit der Auflage, den Lärmschutz zu realisieren.

Die Bürger monieren in dem Brief: "Durch den Ausbau der Strecke wäre nicht nur der Zuglärm ein großes Problem, sondern auch der Bahnübergang, der so nicht mehr sicher wäre." Die Anwohner hätten sich einst bewusst für das Baugebiet Au entschieden, weil es damals geheißen habe, dass nur wenige Güterzüge über die Gleise donnern. "Es wäre ein großes Ärgernis, wenn bis zu 38 Züge täglich dort fahren und wir als Anwohner diesem bis dato nicht planbaren Lärm ausgesetzt wären", schreiben die Anwohner weiter.

Außerdem äußern die Bürger grundsätzliche Bedenken gegen das Projekt, zumal viele Fragen derzeit ungeklärt seien. Zum Beispiel, ob ein Halt in Rangendingen geplant ist und wie viele Fahrgäste die neue Zugverbindung überhaupt nutzen würden. Ein Argument, das auch Widmaier bei der Gemeinderatssitzung aufgegriffen hat: Die meisten Personen, die die Strecke künftig nutzten, seien Schüler. Allerdings sei die Verbindung gerade für diese Fahrgastgruppe nicht praxistauglich, weil Bahnhöfe und Schulen weit voneinander entfernt liegen. Die Bürger in ihrem Brief dazu: "Für Schüler ist diese Verbindung unserer Meinung nach wenig praktikabel, da die Schulen fußläufig zu weit weg sind und dadurch ein zusätzlicher Bustransfer nötig ist."

Resolution

Ins Gespräch gebracht hat die Reaktivierung der Eyachtalbahn von Hechingen nach Horb der Gemeinderat Haigerloch. Dieser hat die Resolution bereits Ende Juni beschlossen. Maßgeblich vorangetrieben wird das Projekt von der Freie-Wähler Stadträtin Anne Judersleben. Sie hat sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt und stellte dem Gemeinderat ihre Ergebnisse vor. Das Fazit in Kurzform: Ein Fahrgastpotenzial in Form von Berufspendlern, Schülern und Tagestouristen sei deutlich vorhanden.

  6300 Pendler

Sie rechnet – und das ganz im Gegensatz zu Bürgermeister Johann Widmaier – mit einem täglichen Fahrgastaufkommen von etwa 1200 Personen, zumal es im Einzugsgebiet der Eyachtalbahn laut Statistischem Landesamt gut 6300 Berufspendler gebe. Wenn davon nur jeder Fünfte auf den Zug umsteige, wäre die vom Land geforderte Marke von 1000 Fahrgästen spielend erreicht.

  Vorgehen

Ob die Strecke durchs Eyachtal im Rahmen des Projektes "Vergessene Bahnen" des Landes eine von 15 ist, die am Jahresende zur Reaktivierung auserkoren werden, wird sich zeigen. In Haigerloch sieht man in der Strecke eine einmalige Chance.