Die Kneipe im Stuttgarter Westen wurde bei der Schlägerei erheblich beschädigt. Foto: Peter Petsch

Dass es in Stuttgart nach wie vor kein Fanprojekt gibt, bei dem sich hauptamtliche Sozialarbeiter um Fußballanhänger und deren gewaltbereite Randgruppen kümmern, rächt sich. Randale im Stuttgarter Westen stellt Polizei und Vereine vor ein Rätsel.

Stuttgart - Dass es in Stuttgart nach wie vor kein Fanprojekt gibt, bei dem sich hauptamtliche Sozialarbeiter um Fußballanhänger und deren gewaltbereite Randgruppen kümmern, rächt sich. Nach der zweifachen Auseinandersetzung am Osterwochenende im Stuttgarter Westen zwischen Fangruppen des VfB Stuttgart und der Stuttgarter Kickers rätseln alle über die Motive – die Fanbeauftragten wie auch die Ermittler der Polizei. Dabei ist es kein Geheimnis, dass es zwischen Blauen und Roten immer öfter zu Auseinandersetzungen kommt, die hinter einem vermeintlichen Ehrenkodex des Schweigens im Dunkelfeld bleiben.

Offenbar hatten am späten Samstagabend vor einem Lokal in der Hasenbergstraße die Vertreter der härteren Ultra-Fraktionen eine Rechnung zu begleichen. Anhand der insgesamt 17 ermittelten Verdächtigen zeigt sich, dass einige dabei waren, die der Polizei bereits einschlägig bekannt sind. Die Randale traf die Ordnungshüter allerdings unvorbereitet: „Es gab vorher keine Anzeichen“, sagt Polizeisprecher Olef Petersen.

Gegner mit Kleidungsstücken vom Commando Cannstatt gesichtet

Kenner der Szene beider Vereine verweisen schon seit Jahren darauf, dass es in beiden Lagern Gruppen gibt, „mit denen nur schwer ins Gespräch zu kommen ist“. Die überschaubaren Ultra-Gruppierungen der Kickers, die eher seltener durch Gewalt auf sich aufmerksam machen, splittern sich auf. So soll eine relativ neue Gruppe namens „Blue Chaos Crew“ aus den blauen Reihen am Samstag eine Rolle gespielt haben. Auf der anderen Seite wurden Gegner mit Kleidungsstücken vom Commando Cannstatt gesichtet. Dass die Ultras des VfB Stuttgart angeblich nicht nur Bad Cannstatt, sondern auch die Innenstadt zu ihrem Hoheitsgebiet gemacht haben, wollen offenbar viele Kickers-Anhänger nicht mehr akzeptieren, so ist zu hören. Dass ein Kickers-Stammlokal im Stuttgarter Westen Besuch von roten Hooligans bekam, könnte unter diesem Aspekt kein Zufall sein.