Ralf Herrenknecht, Neffe des Unternehmers Martin Herrenknecht, führt in Allmannsweier einen Textilienbetrieb. Foto: Köhler

Wer den Namen Herrenknecht hört, denkt  an Martin Herrenknecht und seine millionenschwere Firma für Tunnelvortriebsmaschinen. Doch auch dessen Neffe und Nichte sind Unternehmer. Sie führen in Allmannsweier einen Textilienbetrieb.

Allmannsweier - Bei Ralf und Daniela Herrenknecht dreht sich alles um Textilien. Von Gardinen über Teppiche, Couchbezüge, Markisen bis hin zu Cabrio-Verdecken nimmt die Firma individuelle Aufträge von Kunden an. Vor 90 Jahren wurde die Firma von Emil Herrenknecht, Vater von Martin Herrenknecht, der sich später als Hersteller von Tunnelvortriebsmaschinen einen Namen machte, gegründet. Seit 2009 stehen Ralf und Daniela Herrenknecht in dritter Generation an der Spitze von Herrenknecht-Textilien.


»Die Branche ist schneller und moderner geworden«, erklärt Ralf Herrenknecht im Gespräch mit unserer Redaktion. Während sich die Firma früher noch um Pferdegeschirr gekümmert hat, ist heute die Bepolsterung von Autos einer der Geschäftszweige. »Dennoch sind wir sehr klassisch unterwegs«, erzählt der Firmenchef. »Das meiste ist noch Handarbeit«. Beim Besuch unserer Redaktion sind seine Mitarbeiter gerade damit beschäftigt, eine 20 Jahre alte Couch wieder auf Vordermann zu bringen. Deren Bezug sei in die Jahre gekommen, das Gestell sei aber noch gut. Für Herrenknecht ist klar: Sein Handwerk steht mit Reparaturen für Nachhaltigkeit: »Es gibt auch Alternativen zur Wegwerfgesellschaft«, betont er.


»Die Kunden kommen auf uns zu und erhalten individuelle Beratung«, erläutert Herrenknecht das Geschäftsprinzip. Die Restauration von Stühlen, Sesseln oder Sofas zähle zum Alltag. Auch Gardinen und Vorhänge seien gefragt. Oft bietet die Firma eine komplette Raumausstattung an – inklusive Stilberatung. »Das macht meine Schwester«, so der Co-Chef. Dabei gehe es auch darum, zu den Kunden nach Hause zu kommen und ihm verschiedene Stoffe zur Vorlage zu geben. »Man kann alles digital erstellen lassen, aber erst, wenn man etwas in der Hand hat, kann man sich entscheiden«, erklärt der Unternehmer.  


Moderne Technik komme hingegen bei Markisen und Sonnensegel zum Einsatz. Mithilfe einer Software können Kunden vorab simulieren lassen, wie ein neues Sonnensegel zu jeder Tages- und Jahreszeit den Schatten wirft, um den bestmöglichen Standort zu finden. Sonnensegel seien vor allen in der Coronazeit sehr gefragt gewesen, als viele Menschen in Haus und Garten investiert haben.
Personalisierung ist immer mehr gefragt.

Personalisierung ist immer mehr gefragt


Das Gesamtkonzept und die Vielfalt mache das Unternehmen aus, so Ralf Herrenknecht, der mit seinem Geschäft zufrieden ist. Gerade die Personalisierung sei von Kunden immer mehr gefragt. Auch größere Modeketten würden inzwischen individuelle Produkte anbieten. Damit sei man trotz der klassischen Arbeitsweise im Trend. Die Kunden, die zum Teil Privatpersonen sind, zum Teil aber auch Firmen, die ihre Räume ausstatten lassen wollen, kommen vor allem aus dem Lahrer Umkreis. Hin und wieder geht es für die Firma auch nach Baden-Baden oder Freiburg und ganz selten ins Ausland, zum Beispiel in ein Ferienhaus langjähriger Kunden in Spanien.
Was Ralf Herrenknecht besonders viel Spaß macht, ist die Arbeit an Oldtimern.

Das eine oder andere Luxusauto habe schon seinen Weg nach Allmannsweier gefunden, um dort eine neue Polsterung oder ein neues Verdeck zu erhalten. »Damit kommen die Kunden meist im Winter, wenn sie ihre Oldtimer sowieso nicht fahren«, schildert er.
Einen Geschäftsvorteil durch den bekannten Namen Herrenknecht kann Ralf Herrenknecht nicht erkennen. »Wir haben nicht mehr oder weniger Aufträge«, vermutet er.  Die Herrenknecht AG agiere schließlich in einem »total anderen Metier«. Man habe nicht viel miteinander zu tun, außer dass die Herrenknecht AG zu den Kunden von Ralf und Daniela Herrenknecht zähle. In seiner Branche habe sich »Herrenknecht-Textilien« einen eigenen Namen gemacht.


»Wir haben ein sehr gutes Familienverhältnis. Wir sind immer wieder zum Kaffee eingeladen«, sagt der Chef der Textilienfirma und leugnet nicht, dass es in der Familie wohl so etwas wie ein »Unternehmer-Gen« gibt. Sein Vater Dieter hatte den Textilienbetrieb übernommen. »Martin war frei und hat seine Sache dann sehr gut gemacht«, so Ralf Herrenknecht schmunzelnd über seinen erfolgreichen Onkel.
Verwechselt würden die beiden Firmen nur selten. Hin und wieder würde sich eine E-Mail oder eine Bewerbung für die Herrenknecht AG in den Textilienbetrieb verirren. Anders herum komme es vor, dass Lieferanten das Material nicht in der Allmannsweierer Hauptstraße, sondern in der Dr.-Martin-Herrenknecht-Straße abgeben. Solche Vorfälle nehme die Familie aber stets mit Humor.

Materialkosten steigen kaum an

Von den aktuellen Preisexplosionen bekommt Ralf Herrenknecht nicht viel mit. Die Preise für Stoffe seien in den letzten Jahren sehr stabil gewesen und stiegen derzeit nur moderat an. Problematischer sei hingegen der Fachkräftemangel in der Branche. »Der Nachwuchs fehlt. Wir haben in diesem Jahr keine Bewerbungen gehabt«, bedauert Herrenknecht, der  auch ausbildet.