Umstritten: Braunkohletagebau bei Lützerath Foto: dpa/Oliver Berg

Das Protestcamp von Gegnern des Braunkohletagebaus in Lützerath wird geräumt. Dabei will Deutschland schon bald keinen Strom mehr aus dem klimaschädlichen Brennstoff erzeugen. Was man über Braunkohle wissen sollte.

Das nordrhein-westfälische Dorf Lützerath soll dem Braunkohleabbau weichen. Doch die Nutzung des fossilen Brennstoffs wird nicht nur von Aktivisten kritisch gesehen. Wir beantworten wichtige Fragen dazu.

Was ist Braunkohle?

Braunkohle hat sich wie Steinkohle aus den Rückständen abgestorbener Pflanzen gebildet. Ihre Entstehung reicht zurück in das Erdzeitalter Karbon, das vor rund 360 Millionen Jahren begann und rund 60 Millionen Jahre dauerte. Damals sorgte ein mildes Klima für starkes Wachstum von Bäumen, Farnen und anderen Pflanzen, die dabei gewaltige Mengen von Kohlenstoff aus der Luft holten. Viele Pflanzen versanken nach ihrem Absterben in Wasser und bildeten unter Luftabschluss Torf, wie er heute noch in den letzten verbliebenen Mooren zu finden ist. Mit der Zeit wurden die Torfschichten von Ton- und Sandschichten überlagert und unter hohen Temperaturen zusammengedrückt. Dabei wurde ein Teil des Wassers herausgepresst. Die Braunkohle, die heute abgebaut wird, enthält zwischen 45 und 60 Prozent Wasser.

Wo wird in Deutschland Braunkohle abgebaut?

Braunkohle liegt vergleichsweise nahe an der Erdoberfläche und lässt sich deshalb kostengünstig im Tagebau mit riesigen Schaufelradbaggern gewinnen. In Deutschland wird Braunkohle hauptsächlich im Rheinischen Revier und in der Lausitz gefördert. Aufgrund ihrer niedrigen Energiedichte wird sie in der Regel nicht über weite Strecken transportiert, sondern in der Nähe der Fördergebiete in Kraftwerken zur Stromgewinnung genutzt.

Wo gibt es weltweit die größten Vorkommen?

Die größten wirtschaftlich nutzbaren Braunkohlevorkommen liegen in Russland, Australien und den USA. Deutschland steht auf Platz vier. Bei der jährlichen Fördermenge liegt China an der Spitze, gefolgt von Deutschland. Hierzulande ist die Braunkohleförderung seit ihrem Höchststand Mitte der 1980er-Jahre etwa auf ein Viertel der damaligen Menge gesunken. Zuletzt gab es wieder einen leichten Anstieg – 2022 stammte knapp ein Fünftel des deutschen Stroms aus Braunkohlekraftwerken. Um die Klimaziele zu erreichen, soll dieser Anteil rasch sinken. Ein Beschluss der Bundesregierung sieht vor, dass die Braunkohleverstromung im Rheinischen Revier bis zum Jahr 2030 ausläuft. In den ostdeutschen Revieren soll der Ausstieg bis 2038 über die Bühne gehen.

Warum ist Braunkohle besonders klimaschädlich?

Bezogen auf ihren Energiegehalt verursacht Braunkohle die höchsten Kohlendioxidemissionen unter allen fossilen Energieträgern. Der spezifische CO2-Ausstoß liegt bei rund 400 Gramm pro Kilowattstunde Primärenergie. Zum Vergleich: Bei Steinkohle sind es rund 340 Gramm, bei Heizöl knapp 270 und bei Erdgas etwa 200 Gramm. Die Emissionen zur Erzeugung einer Kilowattstunde Strom sind wegen der Energieverluste in den Kraftwerken nochmals deutlich höher. Je nach Wirkungsgrad der Anlagen kann die Produktion einer Kilowattstunde Braunkohlestrom daher einen CO2-Ausstoß von mehr als einem Kilogramm verursachen.

Was unterscheidet Steinkohle von Braunkohle?

Wird die relativ lockere Braunkohle von darüberliegenden Gesteinsschichten bei entsprechenden Temperaturen weiter zusammengepresst, geht der Wassergehalt zurück, während der Kohlenstoff- und Energiegehalt zunehmen. So entsteht im Laufe von Jahrmillionen harte Steinkohle, die aufgrund ihres höheren Alters deutlich tiefer liegt und daher viel schwieriger zu gewinnen ist als Braunkohle. Deutschland ist Ende 2018 aus der teuren Steinkohleförderung ausgestiegen. Die verbliebenen Steinkohlekraftwerke laufen mit importierter Kohle. Weltweit spielt Steinkohle eine deutlich größere Rolle als Braunkohle. China führt mit großem Abstand die Förderstatistik an. Die größten Steinkohleexporteure sind Indonesien, Australien, Russland und Südafrika.