Benedict Bühler (links) filmte die Sänger mit Vorsitzendem Hanspeter Miller (Sechster von rechts) und Chorleiter Michael Bühler (Vierter von links) bei der Burgruine Wehrstein. Foto: Henjo Diebow

Auf dem Youtube-Kanal „Bühler Chöre“ fällt ein Video aus dem Rahmen. Denn zwischen sanften Chorgesängen findet sich eine Version des Metal-Hits „Engel“ der Band Rammstein. Wie ist es dazu gekommen?

Mit besonderen Projekten begeistert der Männergesangsverein Liederkranz Dornhan seine jüngsten Mitglieder.

Im Hauptchor, der derzeit aus 25 Sängern bestehe, sei eine Alterspanne von etwa 24/25 Jahren bis fast 95 Jahre zu verzeichnen, berichtet Chorleiter Michael Bühler im Gespräch mit unserer Redaktion. Dabei herrsche im Chor nicht immer Einigkeit über die Auswahl der Musikgenres. Von jüngeren Mitgliedern sei häufig der Wunsch gekommen, moderne Lieder zu singen, während die ältere Generation dem weniger zugewandt sei. So habe man begonnen mit einer kleineren Gruppe vor der eigentlichen Probe entsprechend moderne, darunter auch englischsprachige, Titel zu singen, woran die Teilnehmer großen Spaß gefunden hätten.

Zwei Jahre Zwangspause

Schließlich sei von ihrem jüngsten Sänger der Vorschlag gekommen, das Lied „Engel“ der Band Rammstein einzuüben. Chorleiter Bühler habe dann die Noten besorgt, berichtet Hanspeter Miller, Vorsitzender des MGV Liederkranz.

Während der Corona-Pandemie hätten die Proben begonnen, berichtet Miller. So sei im Sommer 2020 im Garten eines Kameraden geprobt worden, mit zwei Meter Abstand. Lediglich zwei Proben hätten stattfinden können, dann habe man pandemiebedingt zwei Jahre pausieren müssen. Danach sei die Idee entstanden, das Rammstein-Lied als separates Projekt durchzuführen und mittels Einladung zusätzliche Sänger zu gewinnen. So seien sie im Endeffekt 19 Sänger gewesen – zwölf von ihrem Chor und sieben zusätzliche, teilt Miller mit.

Keine Tricks möglich

Bereits im Jahr 2021 wurde „The Sound of Silence“ auf ähnliche Art und Weise umgesetzt. Dabei seien die Stimmen der zehn mitwirkenden Sänger allerdings separat aufgenommen worden, da aus Pandemiegründen kein Treffen möglich war, erläutert Bühler. Der technisch und musikalisch talentierte 24-jährige Sohn von Chorleiter Bühler, Benedict Bühler, habe die Aufnahmen am PC gemischt und zusammengefügt. Dieser begleite den Chor auch regelmäßig mit Gitarre oder Klavier, so Michael Bühler. Das durchaus hörbare Ergebnis habe sie dann dazu ermutigt, das Rammstein-Projekt umzusetzen.

Dieses sei allerdings mit mehr Hürden verbunden gewesen. Im Gegensatz zum Vorgänger-Projekt seien hierbei nämlich alle Sänger gemeinsam aufgenommen worden. „Da kann man dann nicht mehr so tricksen“, erläutert Bühler. Aus diesem Grund sei das Ergebnis musikalisch weniger hochwertig: „Bei ’The Sound of Silence’ wurden manche Stimmen lauter und manche leiser gemacht und so geschaut, dass es einen guten Klang gibt. Wenn alle in einem Raum singen, ist nichts mehr mit hervorheben und jonglieren.“ Bühler merkt zudem an, dass die Aufnahme nach lediglich zwei Proben durchgeführt worden sei. Es sei eine „Gratwanderung musikalischer Art“ gewesen.

Disziplin beim Videodreh

Auch die Videoaufnahmen seien herausfordernd gewesen. Schließlich hätten die Mundbewegungen stimmen müssen, wozu es notwendig gewesen sei, den Text auswendig zu kennen, so Bühler. Dazu habe es Disziplin gebraucht. Im Vorfeld seien verschiedene Orte diskutiert worden, unter anderem eine alte Ruine oder ein Steinbruch, berichtet der Chorleiter.

Schließlich fiel die Wahl auf die Burgruine Wehrstein in Sulz. Die technischen Arbeiten seien erneut von Benedict Bühler in alleiniger Regie übernommen worden, berichten Miller und Bühler gleichermaßen. Doch seien die Videoaufnahmen ein Highlight gewesen, bestätigen die beiden 59-jährigen Musikanten.

Bühler zeigt sich vom Ergebnis begeistert: „Für mich als Chorleiter, der immer darauf achtet, dass das Musikalische stimmt, ist es erstaunlich, dass wir das zustande gebracht haben. Eine Leistung, für die sich alle richtig ins Zeug gelegt haben.“

Als Nächstes sei „The Wellerman“ in der Mache, verrät Miller. Es habe schon eine Probe gegeben, und nun gelte es, sich um Sänger zu bemühen, ergänzt Bühler. Dabei ist nicht zu befürchten, dass der Hauptchor vernachlässigt wird. Bereits für den Sommer sei wieder eine Hockete in Planung, verkündet Miller.