An der Kreuzung zur Mutzenbühlstraße beginnt die Fahrradstraße in der Bert-Brecht-Straße Foto: Kratt

Seit vergangener Woche ist in der Bert-Brecht-Straße nichts mehr, wie es mal war. Grüne, flächendeckende Markierungen, neue Schilder und eine geänderte Vorfahrtsregelung machen deutlich: Ab sofort ist hier eine Fahrradstraße. Und so sind die ersten Reaktionen.

VS-Schwenningen - Es ist ruhig geworden in der Bert-Brecht-Straße, die parallel zur viel befahrenen Römerstraße verläuft.

Ab und zu fährt ein Auto durch, dessen Fahrer etwas erstaunt, ja nahezu ungläubig auf die neue Verkehrssituation blickt. Und die besagt, dass ab sofort nur noch diejenigen Autofahrer die Straße nutzen dürfen, die Anlieger sind.

"Anliegen heißt, in der Straße jemanden besuchen, etwas abholen, dort wohnen oder einkaufen", erklärt Oxana Zapf, Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen, im Gespräch mit unserer Redaktion. Parkmöglichkeiten für Anlieger gebe es an den gleichen Standorten wie vorher, diese seien farblich nochmals hervorgehoben worden. Reines Durchfahren oder dortiges Parken, aber in einer anderen Straße ein Anliegen haben, sei indes nicht mehr erlaubt. Ab sofort also ist die Straße primär den Radfahrern vorbehalten, wie auch die großen grünen und flächendeckenden Markierungen deutlich machen. Diese Markierungen sind vor allem in den fünf Kreuzungsbereichen mit der Mutzenbühl-, Schlegel-, Gellert-, Von-Stauffenberg- sowie Liselotte-Hermann-Straße unverkennbar. Auch ein kleines Stück der Sturmbühlstraße, die Ecke zur Arminstraße, ist Fahrradstraße.

Es gilt, den Schülerverkehr zu schützen

Doch warum hat die Stadt diese Maßnahme überhaupt ergriffen? Im Mai hatte der Gemeinderat das gesamtstädtische Radverkehrskonzept auf den Weg gebracht, das die Stadt VS durch unterschiedliche Maßnahmen grundsätzlich fahrradfreundlicher machen soll. Eine Maßnahme ist die Umwidmung von Verkehrsstraßen in Fahrradstraßen. Ein großer Fokus dabei liegt auf dem Stadtbezirk Schwenningen, wo bereits der Radschulwegplan unter anderem durch den Mini-Kreisverkehr an der Dauchinger Straße umgesetzt wurde.

Denn: Mit dem Schulverbund und dem Gymnasium am Deutenberg sind mehrere Tausend Schüler betroffen. "Da der Schülerverkehr besonders schützenswert ist, soll die Radverkehrsanbindung des Schulzentrums Deutenberg verbessert werden", hatte Mobilitätsmanager Ansgar Kundinger bereits als Grund in einer Pressemitteilung genannt. Und die Bert-Brecht-Straße gilt, vom Nordring her kommend, als Hauptverbindung zum Schulzentrum Deutenberg

Infoveranstaltung vor Ort mit Interesse und vielen Fragen

In der vergangenen Woche hatte das zuständige Grünflächen- und Tiefbauamt, dem auch Ansgar Kundinger angehört, Anlieger und Interessierte zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Etwa 20 bis 30 interessierte Personen hätten den Termin wahrgenommen, wovon einige zunächst besorgte Rückfragen geäußert hätten, berichtet Oxana Zapf. Nach Klärung dieser Fragen seien die Reaktionen auf die Einführung aber an sich positiv gewesen. "Die Verkehrsberuhigung ist willkommen. Die Sicherheit für die Schüler ist ersichtlich", fügt sie hinzu. Viele fänden auch die Farbe schön.

Es kommen noch weitere Straßen hinzu

Was ändert sich? Wer gilt als Anlieger? Wird die Fahrradstraße überhaupt genutzt? Solche und ähnliche Fragen seien beim Termin aufgekommen, resümiert die Pressesprecherin. Und auch, warum nur das Mittelstück der Bert-Brecht-Straße – also ohne den vorderen Bereich bis zur Kreuzung Mutzenbühlstraße sowie den hinteren Bereich ab Kreuzung mit der Liselotte-Hermann-Straße – als Fahrradstraße umgenutzt wurde. Die anderen Teilstücke sowie die Carl-Haag- und die Staufenstraße in Anbindung an die Bert-Brecht-Straße werden laut Grünflächen- und Tiefbauamt im kommenden Jahr erst noch saniert. Danach werde die Fahrradstraßenachse durchgebunden.

Was die Stadtverwaltung zudem noch aus der Info-Veranstaltung mitnehmen konnte, das sei die Raserthematik in der Bert-Brecht-Straße und damit verbunden mögliche Kontrollen, der Winterdienst für die Radinfrastruktur sowie die Beschilderung der Zufahrtsstraßen, berichtet Oxana Zapf.

Das sagen die Anwohner und Radfahrer

"Für uns Anwohner bringt die neue Situation eigentlich nur Vorteile", sagt derweil eine Bewohnerin der Bert-Brecht-Straße im Gespräch mit unserer Redaktion. Und gerne würde sie aber wissen, wie viel Nicht-Anlieger dennoch hier durchfahren würden. Schwenningen sei bisher, vor allem für jüngere Kinder, nicht ganz ungefährlich für Radfahrer, sagt zudem eine vorbeifahrende Radlerin. Die Fahrradstraße sei ein guter Anfang, um das zu ändern.

Das sagen die Facebook-Nutzer

Und wie sehen die Bürger in den sozialen Medien die neue Verkehrssituation? Während manch ein User die Umnutzung als "Witz" oder "Steuerverschwendung" bezeichnet, ist auch konstruktive Kritik dabei: "Die Fahrradstraße in der Bert-Brecht-Straße ist wirklich super!!", kommentiert eine Userin den Facebook-Post der Stadt VS zur Fahrradstraße, und meint weiter: "Ich freue mich immer sehr, wenn die Fahrradinfrastruktur verbessert wird. Die 20 Meter Sturmbühl-/Arminstraße machen aber wirklich (noch) keinen Sinn. Vielleicht ist das ja Teil eines größeren Plans? Aktuell ist die Kreuzungsanlage aber eines der gefährlichsten Pflaster für Radler, daran ändert in aktuellen Zustand auch die etwa schildergroße Fahrradstraße nichts."

Ein anderer Nutzer schreibt zudem: "Das Teilstück der Sturmbühlstraße ist für 60 Meter wohl etwas übertrieben. Was deutlich sinnvoller gewesen wäre, ist die vollständige Bildacker- oder Bürkstraße als Alternative Richtung Stadt als Fahrradstraße auszuweisen."