Die Anwohner des Rangendinger Badesees durften am Donnerstag ihre Anliegen und Wünsche bei der Bürgeranhörung vorbringen. Fotos: Beiter Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Bürgeranhörung für Badesee-Anlieger

Es ist unbestritten: der Rangendinger Badesee ist ein "Kleinod, das man schützen muss". Was nicht nur für den "Holiday-Park" der Badegäste gelten dürfe, sondern auch für dessen Anlieger, sagen diese. Am Donnerstag durften sie ihrem Ärger über die "unzumutbare" Situation Luft machen

Rangendingen. Es ist nicht allen gleich recht, dass sich der Rangendinger Stausee "Im Tal" in den letzten Jahren immer mehr zu einem Freizeit-Magneten entwickelt hat – mit mittlerweile auch an normalen Sommertagen Hunderten Badegästen aus dem weiten Umkreis. Zuzuschreiben ist dies sicher der vor ein paar Jahren ganz bewussten Aufwertung der Anlage mit Wasserspielplatz, Beach-Feld, Barfußpark und einem Toiletten-Häuschen – finanziert mithilfe von EU-Fördermitteln.

Dass die "Werbung" für den See über Tageszeitungen, regionale Fernsehsender, das Werbevideo eines ortsansässigen Gewerbebetriebs oder sogar privater Drohnenbilder von der morgendlichen Idylle am See mittlerweile eine Eigendynamik erhalten hat, ist jetzt selbst Bürgermeister Johann Widmaier nicht mehr ganz geheuer. Gerne würde man etwas zurückrudern, hatte man am Donnerstag in der Festhalle den Eindruck. Die Frage ist nur: Wie soll das geschehen?

Um die Freizeitsucher nicht sofort auf die Rangendinger Spur zu lenken, habe man in den Auftritten für die Internet-Suchmaschinen den "Badesee" wieder zu einem "Stausee" heruntergestutzt, nannte Widmaier eine Strategie. "Aber die Leute finden den See ja sowieso", fügte er beinahe verzweifelt hinzu. Denn etwas tatsächlich Beliebtes, was der Rangendinger See zweifelsohne ist, künstlich "unattraktiver" zu machen, das funktioniert halt einfach nicht.

Doch für die Anlieger, die am Donnerstag in der Festhalle zu Wort kommen durften, ist dies natürlich alles kein wirklicher Trost. Zumal der eigentliche Bade-Hochbetrieb mit den Sommerferien im Südwesten erst noch vor der Tür steht. Für die See-Anwohner ist das Bade- und Freizeit-Eldorado der vielen tausend Gäste jeden Sommer längst zum reinsten Horrorszenario geworden. "Wir haben lang genug zugeschaut. Die Situation hier oben muss eine andere werden", ließen sie energisch verlauten.

Da hilft es auch nicht viel, dass die Gemeinde den Badebetrieb eigentlich gar nicht aus eigenem Antrieb so früh schon wieder frei geben wollte, sondern auf Empfehlung der Hechinger Polizei kaum eine andere Wahl dazu gehabt habe, beschrieb Widmaier die Situation Mitte Juni. Der See sei an jenem fragwürdigen Donnerstag förmlich "geentert" worden: Schilder wurden abgerissen, die Absperrungen entfernt. Schließlich räumte die Polizei die Anlage wegen des noch geltenden Verbots dann doch. Allerdings war für die Beamten klar: Diese Situation muss beendet werden – und so musste der See "relativ schnell geöffnet werden, obwohl die haftungsrechtliche Seite noch nicht einmal eindeutig geklärt war", so Widmaier.

Dass das Hauptproblem für die Anwohner die katastrophale Parksituation rund um den See darstellt, ist schon lange bekannt und war auch das wichtigste Thema am Donnerstag. Jahrelang hatte die Gemeinde versucht, die Situation zu entschärfen. Ohne Erfolg, wie der Ärger der Anwohner nahelegt.

Es wird weiter geparkt trotz ausgewiesener Parkverbote – auf dem Sperrstreifen und dem Wendehammer sowie vor Einfahrten und auf Gehwegen, zählten die Anwohner auf. Der laufende Verkehr, die Zufahrten – auch für die Rettungsdienste – sowie die Einfahrt ins eigene Grundstück würden dabei massiv behindert. Und für Fußgänger oder Eltern mit Kinderwagen sei die ausufernde Parkerei schlichtweg gefährlich. "Es grenzt an ein Wunder, dass noch nichts passiert ist", gab ein Anwohner zu bedenken.

"Es grenzt an ein Wunder, dass noch nichts passiert ist"

D abei sei Parken nur ein Problem von mehreren. Die Lärmbelästigung durch den dauernden Verkehr, lautes Musikhören und immer mehr auch die abendlichen Gelage an den Wochenenden stelle eine oft unerträgliche Ruhestörung dar, erzählten die Bewohner. Nicht hinnehmbar finden sie auch die Verunreinigungen auf der Anlage und, dass trotz des Verbots immer wieder auch Hunde auf der Liegewiese seien und sogar im See schwimmen würden.

Spreche man Parksünder oder Ruhestörer an müsse man sich nicht selten sogar noch beschimpfen lassen – "oder die händeln mit mir", erzählte eine Frau. Dabei geben die Anrainer auch zu, dass es auch viele einsichtige Badegäste gebe, die verständnisvoll reagierten. "Im Grunde sind es nur ein paar Blöde, die so vieles kaputt machen", machte einer von ihnen deutlich.

Übereinstimmung herrschte, dass alle Ver- und Gebote nur mit konsequenten Kontrollen umzusetzen seien. "Das ist das A und O", so Widmaier. "Das funktioniert nur über den Geldbeutel", tat ein aufgebrachter Anwohner seine Ansicht mehrfach kund. Er würde die Falschparker am liebsten alle abschleppen lassen, erklärte er. "Das muss richtig Geld kosten."

Doch auch mit den Kontrollen sie das so eine Sache, musste Widmaier die Besucher aufklären. Verkehrsrechtsverstöße könnten private Sicherheitsdienste mittlerweile nicht mehr selbst, sondern ausschließlich nur noch die Verkehrsbehörde – also die Stadt Hechingen – oder die Polizei ahnden. Zumindest aus Hechingen habe er jetzt die Zusage, dass mehr kontrolliert würde.

"Am besten täglich", hieß es da aus den Reihen der Zuhörer. Mal sehn. Vielleicht trage ja sogar diese Versammlung zu einer schärferen Handhabung der Kontrollgänge des Vollzugsdienstes bei, machte Widmaier ihnen Mut. Die Anwohner erhielten vom Schultes auch dessen Zusage, dass der Sicherheitsdienst "Wolf" beauftragt sei, ab sofort wieder verstärkt seine Streifen am Badesee zu fahren – natürlich auch in den Abendstunden.

Die parkenden Autos einfach nur in andere Straßen zu verbannen, da wäre den Anwohner dann allerdings auch nicht so recht wohl. Sie fordern eher eindeutigere Hinweise auf die als Stausee-Parkplatz ausgewiesene Festwiese. Parkplätze gebe es in der Umgebung ohnehin genug – auch rund um die Schule, stellte Widmaier klar. Doch die würden leider nicht genutzt. "Die Leute sind einfach zu faul", hieß es. Dabei müssten sie doch an anderen Badeseen der Umgebung sogar noch viel weitere Wege in Kauf nehmen. "Warum funktioniert das dort?" – das verstand man nicht.