Der Peilsender wird im Holzstapel versteckt Foto: dpa

Holz, vor allem Brennholz, ist so beliebt und teuer wie nie zuvor. Das ruft auch Kriminelle auf den Plan. Holzdiebstahl ist ein einträgliches Geschäft. Doch die Waldbesitzer wollen nicht länger zusehen.

Urbach - Sauber gestapelt liegen die Buchenstämme am Wegesrand. 100, vielleicht 150 dürften es sein. Kein besonderes Holz; Standardware, die als Brennholz oder Papier enden wird. Dennoch dürfte der Polter einige Tausend Euro wert sein. Und damit ein attraktives Objekt für Diebe – schließlich liegen die Stämme am Wegesrand wie auf dem Servierteller.

„Holz wurde schon immer geklaut. Aber die Dimensionen sind heute andere“, erklärt der Landesforstpräsident in einem Waldstück bei Urbach im Rems-Murr-Kreis. Reger und andere Verantwortliche der baden-württembergischen Forstverwaltung sind hier am Mittwoch zusammengekommen, um über die Problematik des Holzdiebstahls zu informieren. Wegen der hohen Dunkelziffer gibt es keine genaue Zahlen. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg verzeichnete zuletzt rund 1000 Anzeigen jährlich. Bundesweit geht der Schaden in die Millionen.

Die Verantwortlichen sprechen von organisierter Kriminalität. Es sind jedoch keine Banden am Werk. Die Diebe kommen meist aus der näheren Umgebung und kennen sich im Wald aus. Zum Teil werden sie unter den benachbarten Waldbesitzern vermutet. Sie wissen, wann wo Holz geschlagen wurde, und sind am nächsten Tag mit dem Spezial-Lkw zur Stelle. Die Eigentümer – Privatbesitzer wie staatliche Stellen – haben meist das Nachsehen. Die tonnenschweren Stämme lassen sich schließlich nicht mit einem Vorhängeschloss sichern. Und die Waldwirtschaft arbeitet nicht so just in time, dass sie ihren Rohstoff fällen, verarbeiten und gleich abtransportieren kann. Überwachungskameras sind im Wald aus Datenschutzgründen verboten.

Die Ersten wurden schon erwischt

Also hat sich die staatliche Forstverwaltung etwas anderes ausgedacht, um dem kriminellen Treiben Einhalt zu gebieten: Peilsender. Sogenannte Transponder werden an den Poltern angebracht, die sich mit Hilfe von Satelliten jederzeit orten lassen. Wird die wertvolle Ware unerlaubterweise abtransportiert, schlägt der Sensor Alarm – und die Polizei kann sich an Hand der Positionsdaten auf den Weg machen.

In Hessen und Bayern, wo die 500 Euro teuren Peilsender schon seit geraumer Zeit im Einsatz sind, wurden auf diesem Wege bereits Holzdiebe gestellt. Wie viele Geräte das Land im Einsatz hat, wird nicht verraten – genauso wenig wie Details zur Anbringung der zigarettenschachtelgroßen Kästchen. „Da die Diebe meist in der Nacht zuschlagen und wenig Zeit haben, gehen wir nicht davon aus, dass sie jeden einzelnen Stamm absuchen werden“, meint Franz-Josef Wiest von der Wald-Vermarkungsgesellschaft des Landes. Das Ganze soll vor allem abschreckende Wirkung erzielen.Metalldetektoren oder spezielle Elektronik vermögen die Sender nicht zu entdecken. „Das kann höchstens die NSA“, so Reger.

Edelholz bringt bis zu 10 000 Euro pro Festmeter

Der durchschnittliche Erlös für einen Festmeter (Kubikmeter) Holz liegt bei 70 Euro. Bei alten Eichen oder Ahorn, die zu Möbeln, Weinfässern oder Musikinstrumenten verarbeitet werden, werden bis zu 10 000 Euro bezahlt. Forstminister Alexander Bonde (Grüne) geht davon aus, dass von den in ganz Baden-Württemberg jährlich geschlagenen 8,5 Millionen Festmetern 500 000 diebstahlgefährdet sind. Ein Prozent davon, so schätzt er, wird gestohlen.

Die Zeiten, da mit Holz kaum Geld zu verdienen war, liegen noch gar nicht so lange zurück. Doch dann kam der Boom mit Pelletheizungen und Holzöfen. Der Brennholzverbrauch hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdreifacht. Mit der Zahl der verkauften Öfen stieg auch der Preis – von 33 Euro pro Festmeter im Jahr 2005 auf mittlerweile 70 Euro.

Im Vergleich zu Heizöl ist das immer noch günstig. Die Kilowattstunde Energiegehalt für Brennholz liegt bei zwei Cent, beim Öl kostet sie knapp neun Cent. Dennoch verschafft der gestiegene Preis – unter allen Sorten war der Anstieg nirgendwo so drastisch wie beim Brennholz – offenbar zusätzlich Anreiz zum Holzklau.

Wenn von Diebstahl die Rede ist, dann im Übrigen nur bei richtig großen Mengen. Wer vom Waldspaziergang einen Holzrugel mit nach Hause bringt, handelt nicht verboten. Laut Waldgesetz darf jeder so viel Holz im Wald sammeln, wie er tragen kann.